Johnars schrieb:
"Wenn ich jetzt aber Deine eigene kritische Meinung lese"
Da hast du mich aber gehörig missverstanden.
Ich habe meine "Alte" so akzeptiert und "geliebt", wie sie ist und blieb ihr dann auch in finanziell besseren Zeiten treu. Mit ihr stahl ich schließlich den Sinar-Kollegen die Show. Ebenso mit dem polnischen Krokus 6/9 Vergrößerer mit Doppelkondensor und zwei Optiken. Damals neu für umgerechnet €120. Die Optiken wurden gegen Nikkore ausgetauscht und u.a. Peter Lindbergh war Jahre Kunde meiner damaligen Frau, die in unserem Studio-Labor auf dem Krokus sowie ebenfalls spottbilligen 8/10 Ahel für Kollegen SW-Arbeiten machte.
Ebenso meine Buckel-Volvos, während es für andere damals der erste Mercedes-Kombi sein musste. Die Show war auf meiner Seite, weil ich es in der Aufbauphase verstand, aus der finanziellen Not eine Tugend zu machen.
Ich stand nämlich nach der Ausbildung in einem Hightech-Studio mit einer super Mappe und bester Referenz auf der Strasse und stellte plötzlich fest, dass ich auch ohne diesen technischen Hintergrund sehr gut sein musste. Da wurde eben auch mal das für 4/5 gerechnete 150-iger Symmar für eine Tschibo-Anzeige im Nahbereich als WW auf 8/10 genutzt. Mit dem üblichen, etwas großzügigeren Beschnitt fiel dem Kunden das nicht auf.
Natürlich kam es anfänglich vor, dass ich einen Job "aus Termin-Gründen" ablehnen musste, weil ich noch nicht die dafür benötigten 50.000 W/sec
zur Verfügung hatte. GF braucht mit zunehmendem Format ja Unmengen Licht. Umgekehrt bekam ich Jobs, an denen Kollegen mit ihren 50.000 W/sec gescheitert waren. Meist ging es um fluoreszierende Kunststoffe und Anilin-Leder z.B. bei Schuhen, die durch das UV im Blitz angeregt zu den tollsten Farbstichen führen. Mit diversen Make-ups gibt es ähnliche Probleme. Da funktioniert nur die gute, alte, elektrische "Birne", was erstaunlich viele nicht wussten und mir gute Jobs brachte.
Micha schrieb:
"Klar kann man mit beiden Fotos machen, aber mit einem so lieblos hergestellten Werkzeug möchte ich persönlich nicht arbeiten. Ja ich fühle mich ein wenig in der Ingenieursehre verletzt, denn der Kostenunterschied zwischen beiden Qualitäten ist lächerlich gering"
Verständlich, wenn du das Werkzeug nicht nur als Mittel zum Zweck sehen kannst. Deine Allergie hat aber auch ihren Preis.
...und die Russen waren übrigens zuerst auf dem Mond.
Ich kenne mehrere Menschen, bei denen die Suche nach dem Ideal durch die Angst, einen Fehlkauf zu tätigen, zur Lebensaufgabe über Jahre wurde.
Abgeschwächt ist das die berechtigte "Angst" des Unkundigen. Diese Beiträge sollen ihm Orientierungshilfe sein und darum sind sie gut.
Mein Deardorff-Beitrag sollte zeigen, wie relativ Präzision in der Praxis ist. Die Kamera ist bekanntlich Kult und sauteuer. Aber es gibt vom Gebrauchswert vergleichbare Kameras oder bessere Kameras, die spottbillig sind. Dabei denke ich z.B. zuerst an alle Mentor-Kameras. Ich habe meine noch nicht im Betrieb aber werde berichten, wenn es nicht jemand schon vorher macht.
Wichtig erscheint mir bei der Suche nach "seiner" Kamera, dass man weiß, was man photographieren will und dass man sich in der photographischen Theorie zumindest in den Grundzügen auskennt, um sicherer selbst entscheiden -und wo nötig, improvisieren zu können. Erst dann sollte die Phase learning by doing beginnen. Ohne das Grundwissen zieht man das Pferd wie beim Autokauf von hinten auf mit allen Folgen wie Frust und Kosten.
HG, rainer