• Hallo allerseits,

    gestern war ich am Fotografieren von Architektur. Ich baute alles schön auf, den grossen Koffer neben dem Stativ, das Dunkeltuch an der Kamera, und kaum war ich unter dem Dunkeltuch, um das Bild einzustellen, kam schon die erste Ratte mit Winterfell vorbei und wollte mir in den offenen Koffer brunzen. Ich scheuchte das arme Tier mit einer Fußbewegung weg.

    Etwa eine Viertelstunde später kam so ein Typ mit zwei recht großen Hunden, vermutlich sowas wie ein vollgefresserer Retriever, der so vollgefressen war, dass er nur mit Mühe geradeausrollen konnte, und einem Tier, das vermutlich aus einem Techtelmechtel aus einem Rottweiler und einem Berner Sennenhund hervorgegangen war.

    Letzteres war recht aggressiv. Ich war unter dem Tuch und hörte so aus 50 Metern Entfernung bereits ein japsendes, knurrendes Geröchel, das ich erst gar nicht auf mich bezog, weil es so ferne war. Nach zwei Sekunden aber war es direkt hinter mir, und ich kam unter dem Tuch hervor, um zu schauen, ob auch dieses Tier mir was Gutes will. Der Hund sprang um mich herum, bellte mich an, ging mit dem Kof runter, fletschte die Zähne und wollte mich fast zerreißen. Immer wieder sprang er auf mich zu, ließ aber im letzten Moment ab. Da kam endlich das Herrchen, oder soll ich sagen, die Dummtrulle von Hundebesitzer, um mich anzublöken, ich solle nicht so aggressiv auftreten, indem ich die Hände herunternäme. Ich rief ihm zu, ich habe überhaupt nichts gemacht und er solle seinen Hund doch bitte festhalten, was er natürlich nicht tat. Man stelle sich nur mal vor, meine beiden Kinder, 7 und 8, wären dabei gewesen und wären vor Angst weggerannt ...

    Realisierend, dass man mit solchen kommunikationsrenitenten Idioten, die einen dazu noch belehren möchten, anstatt sich zu entschuldigen, nur verlieren kann, nahm ich mir vor, mir ein Hundespray anzuschaffen oder ein sehr großes Klappmesser, oder einen Schocker oder sowas. Im Dezember hatte ich schon eine solche Begegnung im Stadtwald, da war das Stativ aber schon zusammengelegt, und ich konnte es nach Art eines Baseballschlägers als Hiebwaffe verwenden. Ich verfehlte den Köter, dessen Sprung ich voller Vorfreude abwartete, und erst nach diesem ersten Hieb, dem fünf Minuten Ankläffen, Anknurren und Anspringen vorangegangen waren, gedachte der Besitzer, sein Tier an die Leine zu nehmen ...

    Versteht mich nicht falsch: ich mag Hunde, solange sie 1. nicht in der Stadt gehalten werden, denn sie wollen jagen und springen, 2. die Besitzer mit ihnen regelmäßig in die Hundeschule gehen und 3. sie niemanden ankläffen. Ich mag sie sogar sehr und würde vielleicht sogar einen aufnehmen, hätte meine bessere Hälfte keine Hundehaarallergie.

    Aber sowas wie freilaufende Terrorbestien: das geht gar nicht.

    Und nun meine Frage: wie handhabt Ihr das eigentlich mit solchen ungebetenen Zeitgenossen?

  • meine bescheidenen 2 cents dazu:

    • Die Hunde können in der Regel nix dafür
    • Die Hunde haben ein sehr feines Gespür dafür, ob ihnen jemand freundlich gesinnt ist, Angst hat oder gar unterschwellig aggressiv ist.
    • Hinzu kommen auch noch Revierverhalten und Beschützerinstinkt

    Jetzt mal aus Sicht des Hundes:

    • was macht dieser Typ da in meinem Revier (auf meiner Strecke, die ich jeden Tag laufe)? Muss ich mir mal genauer anschauen...
    • Hat der Typ Angst? Oder will er spielen? Jedenfalls läuft er nicht wie alle anderen Zweibeiner hier einfach auf dem Weg entlang. Aufpassen.
    • Herrchen/Frauchen scheint das, was der Typ da macht, auch suspekt zu sein - ich passe besser mal auf. Und Herrchen/Frauchen hat auch noch nix gesagt, also mach ich ja nix falsch...
    • Der Typ legt sich jetzt auch noch mit Herrchen/Frauchen an. Ich passe besser mal auf.

    Ja, es gibt Hundehalter, die sind dumm, arrogant, ignorant, gedanken- und rücksichtslos. Diese Eigenschaften sind bei Hundehaltern aber m.M.n. nicht häufiger anzutreffen, als bei den hundelosen Mitmenschen.

  • Wenn man selbst Hunde hat, bleibt man da entspannter.
    Zum einen, weil man den meisten sofort ansieht, dass da nur eine Schauze voll heißer Luft angebellt kommt. Zum anderen, weil man denkt, dass man die Situation so oder so im Griff hat, eben weil man sich ja mit Hunden auskennt. Auch, wenn es dann im Endefekt vielleicht doch nicht so ist : )
    Wenn man selbst aggressiv wird und vielleicht sogar noch auf den Hund eintritt oder schlägt, wird es nur noch schlimmer, falls der wirklich ernsthaft auf Krawall gebürstet ist. Wenn man Angst zeigt allerdings auch.
    Und glaube mir, wenn es da wirklich eine große muskelbepackte Kampfmaschine auf dich ernsthaft abgesehen hast, brauchst du dein Einbeinstativ gar nicht erst in die Hand nehmen. Der zerfetzt dich in winzig kleine Schnipsel, während du noch versuchst, dein Klappmesser auszupacken. Den schneidest du dir auch nicht mal so eben vom Hals. Keine Chance. Wetten?

    Ich mache das in solchen Situationen immer so: Großmachen und aufrecht breitbeinig und vor allem selbstbewusst ohne den kleinsten Anflug von Zweifel oder Angst - das merken die nämlich sofort - hinstellen und wenn er auf ein paar Meter ran ist, sage ich laut und scharf und bestimmt" Ab! Geh nach Hause! Ab!" Dabei deute ich mit ausgesteckten Arm in die Richtung, aus der er gekommen ist. Hat bei mir bisher mit einer einzigen Ausnahme immer geklappt, auch bei großen lauten Hunden, die ich nicht so gerne am Hals gehabt hätte. Hilfreich beim Keine-Angst-Haben kann natürlich das Pfefferspray sein, dass in der Tasche für den absoluten Notfall (!) wartet. Die Selbstsicherheit, die du so ausstrahlst, bemerken die Tiere sofort und das Ganze hat sich erledigt.
    Habe letztens noch einen Tipp bekommen, der sich super anhört, den ich aber noch nicht ausprobiert habe. Und zwar: Immer superleckere Leckkerlis in der Tasche haben und die dann dem herannahenden Tier vorwerfen. Werde ich mal ausprobieren. Meine beiden Collies wären da auf jeden Fall sofort lammfromm : )

  • Stimmt schon, das man bei einer Konfrontation mit einem Hund sich besser oder weniger gut verhalten kann.
    Aber wenn es zu einer solchen kommt, auf öffentlichem Grund, liegt der Fehler ausschließlich beim Hundehalter.

  • Klar liegt es am Halter, nicht am Hund.

    Wie gesagt, die Hunde in der Stadt tun mir eher leid, und eigentlich habe ich Hunde gern.

    Aber die Angst, wenn man so erschreckt wird, die ist halt auch da, da kann man nichts dagegen machen.

    Ich glaube, ich probiere es mit dem, was der Schwarzweißseher empfohlen hat. Selbstsicherheit, Richtung angeben, Klartext, und zur Not ein Spray (falls es keinen Gegenwind gibt).

    Die Leckerli sind auch interessant. Ich kaufe mir einfach einen Landjäger, den kann ich am Ende selber verputzen, falls kein Hund vorbeikam ...

    Einbeinstativ

    Nee, Gitzo 5er Tele Studex mit Monoball. Aber Du hast recht: vermutlich ist der Hund schneller ...

  • Und nun meine Frage: wie handhabt Ihr das eigentlich mit solchen ungebetenen Zeitgenossen?


    hoffen und beten. und hinterher hassen.

    war bisher zweimal in solchen situationen: einmal hat mich ein hund vom rennrad geholt. bei tempo 30 nicht lustig, da ist die pelle großflächig runter. und der halter wollte sich dann auch noch aus dem staub machen. gottseidank gab es hilfreiche augenzeugen und der trottel am anderen ende der leine hatte eine haftpflicht.

    das zweite mal war tatsächlich beim fotografieren. wollte eine pumpstation bei caposile fotografieren. der wächter der anlage hat mir das sogar erlaubt (wohnt auf dem gelände). allerdings hielt er es nicht für nötig, seine töle an die leine zu legen. und die wollte halt ihr revier verteidigen. sehr aggressiv, aber auch ängstlich (also die töle, höhö). jedesmal wenn ich mit dem langen sinarrohr draufzuging haute sie ab und ihr halter lachte sich halb schlapp. war also eher nervig als gefährlich.

    ob ich das bei der von dir beschriebenen kreatur aus rottweiler und sennenhund auch so gemacht hätte bezweifele ich. so lebensmüde bin ich dann wohl doch nicht. ich glaube so maulgewordenen ufc-mischungen kommt man auch spray nicht bei. vielleicht hilft ein eigener hund (zur ablenkung bis der trottel von halter eingetroffen ist) und - man muss das wohl leider so sagen - als opfergabe im extremfall.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • Hunde sind ein finsteres Kapitel. Aus der Sicht der Hundehalter sind es natürlich immer die Anderen ... Ein nicht notwendig verallgemeinerbares Erlebnis: Vor ziemlich vielen Jahren bin ich auf einer Straße im Stadtzentrum an einem angeleinten Hund vorbeigegangen (ich glaube nach wie vor nicht, dass das Wechseln der Straßenseite eine besonders sinnvolle Lösung ist). Das nette Tier meinte, mich in den Arm beißen zu müssen, ohne Vorwarnung. Zum Glück hatte ich eine Lederjacke an, die danach einen Triangel aufwies (auch immer noch besser als Triangel im Arm!). Interessant war nur die Reaktion der Hundebesitzerin: ICH hätte eine falsche Bewegung gemacht! Klar. Was eine richtige Bewegung ist, wusste ich auch danach nicht. Da meine Jacke geflickt worden ist, mit einigen Mühen auf Kosten der Hundehalter, habe ich selbstverständlich auf dümmliche Eskalationen (Anzeige etc) verzichtet.

    Unter dem Strich: Wie Lohi sagt, gehören Hunde nicht in eine Stadtwohnung. Die armen Viecher können einem nur Leid tun. Es wird immer soviel von artgerechter Haltung, meistens bei Reptilien, gesprochen. Hunde werden meiner Ansicht nach in gut 90% aller Fälle nicht artgerecht gehalten. Die müssen laufen. Herrchen/Frauchen können das nicht; die sind ja nach wenigen Metern außer Puste.

    Ich weiß nicht, ob es bei großen Hunden hilft. Wenn die einen anspringen - Knie hochziehen. Das mögen die wohl nicht. War ein Tip von einer Hundebesitzerin. Bei einem Berner Sennenhund bin ich mir aufgrund der Massnverhältnisse weniger sicher.

    <bosheit> Pumpgun, und auf alles schießen, was in der Nähe nach aggressivem Hund aussieht. </bosheit>

    Oder eine alternative Lösung: Statt immer die armen Hunde, die ja nichts dafür können, nach ihren Untaten einzuschläfern, sollte man dieses Exempel besser an Herrchen/Frauchen statuieren.

    Hundefreundliche Grüße von hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • In so einem Fall würde ich glaub so laut schreien, dass 1. die Hunde erschrecken und 2. das der Hundeführer seine Hunde zu sich pfeifen würde. Ansonsten würde ich mich mit einem grossen Stecken bewaffnen und mein Revier verteidigen. Steine habe ich auch schon genommen und auf die Hunde geschmissen, weil der Halter nirgends zu sehen war.
    Damit konnte ich sie solange auf Distanz halten, bis der Hundebesitzer von Führer kann man ja in so einem Fall gar nicht sprechen endlich auch sichtbar wurde und dann habe ich den so zusammengeschissen, dass er schnell das weite suchte mit seinen Kläffern!

    " You push the button and we do the rest."
    Kodak Werbespruch!
    Today
    "You push the button and the pixels do the rest"

  • In so einem Fall würde ich glaub so laut schreien, dass 1. die Hunde erschrecken und 2. das der Hundeführer seine Hunde zu sich pfeifen würde. Ansonsten würde ich mich mit einem grossen Stecken bewaffnen und mein Revier verteidigen. Steine habe ich auch schon genommen und auf die Hunde geschmissen, weil der Halter nirgends zu sehen war.
    Damit konnte ich sie solange auf Distanz halten, bis der Hundebesitzer von Führer kann man ja in so einem Fall gar nicht sprechen endlich auch sichtbar wurde und dann habe ich den so zusammengeschissen, dass er schnell das weite suchte mit seinen Kläffern!

    Ja, aber man will ja fotografieren, und nicht herumbrüllen.

    Jedenfalls war das gestern am ZPK in Bern. Wenn ich da mit Steinen schmeisse, kommt die Polizei und verhaftet mich. Und erst die Omis, die einen immer belehren, nur weil man sich mal mit ein paar Dezibel mehr ausdrückt statt rumzuflüstern ...

  • Servus,

    auch wenn die Situation nicht amüsant ist finde ich deinen Eröffnungsbeitrag wirklich köstlich.
    Und klar... Den Unmut bezüglich Tier und Halter des selbigen kann ich verstehen. Das würde mich auch extrem Nerven (Sicherheitsaspekt und Unverständnis des Besitzers).
    Mir ist eine solche Situation noch nicht begegnet. Bei mir ist es eher die Spezies Mensch, der ich beim Fotografieren nichts abgewinnen kann. Speziell in Düsseldorf (Medienhafen und Umgebung) gibt es immer mal wieder Personen (erkennbar am laut röhrenden Fortbewegungsmittel), die meinen extra langsam vorbeifahren und vor der Kamera herumzukaspern zu müssen.
    Ich denke mir dann immer: "Junge, ich bin hier noch am einstellen. Kannst gerne noch ne halbe Stunde deinen Zirkus aufführen bis ich dann das Bild machen kann. Wir können also gerne schauen, wer von uns den längeren Atem hat."

    Gruß
    Mario

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