leider hat er recht, der aktuelle truschner

  • in seinem aktuellen fotolot kommt der truschner auf die lage der fotokunst 2019 in deutschland im allgemeinen, besonders aber auf die in berlin zu sprechen. und was soll man sagen: es sieht nicht gut aus. ein eindruck, den man teilen kann.

    insbesondere die furchtbare mutlosigkeit (oder ist phantasielosigkeit? AHNUNGSLOSIGKEIT gar?) derjenigen, die eigentlich die räumlichen und finanziellen möglichkeiten dazu hätten (öffentlich-rechtlich geförderte oder gleich komplett finanzierte einrichtungen und institute) mal neue sachen zu präsentieren, lieber aber auf die zehnte ruff/gursky/hütte/höfer/struth-ausstellung setzen, hatte mich ja schon vor einiger zeit hier im forum zu einer wortmeldung motiviert. nichts gegen all diese mehr oder weniger wunderbaren künstler: aber die sind längst etabliert.

    und wenn´s nicht die sind; dann werden halt die klassiker abgestaubt. sander, renger-patzsch...

    frage an die schweizer hier im forum: wie sieht´s aktuell in der schweiz aus?

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

    Einmal editiert, zuletzt von In den Duenen (10. Januar 2020 um 01:40)

  • Bei uns sah es etwas besser aus, wird sich aber sehr schnell wieder verschlechtern, wenn die Photobastei am Juni dicht macht.
    Die haben wirklich viele gute Sachen gezeigt, vereinzelt auch Schrott, war aber eine gute Möglichkeit für Newcomer, mal auszustellen. Natürlich waren immer mal auch wieder paar etablierte dabei, ich fand es meist ein guter Mix!

    http://www.photobastei.ch

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  • genau in den vorhandenen räumlichen und finanziellen möglichkeiten bzw der finanziellen ausstattung liegt das problem.

    es ist ein inhärentes systemproblem, es fängt in stilistischen hochphasen an und führt zum verfall durch ideenlosigkeit.

    es geht jahr für jahr um förderung, weshalb das bestehende ausgeblasen wird, um gelder zu ergattern, zumal auch nur bezahlt wird, wovon man bereits eine ahnung hat, und diese anerkennung des erarbeiteten verhindert natürlich auch neues.

    hungrig zu sein ist wesentliche voraussetzung für kreativität. ventus implenter non studet libenter. diese beobachtungen machte ich seinerzeit im vorstand eines künstlerverbandes, der auch kulturelle events organisierte und dazu öffentliche gelder erhielt. währenddessen blühten die off spaces, die komplett unfinanziert blieben. sie hatten einfach die besseren köpfe und die kreativere kunst, mit dem radikaleren wunsch, sich abzuheben.

    ps. die nzz zur photobastei ist unklar. sie spricht von einem budget von 1 mio. aber von der stadt kamen offenbar max 4x20000 und einmal 50 000, das sind 130000 in 5 jahren. wie war dandas geschäftsmodell? normalereise werden solche projekte in ch gern gefördert - allerdings muss die rechnung stimmen bzw der geschäftsplan. und: stimmt das mit der formalität, ist immer noch offen, ob die politische linie stimmt (gerade in der schweiz) und ob das bei entsprechendem budget nicht doch versteckte wirtschaftsförderung wäre, die die befugnisse einer städtischen abteilung kulturelles überstiege.

    was nicht heißt, dass ich die arbeit der bastei schlecht fände. im gegenteil. in winterthur und lausanne sieht man eh zu oft nur "exhibitions for hire" aus dem jeu de paume in paris.

  • hungrig zu sein ist wesentliche voraussetzung für kreativität.

    Ich halte diese Aussage für einen vergifteten Gemeinplatz. Es mag durchaus sein, dass "Hunger" gelegentlich die Kreativität befördert, aber wenn man den "Hunger" auf Not reduziert ... ? Das entspricht so ungefähr dem Argument, dass Mendelssohn ja gar kein echter Künstler war, weil er , z.B. im kolportierten Gegensatz zu Mozart, aus wohlhabendem Hause kam und nicht gelitten hat (was in dieser Allgmeinheit natürlich Blödsinn ist). Kann nur der den Blues singen, der leidet/gelitten hat?

    Ja, ich weiß. Man darf den "Hunger" auch metaphorisch verstehen.

    Ein voller Bauch studiert nicht gern. Stimmt. Ein leerer Bauch hat aber auch keine großen Neigungen in dieser Richtung.

    Grüße aus dem Flaubertschen Sottisier von hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Ich halte diese Aussage für einen vergifteten Gemeinplatz. Es mag durchaus sein, dass "Hunger" gelegentlich die Kreativität befördert, aber wenn man den "Hunger" auf Not reduziert ... ? Das entspricht so ungefähr dem Argument, dass Mendelssohn ja gar kein echter Künstler war, weil er , z.B. im kolportierten Gegensatz zu Mozart, aus wohlhabendem Hause kam und nicht gelitten hat (was in dieser Allgmeinheit natürlich Blödsinn ist). Kann nur der den Blues singen, der leidet/gelitten hat?
    Ja, ich weiß. Man darf den "Hunger" auch metaphorisch verstehen.

    Ein voller Bauch studiert nicht gern. Stimmt. Ein leerer Bauch hat aber auch keine großen Neigungen in dieser Richtung.

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    Das ist eine gute Frage Hunger oder voller Bauch? Bei den jetzigen Preisen für das Verbrauchsmaterial in dem analogen Foto Sektor sind schon so einige Künstler auf harte Diät gesetzt worden. Ob dadurch deren Kreativität gestiegen ist???

  • Natürlich habe ich ein wenig übertrieben. Und es gibt ja auch noch einen Unterschied zwischen Hunger und Not. Und oft genug singen Leute den Blues, die noch nicht mal leiden.

    Ich denke aber trotzdem, dass es weniger die Not ist, die die Leute in die Kunst treibt, als das Verfügen über Zeit und Geld. Man muss sich die nötige Allgemeinbildung leisten können, man muss sich ein immaterialgüterfokussiertes Studium leisten können, man muss sich hohe Anfangsinvestitionen ohne erkennbaren Amortisationspersepektiven leisten können, und man muss die ersten Jahre in Menschenwürde hinter sich bringen, bis der Kessel genug Druck aufgebaut hat, damit die Maschine dann am Laufen bleibt.

    Hier in Bern gibt es sogar ein Kunstgymnasium in Münchenbuchsee, http://www.gymhofwil.ch/gymnasium-hofwil/charakter#start, für Begabte. Dorthin gehen eher nicht die Arbeiterkinder ...

    Ich habe jetzt keineswegs Dünkel gegen KünstlerInnen. Habe ja selber Kunstgeschichte studiert, ein "Orchideenfach". OK, ich habe mich schon genervt, dass ich im Unterschied zu den anderen für mein Studium arbeiten musste. Und das stimmt natürlich auch: wer nichts zu fressen hat, der geht halt erstmal für Geld arbeiten, und dann erst für Kunst und Kultur.

    Zur Förderung: wenn nach NZZ das Budget für einen Zürcher Veranstaltungsort 1 Mio CHF beträgt, geht es da ja nicht um niederschwellige Kulturförderung, wofür die städtische "Abteilung Kulturelles" zuständig wäre oder die städtische Kunstkommission, sondern um ein ordentlichen Geschäftsplan, innerhalb dessen den getätigten Ausgaben auch ein entsprechender (Rein)Gewinn nach Abzug der Aufwendungen entgegensteht. In selbständiger Tätigkeit veranschlagt man normalerweise 30% Gewinn, also 300 000 CHF. Da sind die Beiträge der Stadt Zürich Peanuts, aber für die Förderung von geschäftlichen Tätigkeiten ist die Abt. Kulturelles ja gar nicht konzipiert.

    Denn: wer entscheidet denn dann, warum nur dieses Geschäftsmodell und nicht doch auch ein anderes subventioniert werden soll? In Zürich starb vor kurzem der bekannte Sozialfotograf R. Grethler: sein Nachlass, ein Riesenarchiv, das nun wirklich sehr wichtig ist für ZH, könnte mit 20 000 CHF pro Jahr durchaus was anfangen.

    Es gibt recht viel Förderung in der Schweiz, insbesondere auch für Fotokünstler. Die ganze Fotokunstsparte scheint mir ungleich anerkannter zu sein als in Deutschland. Hier in Bern gibt es auch Austausche mit Kairo, Berlin, New York. Stipendien aller Art, Kunstpreise, aber auch Werkförderungen z.B. wenn einer z.B. eine umfangreiche 4x5 Serie über abgetakelte Schikantinen plant - das wird dann hochglanzpubliziert, mit Geldern von Stadt, Kanton und Burgergemeinde, mit dem "National Geographic"-Filter von Photoshop und serifenloser Schrift in Grösse 8pt.

    Aber nur bis 40. Wer es dann noch nicht geschafft hat, wird als "Liebhaber" eingeordnet. Dann fällt er überall durch. Ausser bei der kantonalen Erziehungsdirektion: dort kriegt er dann ein sehr gut entlöhntes Stundendeputat für Kunst an Schulen, sofern er einen eigenen Lehrplan ausarbeitet. Dann kann er jeweils 2 Projektwochen pro Klasse an einer oder mehreren Schulen machen. Wer dann dort drin ist, hat auch genug Arbeit für das ganze Jahr.

    Ich finde das durchaus gut, und ich denke, es sollte noch mehr Geld fließen. Aber ehrlich sollte man schon sein: es ist einerseits eine Subventionswirtshaft, die andererseits viel wirtschaftliches Engagement der Produzenten voraussetzt, dem nur wenig finanzieller (nicht immaterieller!) Reingewinn gegenübersteht.

    Ich halte diese Aussage für einen vergifteten Gemeinplatz. Es mag durchaus sein, dass "Hunger" gelegentlich die Kreativität befördert, aber wenn man den "Hunger" auf Not reduziert ... ? Das entspricht so ungefähr dem Argument, dass Mendelssohn ja gar kein echter Künstler war, weil er , z.B. im kolportierten Gegensatz zu Mozart, aus wohlhabendem Hause kam und nicht gelitten hat (was in dieser Allgmeinheit natürlich Blödsinn ist). Kann nur der den Blues singen, der leidet/gelitten hat?
    Ja, ich weiß. Man darf den "Hunger" auch metaphorisch verstehen.

    Ein voller Bauch studiert nicht gern. Stimmt. Ein leerer Bauch hat aber auch keine großen Neigungen in dieser Richtung.

    Grüße aus dem Flaubertschen Sottisier von hp

  • Aber ehrlich sollte man schon sein: es ist einerseits eine Subventionswirtshaft

    Früher wurden Künstler auch bezahlt, von Adeligen und auch wohlhabenden Bürgern, die sich das leisten wollten und konnten. Aber wie bei vielen andere Dinge auch haben sich diese Gönner von diesen Agenden verabschiedet und investieren lieber in Immobilien oder fertige Kunstwerke, deren Marktwert schon abschätzbar ist.
    Wenn wir also als Gesellschaft nicht auf Kunst verzichten wollen, müssen wir die Rolle das Staates als Finanzier akzeptieren.

  • Da geht es schon los das die Gesellschaft gespalten ist voller Bauch und hungrich oder auf Not gesetzt. Individualität und Kreativität ist kein selbstverständliches Gut es ist wie ein latentes Bild es muß erst mit den nötigen Mitteln entwickelt werden damit es ein richtiges Bild wird. Es gibt eine Menge taläntierten Leute die aus diesem Grund nie zum Zug kommen werden und von denen die Welt nichts erfahren wird.

    Ich denke das eigentliche Problem ganz wo anders liegt.
    Der gesellschaftlicher Anspruch an sich selbst nach mehr Individualität und Kreativität ziemlich abgenommen hat. Das Volk wird auf eine Art standardisiert; gleiche Denkweise, gleiches Aussehen, politische Überzeugungen……….., und bei dieser Vorgehensweise ist der Erfindergeist eher ein Störfaktor.

  • gerhard gundermann: tagsüber auf dem bagger, abends konzerte.

    Früher wurden Künstler auch bezahlt, von Adeligen und auch wohlhabenden Bürgern, die sich das leisten wollten und konnten. Aber wie bei vielen andere Dinge auch haben sich diese Gönner von diesen Agenden verabschiedet und investieren lieber in Immobilien oder fertige Kunstwerke, deren Marktwert schon abschätzbar ist.Wenn wir also als Gesellschaft nicht auf Kunst verzichten wollen, müssen wir die Rolle das Staates als Finanzier akzeptieren.

  • Ich denke das eigentliche Problem ganz wo anders liegt.

    Ich kann es noch pessimistischer ausdrücken: Alles, was sich nicht unmittelbar in kalkulierbaren Gewinn ummünzen (sic!) lässt, ist Luxus, also nicht notwendig, und erhält deshalb kaum Unterstützung. Siehe geisteswissenschaftliche Studiengänge, die per se Orchideencharakter haben, oder den MINT-Bereich, wo keinerlei Kreativität gewünscht wird, sondern nur noch das systemkonforme Funktionieren gefordert wird.

    So weit, so schlecht.

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Früher wurden Künstler auch bezahlt, von Adeligen und auch wohlhabenden Bürgern, die sich das leisten wollten und konnten. Aber wie bei vielen andere Dinge auch haben sich diese Gönner von diesen Agenden verabschiedet und investieren lieber in Immobilien oder fertige Kunstwerke, deren Marktwert schon abschätzbar ist.Wenn wir also als Gesellschaft nicht auf Kunst verzichten wollen, müssen wir die Rolle das Staates als Finanzier akzeptieren.


    Was ist dagegen anzuwenden?
    Letztlich investiert ein Staat (unabhängig von dem politischen System) in seine Zukunft und eigene Bürger, Die das Gesicht des Staates prägen und prägen werden. Das ist wie mit dem Wald in den man rein schreit.

    PS.
    Was mich persönlich angeht. Da bin ich mehr ein Freund nach Schwarzen Löchern auf der Erde zu suchen, in denen so einiges spur los verschwindet (meistens Staatsgelder), anstatt die im Weltall zu suchen.

    Einmal editiert, zuletzt von geo (9. Januar 2020 um 15:06)

  • recht hast du, geo. alles auch eine gerechtigkeitsfrage. bei der kunst geht es um peanuts, vergleicht man den cum-ex-beschiss oder die aktuelle eu-import-export- affäre.

  • recht hast du, geo. alles auch eine gerechtigkeitsfrage. bei der kunst geht es um peanuts, vergleicht man den cum-ex-beschiss oder die aktuelle eu-import-export- affäre.


    Mir wehre es viel lieber das ich unrecht habe.
    Da hat sich wohl der alte Einstein absolut getäuscht mit seiner Theorie das nichts auf der Welt spurlos verschwindet, sondern eine andere Form annimmt.
    Schwarze Löcher halt. Mit denen hat er nicht gerechnet.

  • frage an die schweizer hier im forum: wie sieht´s aktuell in der schweiz aus?

    Ich habe nicht den Eindruck, dass es in der Schweiz viel anders aussieht. Allerdings bin ich am Kulturbetrieb schön längere Zeit nicht mehr sehr interessiert. Es ist halt auch ein Geschäft.

    Die Photobastei wird wohl aus aktuellem Anlass erwähnt. Sie war jedoch, wenn ich mich richtig erinnere, von Anfang an als ein provisorisches Projekt angegangen worden. Das Gebäude stand nur zur Zwischennutzung zur Verfügung.

    In der Deutschschweiz gibt es das Fotomuseum in Winterthur und die Fotostiftung Schweiz, ebenfalls in Winterthur. Im Grossen und Ganzen sind die recht bemüht, die Fotografie gebührend zu repräsentieren. In der französischen Schweiz steht in Lausanne das verdiente Musée de l' Elysée. Die zeigen immer mal wieder weniger bekannte Fotografinnen und Fotografen. Gerade letzten Sonntag ist die Ausstellung der Fotografin Jan Groover zu Ende gegangen. Durchaus sehenswert und interessant.
    Leider funktioniert der Austausch über die Sprachgrenze nicht so recht. In der Deutschschweiz ist das Musée de l' Elysée nicht sehr bekannt. Umgekehrt wird es wohl auch so sein.

    Meistens setzen die Häuser halt auch auf bewährte Namen. Im Bereich der privaten Galerien sieht es nicht anders aus. Ohnehin hat die Fotografie in der Schweizer Kunstlandschaft keinen grossen Stellenwert.

    Seit die Ausbildungen an den Kunstschulen auf Hochschulebene gelehrt werden, ist es nicht mehr interessant. Das vorwiegend konzeptuelle Zeugs ist austauschbar. Ich finde jedenfalls keinen Zugang zu dieser Art von Kunstschaffen.

    Auffallend ist das Kunstmuseum Chur, das den heimischen Fotografen Hans Danuser schon mehrmals gezeigt hat.

    Mein Bericht ist sicherlich sehr subjektiv gefärbt und wird wohl kaum eine gesamte Übersicht zum aktuellen Stand der Dinge in der Schweiz sein. Grosse Unterschiede im Bereich der Kulturpolitik wird es im Blick nach Deutschland auch kaum geben.

    Freundliche Grüsse, stephan

  • Ich kann es noch pessimistischer ausdrücken: Alles, was sich nicht unmittelbar in kalkulierbaren Gewinn ummünzen (sic!) lässt, ist Luxus, also nicht notwendig, und erhält deshalb kaum Unterstützung. Siehe geisteswissenschaftliche Studiengänge, die per se Orchideencharakter haben, oder den MINT-Bereich, wo keinerlei Kreativität gewünscht wird, sondern nur noch das systemkonforme Funktionieren gefordert wird.
    So weit, so schlecht.

    Für diese kurzsichtige und nur Profit orientierte Mentalität wird früher oder später bezahlt werden. Es ist alles eine Zeitfrage. Der große Fraß der Anti Materie hat schon längst begonnen. Post, Bahn, Bundeswehr, fast das komplette Soziale Wesen, sämtliche Firmen sind abgestorben und sterben wie Fliegen im Herbst …… wie viele Beispiele braucht man noch? Bis jetzt habe ich noch von keinem Entscheidungsträger gehört der gesagt hätte; Stopp die die Rote Linie ist schon überschritten.

  • Die Photobastei wird wohl aus aktuellem Anlass erwähnt. Sie war jedoch, wenn ich mich richtig erinnere, von Anfang an als ein provisorisches Projekt angegangen worden. Das Gebäude stand nur zur Zwischennutzung zur Verfügung.

    Das ist falsch, das war beim ersten Gebäude der Fall, da waren es gute 1 1/2 Jahre danach mussten sie umziehen in dieses Gebäude! Das erste Gebäude war auch viel grösser wie das jetzige und neuer!

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  • jaja, die direkten persönlichen bedingungen zur anfertigung von kunst. war jetzt nicht direkt mein thema beim thread opening, aber was solls. war auf jeden fall einige worte wert.

    an die "inspirierende" oder sogar auslösende wirkung einer situation die man im allgemeinen wohl mit leid/hunger/schmerz umschreibt glaube ich schon auch. etwas. aber nicht mehr ganz so absolut wie früher. wobei man leid/hunger/schmerz da sehr genau definieren müsste: hat diese situation seelische, gesellschaftliche, wirtschaftliche ursachen? welche gemengelagen gibt es? wie lange dauert diese situation an? aber hören, lesen und sehen kann man das. bei bruckner, cohen, silone, baker, michelangelo, blake, bacon...

    was sonst treibt einen künstler an wenn nicht eine wie auch immer beschaffene unzufriedenheit, wut, verzweiflung mit und über die welt, die ihn umgibt? oder der antrieb, die welt/das leben etwas besser verstehen zu wollen. und nicht zu vergessen der trost, den man in der künstlerischen arbeit selbst finden kann, egal was am ende rauskommt. einfach weil sie einen ablenkt von den sonstigen, häufig banalen anfechtungen des alltags. reinster eskapismus. gottseidank schöpferisch. und nicht nur bräsig-teigiges auf-der-couch-ableben. etwas machen aus angst vor dem eigenen tod.

    und belege dafür, das eine etwas zu kommode lage die kreativität nicht gerade beflügelt, gibts leider eben auch.

    kleines beispiel:

    als vor vielen jahren in frankreich zur förderung der französischsprachigen musik die sprachquote im radio eingeführt wurde, fand ich das eine tolle idee (wobei ich ehrlicherweise aber auch gestehen muss dass ich das für die deutschsprachige musik eher nicht wöllte, hehe). beschäftigt hat mich das dann aber auch nicht mehr weiter. nun war ich aber letzten herbst einige zeit in frankreich, bin dort sehr viel mit dem auto herumgefahren und habe dabei versucht, möglichst häufig radio zu hören. vor allem musik. und ich muss sagen: was da an songs aus dem radio kam war in seiner musikalischen qualität erschütternd schlecht. meistens grauenvollster synthiepop, hin und wieder der notorische hiphop. egal auf welchem sender man landete. alles schön französischsprachig, das schon, aber was komposition und arrangement anging: zum erbrechen banal und unerträglich. klassik und jazz war quasi gar nicht zu finden, wahrscheinlich verdient man damit nicht genug geld/macht zu wenig quote. ich kam mir beim hören ständig vor wie in einer zeitschleife: als ob alles, was international an neuer musik so ab anfang der 90er jahre in der welt ist, quasi nie komponiert worden wäre! und ich rede hier nicht von "typisch französisch klingender musik" (z.b. dem was bei uns hier "chanson" genannt wird, häufig aus den 60er oder 70er jahren). nein, das war musikalisch völlig austauschbar, man hätte eine andere sprache drunterlegen können: hätte keinen unterschied bedeutet.

    ich habe dann überlegt, woran das liegen könnte. und dann fiel mir diese "sprachquote" wieder ein. und meine - zugegebenermaßen von mir nicht zu belegende - erklärung lautet: die französischen pop-komponisten haben es schlichtweg nicht nötig, sich mit ihren komponierten sachen einem künstlerischen (internationalen) wettbewerb stellen zu müssen! die verdienen im eigenen land genug geld/aufmerksamkeit. die vielen radiostationen müssen schließlich irgendwen spielen den tag über. und müssen dabei die quote beachten. und da sie nicht immer die selben (guten) französischen lieder spielen können, wird eben auch diverser mist rausgeblasen. vielleicht gibts ja nicht nur eine sprach-, sondern auch eine diversitäts- oder neuigkeitsquote.

    ich kenne auch das radioprogramm in italien ganz gut, weil ich da in den letzten 25 jahren auch meistens mindestens 2x im jahr unterwegs bin. dort wird auch sehr viel italienische, neue musik gespielt. aber kein vergleich zu frankreich! die italiener machen ganz wunderbare, vielseitige, hervorragend arrangierte, voll auf der höhe des zeitgeschmacks liegende popmusik. die da im übrigen auch fast jeder mitsingen kann.

    übertragen lässt sich diese form der argumentation vielleicht auch auf das, was hier in deutschland als "kunst am bau" praktiziert wird. mit ganz eigenen ästhetischen problemen. und ursachen.

    danke jedenfalls für die erhellenden einblicke ins schweizer milieu. ihr seid da unten/oben offenbar etwas besser dran als wir hier in D. aber offensichtlich kein vergleich zur fotokunst in frankreich/belgien oder england/usa. und neuerdings muss man wohl auch china mit hinzuzählen.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • mein tip: fip. aber das geht mittlerweile auch ein wenig in die synthie-lounge-chill-richtung.

    kunst am bau und kiör (kunst im öffentlichen raum) ist m.e. das gruseligste, wo gibt - "machen wir doch schnell noch irgendeine intervention im notausgang ..."

    aber könnte es nicht auch so sein, dass es überall viel mehr kunst zu sehen und zu erleben gibt, zum gleichen zeitpunkt, und dass es wegen dieser schieren menge, und man wird ja auch älter, viel schwieriger ist, das wirklich gute, dessen menge ja proportional ebenfalls zugenommen hat, im blick zu behalten?

    man denke an die ganzen hochschulen, off spaces, immer neue galerien, zwischennutzungen, stadtgalerien, museen, alle mit medialer präsenz, hochklassigen erklärangeboten in ausführlichen texten und sehr guten bildern, heerscharen von studierten praktikanten, die einem anfängerarbeiten als aktuellste gegenwartspositionen oder hippe kunsttrendsetter verkaufen wollen ...

    eine zeitlang nahm ich zu kunstmessen immer den rucksack mit, für das ganze hochglanzmaterial. ich fütterte meine karteikästen und legte dossiers an, um auf dem qui-vive zu bleiben. irgendwann entsorgte ich eine ganze wagenladung davon. einerseits wurde jedes jahr dasselbe in hochglanz auf kartonstärke beworben, von einigen galerien. andererseits war in noch mehr galerien das hochglanzbeworbene von letzten jahr in diesem jahr dann wieder schnee von gestern.

    man wird halt systematisch verrückt gemacht.

  • In Deutschland gibt es einige Leute, die sich um eine Rezeption von Fotografie bemühen. Ich denke da an einen Hans-Michael Kötzle oder Klaus Honnef, Ute Eskildsen. Sie alle setzen sich in grossem Masse für die Sache der Fotografie ein. Es gibt sicher noch einige mehr, die man ebenfalls erwähnen müsste. Ich kenne sie nicht alle. Solche Personen fehlen momentan in der Schweiz oder wenn es sie gibt, finden sie kein Gehör. Aber zum Glück gibt es hier noch Verlage, die immer mal wieder Fotobücher herausgeben, die die Aufmerksamkeit verdienen. Zu nennen wären Edition Patrick Frey und Scheidegger + Spiess.

    und nicht zu vergessen der trost, den man in der künstlerischen arbeit selbst finden kann, egal was am ende rauskommt. einfach weil sie einen ablenkt von den sonstigen, häufig banalen anfechtungen des alltags. reinster eskapismus.

    Es ist die Notwendigkeit des Machens.

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