Reparaturwerkstatt

  • Hallo zusammen,

    Leider habe ich es nicht hinbekommen eine Gaoersi 6x12 mit einem Schneider Super Angulon 58mm XL zu justieren ... ist einfach nicht ganz scharf. Bei meiner 4x5 Fotoman war es recht einfach. Ich würde gerne externe Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Da es kein hiesiges Markenprodukt ist, und vermutlich Feinmechanik benötigt wird, eine schwierigere Aufgabe.

    Daher meine Frage: Weiß/Hat mir jemand eine Werkstatt die so etwas in den nächsten 3 Monaten tun könnte/würde?

    Alle Threads mit Fragen nach Werkstätten sind etwas älter, ich habe daher einen neuen aufgemacht.

    Danke und Viele Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von 24x30 (26. Dezember 2019 um 20:39)

  • Ich kann gerne mal drüberschauen, woran es denn nun letztlich liegt - die Frage wurde vor einem Jahr ja nicht geklärt.

    Danach könnten wir über meinen Lösungsvorschlag diskutieren, den ich in meiner Bastelstube mit Drehbank, Fräse, sowie weiteren Schlingeleien, auch direkt umsetzen könnte.




    Danach ein Testfilmchen, ob alle 4 Ecken, die Mitte, sowie Nah und Fern im Soll sind, und beste Fahrt.


    VG,
    Ritchie

    ...

    3 Mal editiert, zuletzt von becalm (27. Dezember 2019 um 01:29)

  • In Sachen "fieser Fokus" riskieren wir mal ein Auge.

    Vorab hatte ich meine Plaubel umgestrickt, damit die kurzen 58mm einsetzbar sind - ich wollte erst mal sichergehen, daß die Optik überhaupt scharf auf oo kann.
    Der Delinquent kam dann auf dem OP und wurde seziert.


    Die Optik kann ja an der Gaoersi nicht weit genug, also auf oo, zurückgestellt werden; dazu ein paar Feststellungen.

    Die Fokusschnecke :
    läuft etwas knirschig und schlägt nicht satt am Anschlag an.Schwammig irgendwie-
    Fett trat bereits ins Innere der Einheit, allein daher war die Demontage schon mal fällig.
    War auch gut so; geschmiert wurde werkseitig mehr als gutmütig, der Schmodder kam grammweise erst mal wech.
    Im ersten Bild einfach nur ein sanfter Abstrich mit dem Schraubi, um das mal zu verdeutlichen.

    forum.grossformatfotografie.de/attachment/7861/


    Das war zumindest erst die Grobreinigung, nach der ichdann Waschpaste für die Pfoten brauchte :)

    Fett in diesen rauhen Mengen, gepaart mit dem einen oder anderen Staubkörnchen, klaut schon mal Fokusfähigkeiten im Zehntelmillimeterbereich., ein lockerer halber Millimeter würde mich da gar nicht wundern.


    Ansonsten finde ich das Teil jedoch wirklich mal recht ordentlich gearbeitet.

    Weitere Fokussier-Millimeter lassen sich dann mit sanfter Fräsarbeit z.B. am demontierten Optikträger oder auch auf andere Art durchaus gewinnen, soweit also schon mal beruhigend.

    ...

    2 Mal editiert, zuletzt von becalm (12. Januar 2020 um 21:00)

  • Die Optik:
    Gleich zu Beginn kam mir da was komisch daher - der Spalt zwischen Verschlußvorderseite und Rückseite Vorderglied kam mir riesig vor.
    Unschön war dann das Schraubgefühl am Vorderglied; auch hier eher schwammig am Anschlag, wo sonst knackige Anlage üblich ist.

    Beim Öffnen sieht man auch, daß die Linse vorn nicht unbedingt perfekt zu dem Verschluß passt; zylindrisch auf konisch, also mich würde es nicht wundern, wenn da mal ein früherer Besitzer was umgeschraubt hatte.
    Nach Reinigung der Gewindegänge kamen 2 hauchdünne Spacer zum Vorschein.
    Das Weglassen Selbiger gibt dann annähernd das gewohnte satte Einschraubgefühl, aber insgesamt frage ich mich doch, wie lang die Optik im originalen Verschluß insgesamt zu sein hat?


    Wenn jemand ein solches 58er XL bitte mal in der Gesamtlänge vermessen könnte, wäre das fantastisch!

    Ich komme hier auf Werte zwischen 65,6 und 65,75mm , die Differenzen sind werkstattkaltem und sich in der Wohnstube erwärmendem Werkzeug inkl. Anfassen mit der Hand geschuldet, also soweit erst mal ok.

    ...

  • Die Andrückplatte:

    Schon augenscheinlich sitzt die nicht parallel zum, und in dem Gehäusedeckel der Kamera.
    Beim Schließen des Deckels hab ich auch das Gefühl, daß das besser flutschen könnte, weil sich die Platte erst einen Weg in die Filmbühne fummeln muß.

    Ich finde, die Platte gehört auf jeden Fall etwas nachgerichtet, sofern möglich, damit die einwandfreie Filmlage gewährleistet werden kann, was ja wiederum gut ins Thema Fokus passt.



    Ich sehe hier in der Summe keine Probleme, die nicht minimalaufwändig angegangen werden können, und ein einwandfreies mechanisches Fokussieren wird möglich sein.

    Sollte die Optik zuvor an der 4x5" Fotoman scharf geliefert haben, können wir dort alles beim Alten lassen, oder anhand bekannter Daten eine möglichst unkomplizierte Optimierung Richtung Sollwert anstreben, das gehört noch besprochen.

    Auf jeden Fall möchte ich dazu auch Vergleichsfotos machen.

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Auf der B+H Seite gab es das:

    Focal Length58 mm
    Aperturef/5.6 - 32
    Covering Power110°
    Optical ConfigurationGroups: 4
    Elements: 8
    Flange Focal Distance70 mm
    Flange Thread32.5 mm x 0.5
    Image Circle166 mm @ f/22
    ShutterCopal #0
    Shutter Speeds1 / 500 to 1 second B, T
    Slip-On Cap SizeFront: 70 mm
    Filter ThreadFront: 67 mm
    Overall Length2.58" (65.5 mm)
    Weight11.64 oz / 330 g

  • Sehr schön!

    Vielleicht kann die Gesamtlänge trotzdem noch jemand messen?


    Papier ist ja geduldig, wie sich auch hier wieder am Bildkreis, 160/166mm, zeigt..
    Auch rechnet mein Umrechner die 2,58" auf 65,55mm um.

    Ich mach auch noch mal eine präzisere Messung mit warmem Mikrometer.
    Die Dinger darf man ja nicht mal anfassen, solls genau werden (Wärmeausdehnung).

    Etwaigen Handlungsbedarf zeigen uns dann die Probeaufnahmen.

    ...

    • Offizieller Beitrag

    Papier ist ja geduldig, wie sich auch hier wieder am Bildkreis, 160/166mm, zeigt..

    Auch rechnet mein Umrechner die 2,58" auf 65,55mm um.

    Die Maße kommen aus Deutschland und waren daher zunächst in mm angegeben. 65,5 mm sind exakt 2,57874 inch, gerundet auf zwei Nachkommastellen also 2,58“. Passt.

    Grüsse
    Andreas

    P.S.: Wenn Du 2,58“ in mm umrechnest und auf 2 Nachkommastellen rundest, erhältst übrigens 65,53 mm. Bei einer Nachkommastelle 65,5mm ... ;)

  • Vielleicht hilft das:super-angulon_xl_56_58_3.pdf


    Danke - ein nettes Blättchen das.


    ""Die Maße kommen aus Deutschland und waren daher zunächst in mm angegeben. 65,5 mm sind exakt 2,57874 inch, gerundet auf zwei Nachkommastellen also 2,58“. Passt.""


    Als Schüler eines früheren GF-Forums finde ich diese Variowerte etwas unbefriedigend , und fast kann ich den Peter erklären hören, warum das so nicht passen kann :)

    Ich nehme die 65,5mm mal als gesetzt, danke für die Mitarbeit.

    ...

    • Offizieller Beitrag


    Als Schüler eines früheren GF-Forums finde ich diese Variowerte etwas unbefriedigend , und fast kann ich den Peter erklären hören, warum das so nicht passen kann :)

    Ich nehme die 65,5mm mal als gesetzt, danke für die Mitarbeit.

    Das 65,5 mm auf zwei Nachkommastellen gerundet 2,58“ sind, hat nichts mit Variowerten zu tun. Dazu wird auch der liebe Peter K. keine andere Meinung gehabt haben... ;)

  • Zum Glück haben wir jezt die 65,5mm vorliegen, und ich kann nun das genaue Auflagemaß an der Plaubel ermitteln, um die Fokussierschnecke mit dem gefundenen Wert entsprechend bearbeiten zu können.

    ...

  • Da haben wir nun den Übeltäter.
    Datenblatt und Eigenversuche an Plaubel und Gaoersi ergaben, daß die verbaute Optik das erforderliche Maß für eine Fokussierung auf oo nicht erreichen kann - das geben die Komponenten der Kamera nicht her.
    Bei einer zarten Fokussierung über oo hinaus (an der Plaubel) ermittelte ich einen zusätzlichen Fokussierbedarf von sage und schreibe 3,6mm an der Gaoersi.

    Mein ursprünglicher Plan, den vorderen Bereich der Fokusschnecke versenkt zu gestalten, ließ sich nicht realisieren.
    Die Schnecke ist auf der Rückseite zu eng, um den Copal komfortabel aufzunehmen:


    Zum Glück ist der Vorderteil der Kamera mehrteilig.
    Theoretisch ließe sich also der runde Tubus im Kameradeckel weiter einschrauben, was aber bauartbedingt auch wieder nicht ging, denn der Tubus lag bereits am Gehäuse an.

    Hier noch komplett:


    Einschraubbremse:


    Tubus eingeschraubt und am Gehäuse anstoßend:


    Auch ließen sich Tubus und Konterring gar nicht erst lösen.

    Nach langem Verschnaufen und reichlich Überlegen bemühte ich 3 größflächig angreifende und ordentlich zupackende Spannbacken.
    Dazu hab ich erst mal einen Satz "weiche"Backen" zurechtgedreht, um den Delinquenten packen zu können.



    Dann den Kameradeckel am Tubus gepackt:


    Und den Konterring mit dem Schonhammer überredet:

    Schwupp!

    Ähm, die ausgedrehten Backen gehören natürlich sauber entgratet, aber die Neugierde, ob das so klappen wird, war zu diesem Zeitpunkt größer :)

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von becalm (14. Februar 2020 um 00:44)

  • Jetzt konnte der Tubus rückseitig bearbeitet werden, der ist aus ungeklärten Gründen einfach zu lang.

    An der Geometrie der Kamera verändere ich dadurch nichts; trotzdem wird natürlich auch hier erst mal aufs Hundertstel auf Parallelität eingemessen:

    Die Backen entgratet, wie es sich gehört.
    Weil das Gaoersizeug nur zart lackiert ist, sicherheitshalber noch Krepp als Kratzschutz...


    3,6mm später:


    Perfekt angeschnitten und versäubert, das Gewinde vom Tubus - der flutschte förmlich von allein in den Kameradeckel:


    Zusammenbau:


    Innenansicht:


    Ich kann auf oo, darüber hinaus, oder kurz davor justieren, für ausreichend Spielraum ist gesorgt.
    Dem zusätzlichen Wunsch nach Infrarotfokussierung kann ich somit gerecht werden.

    Jetzt müssen noch die wichtigen Fokuspunkte gefunden/abgeglichen und markiert werden - dazu gehts demnächst aufs Feld, wo sicher auch Probeaufnahmen erfolgen.
    Vorher brauch ich eine geeignete Mattscheibe, die ich in die Filmbühne einlegen kann...

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von becalm (14. Februar 2020 um 00:47)

  • Am einfachsten nimmst Du zum Justieren eine alte Kassette, bei der Du mittig ein Loch bohrst. Dann legst Du einen Film ein, auf den kannst Du mit Feinliner ein Kreuz malen. Oder, dann hast Du es am Genausten, Du belichtest eines auf den Film. Wenn Du jetzt mit einer SLR mit Objektiv, das auf oo gestellt ist, von vorne in das Objektiv der Gaoersi schaust, musst Du durch verstellen des Objektives an der Gaoersi nur dafür sorgen, dass das Kreuz scharf ist, dann hast Du Deinen oo Punkt für die Gaoersi.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Danke für den Tip, Peter.

    Ich will noch ein paar hyperfokale Einstelluingen erfassen, da wird der Kassettentrick leider nicht helfen.

    Außerdem hat die Gaoersi gar kein Kassettenrückteil, ich muß den Roll-Film, bzw meine starre Mattscheibe, direkt auf die Filmbühne auflegen.

    ...

  • Kein Thema Ritchie!
    Ich hab jetzt erst wieder oben gesehen, dass es eine 6x12 Gaoersi ist. Macht es aber noch einfacher und Du musst keine Kassette aufbohren. Einfach den Rollfilm markern (oder mit Kreuz belichten), einlegen und mit einer (Acryl-) Glasplatte für Planlage sorgen.
    Wenn die oo Entfernung stimmt und die Schnecke extra für die Optik gedacht ist, sollte auch der Rest passen.
    Na gut, da hat wohl einiges anderes auch nicht gestimmt....

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Ja, es ist eine Sucherkamera ohne jegliche Fokuskontrolle, und war zuvor sogar ohne jeglichen Fokus :)

    Ich greife Deine Idee mal neugierig auf, werde mir aber eins meiner wunderbaren 60mm Testnegative greifen, dann brauche ich keinen Film zu opfern und habe perfekte Schärfe.


    Bei unserer Schnecke hier fluchtet die vorhandene oo-Markierung schon mal nicht mit der Markierung auf dem starren Tubus.
    Aktuell, grob eingestellt, steht die Markierung am Tubus, bei oo auf der Mattscheibe, auf ca 1,5m an der Schnecke.

    Also wird jetzt der Fokuss oo perfekt eingestellt, dann schaue ich ob ich die vorhandene oo Markierung in Einklang bringen lönnte, oder neu anbringen muß.
    Entsprechendes Verfahren auch mit weiteren relevanten Entfernungen.

    ...

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