• Endlich auch mal ein paar Fots von mir vom Workshop.
    Zuerst "Sign 'o' the times"

    Ich wollte eigentlich nur Prints abfotografieren und hochladen, aber bis ich zum Printen komm dauert es noch etwas... Deshalb vom Negativ abfotografiert.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Wen es interessiert hier die Langfassung ;)

    Im Eingangsbereich hängt eine große Marmortafel, auf dem auch irgendeinem "belgischen" Prinzen gedankt, gedacht, gehuldigt oder was immer wird. Ich muss bei Prinzen entweder an föhngewellte Strumpfhosenträger oder an Prince denken. Ich hab mich für das 2. entschieden und hatte ab da Musik von Prince im Kopf. Selbst schuld.

    In dem Bild mit den Säulen wollte ich diese im Prinzip auflösen, ihrer Funktion entheben, sie sind reine Träger der Deko. Deco war es damals, eine Bordüre (Du weißt bestimmt den Fachausdruck) mit Anlehnung an eine Swastika. Da hatte ich Prince mit Sign 'o' the times im Kopf, das kann man als Zeitzeichen, Zeichen der Zeit übersetzen, für mich steht es dafür, dass diese Zeichen zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Bedeutung haben. Interessant in dem Zusammenhang: Speer liebte das Gebäude und hat wohl viele Sachen für "Germania" übernehmen wollen.

    Die Zweigchen sind der Versuch von Tauben, dort zu nisten. Wohl zuglatt, zu windig, was auch immer, es scheitert wohl, Prince singt "when doves cry" ;)
    Immer noch eines der größten Verwaltungsgebäude der Welt, bröckelt der Justizpalast vor sich hin, gebaut im Glauben an ein einiges Belgien. Bezahlt hat das ein ausgepresster Kongo und ein ganzer Stadtteil wurde dafür plattgemacht.

    Auch wenn das ein wenig kopflastig war, fehlt mir noch ein 3. Foto für eine Reihe. Vielleicht kenne ich aber auch nur zuwenige Texte von Prince ;)

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Keine Frage, Prince ist einfach ziemlich gut.

    "[...]
    Touch if you will my stomach
    Feel how it trembles inside
    You've got the butterflies all tied up
    [...]"

    In Deinem zweiten Bild sind die Säulen aber nicht bloß Träger der Deko. Sondern sie dynamisieren den Raum. Sie machen mit Kannelüren und Doppelmäandern aus einem Platz-Raum einen Weg-Raum, irgendwohin.

    Und dieser Wegraum ist dann mit der rückwärtigen Wand abgeschlossen, durch die es aber eine Tür gibt. Auf diese Tür richtet sich alles aus. Alles tritt mit ihr in ein Spannungsverhältnis.

    Jetzt ist die Türzone aber recht dunkel - also muss das, was spannt, ebenfalls ein hohes bildliches Gewicht haben.

    Im Video des Price-Songs hat es dazu ein eigengewichtiges All-Over von Blumen auf dem Boden, das aus dem Wegraum zur Badewanne einen Platzraum macht. Die Blumen beanspruchen sozusagen den Ort für sich, anstatt nur eine Funktion des Weges zu sein.

    In der Palastarchitektur aber hat der Architekt versagt. Er hat den Zug der Säulen einfach zugemauert. Das kommt nur in den schlechtesten griechischen Tempeln vor. Vielleicht verrottet der Palast deswegen. Das ist kein lebbarer Ort.

    Deshalb wird er Speer so gefallen haben, der ja auch ein begabter Banause und großer Organisator steingewordener Angst war, denn was ist das Resultat: Macht verschließt sich, der Mensch bleibt gefangen in einer Ambivalenz auf einem übermächtigen Wegraum mit monumentalen Säulenreihen, die größer sind als er und streng, und einerm eiskalten, kristallinen, abstrakten Ortsraum, an dem es keine Ruhe, keine Ecke, nur Umlaufdynamisierungen gibt. Völlige Machtlosigkeit. Wahlloser, ungerichteter Terror. Mickrigkeit. Kafka "Vor dem Gesetz".

    Auch das besingt Prince, im selben Lied:

    "[...]
    Don't make me chase you
    Even doves have pride
    How can you just leave me standing?
    Alone in a world so cold? (World so cold)
    [...]"

    -- In Deinem ersten Bild ist das noch stingenter sichtbar.

    Da hast Du das Zickzack der Doppelmäander auf dem Boden mit Hilfe der Säulenstellungen wiederholt.

    Wer immer da ins Bild tritt, muss sich hin und her bewegen und mitmachen.

    Dann aber ist fini damit. Pillow. Und dass das einem erst nach und nach klar wird, das erinnert schon an Kafkas "Schloss".

    Wellblech. Ich liebe Wellblech jeglicher Art. Ein super Thema!

    Toll, die Wellblechstruktur nimmt die Kannelüren auf, und die Tonwerte machen das Wellblech links, wo es heller ist als die 2. Säule links, zum räumlich folgerichtigen Abschluss: es wird Raumtiefe erzeugt. Die es aber am Ende gar nicht gibt.

    Vielleicht wäre der Cut brutaler, wäre die Wellblechwand rechts heller - so jedoch schmiegt sie sich fast unauffällig in den Raum.

    Gruss

  • Das Gebäude ist wirklich fesselnd.
    Alleine seine schiere Größe über Brüssel und seine Größe, Wuchtigkeit an sich.
    Man fühlt sich verlassen, unwohl und klein, der Wind der durchpfeift tut ein übriges.
    Da fand ich diese Details, Ausschnitte interessanter und entlarvender als ganze Ansichten. Einmal die Flucht, die in der zu kleinen Tür endet, das Versagen des Architekten, wie Du sagst. Dann die Sicherungsmaßnahmen, die schon so lange da sind, dass sie auch schon Teil des Gebäudes sind.
    Beim 1.Bild, das sind im Prinzip die gleichen Säulen wie in Bild 2 (Bild 1 war links vom Eingang, 2 von rechts), aber da habe ich die Flucht und die Ordnung durch die Perspektive aufgehoben. Und dann landet man im Wellblech.... Dieser profane Baustoff, so weit von den bearbeiteten Steinen entfernt, aber oft durch sie hervorgebracht. Man denke nur an Speer, sein "Germania" und ein Land, das anschließend voller Wellblechstädte war, indem kein Stein mehr auf dem anderen Stand.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Peter, ich finde die Wucht im ersten Bild erdrückend. Gerade deswegen funktioniert es so gut. Beim Zeiten stellt sich nicht so wirklich ein Gefühl ein. Kognitiv kann ich ihm schon etwas abgewinnen, aber der Bauch geht nicht mit
    Wäre auch sehr auf ein 3. Bild gespannt!

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