WISTA 45 D für Einsteiger

  • Hallo in die Runde.

    Ich bin totaler Einsteiger in das Thema Großformat, habe noch nie mit einer solchen Kamera fotografiert.
    Dennoch beschäftige ich mich seit einer Weile mit dem Thema und es lässt mich nicht mehr los...

    Ich habe in der Bucht eine WISTA 45 D Kamera gefunden, die vom Preis her in mein Budget passen würde.
    Was haltet ihr denn von dieser Kamera für einen Anfänger?
    Kann mir jemand sagen ob ich an der Kamera ein 90 mm Objektiv benutzen kann?
    Was sollte ich denn für ein Stativ kaufen?

    Gäbe es was anderes nach dem ich mich umschauen sollte? Ich fotografiere hauptsächlich Landschaften - somit muss ich meine Sachen machmal auch zu Fuß transportieren... :)

    Danke für alle Tipps!

  • Hi,

    ich habe selber eine Wista 45 D. Ich mag meine sehr gerne. Sie ist robust, kompakt und unverwüstlich. Alles ist standardisiert, so dass man eigentlich keine Probleme mit irgendwelchen Zubehörteilen hat. Das einzige was fehlt ist der Front Swing, und andere mögen ggf. besser beurteilen, ob man das für Landschaftsphotographie dringend braucht.

    Ich selber benutze ein 75mm Objektiv, und das geht auch, ist aber von den Verstellmöglichkeiten eingeschränkt. Auch hier wird es wieder kompetentere Leute geben, die dir zum 90mm mehr sagen können, aber ich sehe da kein Problem.

    Als Stativ benutze ich mein "normales" für Kleinbild von Calumet. Nichts besonderes, es geht, aber es ist doch etwas unterdimensioniert. Dafür wiegt es auch nicht soviel.

    Und zum Thema zu Fuss transportieren. Das ist eigentlich alles kein Problem. Die Kamera, 1 Objektiv, Belichtungsmesser und 3 Kassetten samt Stativ kriegt jeder gewuppt. Wenn man dann noch 2 Objektive und noch mehr Filme und Filter mitnimmt, wird es halt langsam schwer. Ich benutze eine ICU von f-stop um alles zu transportieren, das geht gut, aber für den Anfang reicht erstmal alles, wo man die Kamera reinbekommt, wenn man vorsichtig ist.

    Also - ich bin mit meiner sehr glücklich, und werde damit noch viele Jahre photographieren.
    Markus

    P.S. Du solltest auf jeden Fall selbst entwickeln (meine Meinung) - wenn du nicht schon die Sachen dafür hast, dann mach am Besten noch einen Thread auf.

  • Die Wista 45D benutze ich nun schon seit vielen Monaten und für mich reicht sie für den Außeneinsatz völlig aus.
    Sie ist kein Verstellwunder aber für Landschaften, Detailaufnahmen, Portraits und sogar für Makro durchaus brauchbar.
    Für Architektur und Table Top nur beschränkt nutzbar.
    Positiv ist das der Balgen wechselbar ist, es gibt neben dem noralen Balgen eine Langausführung bis 600mm Ausszug, dafür auch eine Laufbodenverlängerung, ebenso gibt es einen Weitwinkelbalgen.
    Der Normalbalgen ist aus guem Leder gefertigt und innen mit Seide oder Polyestergewebe kaschiert.
    Ab und zu mit flüssiger Lanolinschuhpflege behandelt und er hält noch ein paar Jahrzehnte.
    Bei den heutigen Großformatkameras habe ich arge Bedenken was die Haltbarkeit der Balgen angeht.

    Es können 90mm Objektive benutzt werden auch ohne die unmöglichen versenkten Objektivplatten.
    Du solltest aber nur Platten verwenden die auch für die Wista gebaut wurden, zu erkennen daran das die Objektivbohrung in der Plattenmitte sitzt, bei den meisten angebotenen Platten ist die Bohrung etwa 15mm nach unter versetzt, das ist der Linhof Standard.
    Als Stativ habe ich mir eine China Import gekauft, heisst Mantona Wolverine und war mit Kugelkopf und Arca Swiss kompatibler Schnellwechseleinrichtung. Hat etwa 100 Euros gekostet und reicht für die Wista und das Fujinon 6,3/250mm noch völlig aus.

    Als Anfänger solltest Du nicht gleich mit einem Weitwinkel anzufangen.
    Probiere erst einmal eine Standardbrennweite aus, 150-210mm sind für den Anfang ideal.
    Weitwinkelobjektive gehören zu den am schwersten zu beherrschenden Objektiven, sie verleiten dazu viel auf das Bild zu bekommen was aber insgesamt langweilig wird.
    Schwerer einzustellen sind sie auch noch.
    Je länger je Brennweite umso mehr musst Du kompremieren was dem Foto meist sehr gut tut.

    Einen schöne Standardausrüstung, mit der ich meist unterwegs bin, ist ein Angulon 6,8/90mm, ein Symmar 5,6/135mm und ein Repro Claron 9/210mm.
    Die Objektive haben zusammen ungefähr 300 Euros gekostet. Sie sind sehr klein und leicht und haben alle drei ein 40,5mm Filtergewinde. Dafür gibt es hervorragende Filter zuhauf zu kaufen und für schmales Geld.

    Hier im Forum habe ich etliche Aufnahmen gepostet die fast nur mit der Wista 45D aufgenommen habe.

  • Hi,

    ich habe selber eine Wista 45 D. Ich mag meine sehr gerne. Sie ist robust, kompakt und unverwüstlich. Alles ist standardisiert, so dass man eigentlich keine Probleme mit irgendwelchen Zubehörteilen hat. Das einzige was fehlt ist der Front Swing, und andere mögen ggf. besser beurteilen, ob man das für Landschaftsphotographie dringend braucht.

    Bei der Wista 45D kann das Rückteil um die Horizontale geschwenkt werden, hat den gleichen Effekt wie das Schwenken der Front nur das es zu Verzerrungen kommt, problematisch aber nur wenn gerade Linien im Bild sind.
    Der Vorteil beim Schwenken des Rückteils ist das der Biildwinkel des Objektives nicht so weit genutzt wird was sehr hilfreich sein kann wenn z.B. mit einem 135mm Tessartypen gearbeitet wird, das ist bei der Frontverschwenkung schnell Schluß mit dem Bildkreis

    Wenn Ihr in die Bilderrubrik schaut:
    Vergessenes Holz
    und
    Eine Gruppe


    Hier habe ich den Schwenkrahmen voll ausgenutzt und es fällt in keiner Weise auf weil eben keine geraden Linien im Bild sind.

    Bei Architekturaufnahmen muss man da deutlich vorsichtiger sein.

  • Ich habe in der Bucht eine WISTA 45 D Kamera gefunden, die vom Preis her in mein Budget passen würde.
    Was haltet ihr denn von dieser Kamera für einen Anfänger?
    Kann mir jemand sagen ob ich an der Kamera ein 90 mm Objektiv benutzen kann?
    Was sollte ich denn für ein Stativ kaufen?

    Super Kamera. Die "Anfängerkamera" kostet neu aktuell so um die 5 Kilodollar. https://www.bhphotovideo.com/c/product/6336…_4x5_Metal.html

    Es gibt ein Lensboard für WW, Das ist dann hinter der Frontstandarte. Dahinter wird dann der WW-Balgen installiert. Es schützt zugleich die ausladende Frontlinse z.B. eines Super Angulons. Die Kamera hat hervorragendes Zubehör.

    In die Kamera passt ein 46er Fujinon A 180. Hervorragende Optik, für überall. Konzentriert auf das wesentliche. Auch gut: das 46er Fujinon NW 125, das 46er Fujinon NW 105. Die passen alle mit rein, so dass man Packplatz spart.

    Stativ: ich liebe die Alu-Stative von Gitzo. Ich nutze gerne das Gitzo Reporter Performance, das ich wie das Studex auch jeweils als ältere Safari-Versionen habe. Die nehme ich gerne mit ans Meer, die Schraubverschlüsse der Teleskopbeine sind oben statt unten. Das ist gut bei Dreck.

    Alu-Gitzos sind m.E. stabiler beim Hinwerfen in den Bergen, sie kosten viel weniger, insbesondere gebraucht, sie sind wirklich auch schwer genug für 3kg Kamera im Wind. Auch gut: Manfrotto 055 aus Alu.

    Klar sind Carbonteile leichter, aber auch teurer. Eine Frage der Prioritäten. ich habe lieber vier, fünf, sechs unterschiedliche, aber sehr gute Alu-Stative als ein teures, bei dem ich Angst hätte, es ginge kaputt oder es würde mir gestohlen. Solange alles von Gitzo ist ...

    Viel Spass

  • ich habe selber eine Wista 45 D. Ich mag meine sehr gerne. Sie ist robust, kompakt und unverwüstlich. Alles ist standardisiert, so dass man eigentlich keine Probleme mit irgendwelchen Zubehörteilen hat. Das einzige was fehlt ist der Front Swing, und andere mögen ggf. besser beurteilen, ob man das für Landschaftsphotographie dringend braucht.

    Dreh die Kamera um 90°, dann hast Du Front-Swing.

  • Oh je, schon interessant was ich da manchmal zusammenschreibe.

    Jetzt verkaufe ich es mal so, die lange Brennweite komprimiert mehr und es fällt leichter das Bild zu komponieren?

    Und gleichzeitig verringert sich (vor allem in der Landschaftsfotografie) die Gefahr, zu viel Unnötiges ins Bild zu bekommen.

    "Mehr Licht!" (angeblich die letzten Worte des berühmten hessischen Dichters J.W.Goethe)

  • Ich habe in der Bucht eine WISTA 45 D Kamera gefunden, die vom Preis her in mein Budget passen würde.
    Was haltet ihr denn von dieser Kamera für einen Anfänger?
    Kann mir jemand sagen ob ich an der Kamera ein 90 mm Objektiv benutzen kann?
    Was sollte ich denn für ein Stativ kaufen?

    Sehr gute Anfängerkamera, die du wahrscheinlich als "Fortgeschrittener" auch nicht mehr hergeben wirst.

    90mm gehört zur Grundausstattung bei 4x5; gefühlt ca. 24 bis 28mm beim Kleinbild. Als nächstes ein 210 (ca. 50mm KB), dann bist du gut dabei. Kauf lieber zwei gute als drei mittelmäßige Linsen.

    Stativ: Nimm nicht das allerleichteste! War mal mit einem Rollei one und der Graflex im Urlaub, das war kein Spaß. Es muss halt stabil und schwer genug sein, dass sich nichts regt, wenn du die Planfilmkassetten wechselst.

    Tipps: Kauf dir statt einem Wechselsack für 40€ lieber die Calumet Wechsel-Pop-up-Box für 99€, dann hast du nicht immer den Stoff auf den Händen. Nimm immer zwei Drahtauslöser mit!

    Belichtungsmessung mache ich bei 4x5 meistens mit der ViewfinderApp fürs iPhone, die gleichzeitig Notizbuch ist (da werden jetzt einige im Forum aufschreien). Die Ergebnisse waren bei (nicht extremen) Lichtverhältnissen jedoch immer gut.

    Viel Spaß!

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • lieber die Calumet Wechsel-Pop-up-Box:
    das dachte ich auch, dass die besser als ein Wechselsack ist, leider hat sich dies für mich nicht bestätigt. Nach der dritten Nutzung hat sich der immer Reißverschluss verabschiedet, was mir beim Wechseksack nach Jahren nicht passiert ist, und die Konstruktion finde ich aufgrund der für mein Verständnis viel zu hoch angebrachten „Arme“ nicht optimal. Vielleicht wäre ein Harrison Zelt besser, falls man bereit ist mehr auszugeben.

  • Hallo,
    ich finde die Wista super. Ich hatte selber eine Walker Titan 4x5, die ebenfalls Linhof Platinen aufnimmt. Die Wista hatte ich ihn der Hand und wollte sie damals kaufen, habe es aus irgendeinem blöden Grund verworfen. Schade. Von der Walker habe ich mich später getrennt, weil ich Geld brauchte, noch mal Schade.

    Heute verwende ich eine Linhof Technikardan (allerdings ein wenig gebautes Frankenstein-Modell mit starrer Bank von der Kardan-E).

    Objektive: ich verwende ein 8/90mm, ein 5,6/150mm, ein 5,6/210mm und ein Rodenstock Ronar 8/300mm. Alle, bis auf das Rodenstock (da bin ich mir nicht sicher) wären mit der Wista kein Problem, waren an der Walker auch kein Problem. Ich hatte auch ein 65er Weitwinkel für die Walker, das war mir aber viel zu weitwinkelig. Mein Lieblingsobjektiv ist das 210er.

    Als Stativ habe ich 2 Stück in der Nutzung: ein Berlebach Reporter mit integrierter Kugel, man braucht eigentlich nur noch eine Wechselplatte draufzuschrauben und ist fertig und ein Feisol Carbon mit 3x verstellbaren Beinen, leicht und sehr gut zu handhaben. Dazu habe ich einen alternativ einen Mamiya 3-Wege-Neiger aus Magnesium, sehr leicht und sehr präzise und einen Kugelkopf von Cullmann, schwer und sehr gut zu handhaben.
    Ich mag sie beide sehr.

    Ich hample mit dem Wechselsack rum, irgendwie nervig. Ein Zelt von Harris wäre besser, die Calumet Wechsel-Pop-up-Box kenne ich nicht.

    Gruß
    Klemens

    Man(n) ist nie zu alt was neues zu lernen.

  • Die Wista ist ein ernst zu nehmendes Arbeitsgerät, sie als Amateurkamera zu bezeichnen trifft es nicht wirklich. Gerade in Japan waren diese Geräte sehr häufig im Einsatz, denke die Allermeisten davon bei Profis.
    Die Verstellungen sind für die meisten Anwendungen ausreichend. Wer mehr braucht kann zur Wista SP greifen.

    Ein Apo Ronar 9/300mm kann nicht ohne Weiteres verwendet werden, der Auszug ist nicht lang genug, dafür gibt es aber eine Verlängerung und einen längeren Balgen oder man setzt das Objektiv in einen Stutzen um den Auszug zu verlängern.

    Alternativ müsste das 360mm Tele Xenar noch funktionieren, kann ich die Tage mal ausprobieren.

    Was ich an der Wista gut finde ist z.B. dass ich die Führungen selber nachstellen kann, ohne besonderes Werkzeug, das zeugt schon davon das sich jemand Gedanken gemacht hat was für einen Nutzer wichtig ist.
    Die Standardmattscheibe mit der Fressnelllinse ist klasse, im Drausseneinsatz kann das Objektiv auf f/22 abgeblendet werden und trotzdem ist das Bild so hell das die Schärfe 1A zu beurteilen ist, zumindest ab 135mm und länger.

  • Als Stativ habe ich 2 Stück in der Nutzung: ein Berlebach Reporter mit integrierter Kugel, man braucht eigentlich nur noch eine Wechselplatte draufzuschrauben und ist fertig

    So habe ich das auch! Ist viel besser als ein Dreiwegeneiger, bei dem einem am Ende noch die ganze Kamera wegkippt. Die integrierte Kugel ist super. Spart natürlich auch Gewicht, wenn man nicht noch einen Extra-Stativkopf braucht.

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • ich schätze meine Wista neben der Chamonix auch sehr.
    Ist schnell aufgebaut und ausreichend verstellbar.
    Etwas schwerer, aber noch erträglich. Ein gutes stabiles Werkzeug.
    Die Mattscheibe ist natürlich dunkler wie die der Chamonix, was es bei wenig Licht umständlicher macht.

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Habe in meinem Sammelsurium tatsächlich noch einen Prospekt von Wista gefunden, den stelle ich hier gerne zur Verfügung, da diese eh dafür gedacht waren den Verkauf anzukurbeln ist eine Veröffentlichung unproblematisch.
    Vermutlich ist das Propekt aus den 1990er Jahren, damals hatte ich überlegt welche 4x5 ich mir zulegen will, dazu habe ich mir etliches Infomaterial zusenden lassen.

    Die Wista 45D ist hier nicht mehr aufgeführt, sie entspricht am ehesten der SP ohne aber die Frontverschwenkung in der Horizontalen, sie hat aber ebenfalls die Mikroverstellung der Rückwand, was ich sehr schätze.

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