JARDIN BOTANIQUE DE BRUXELLES

  • Also ich nicht.

    Weder für gotische Kathedralen, noch bei Skulpturen, auch nicht für Bühnenbilder, Performances oder Installationen.

    San Carlo alle Quattro Fontane von Borromini kann man gar nicht achsial föteln, ohne den Charakter des Bauwerks zu zerstören. Das wussten schon ganz alte Strukturanalytiker wie Hans Sedlmayr.

    Skulpturen sind als vollplastische Artefakte Werke, die einen aktionsräumlich orientierten und sich in Polyperspektivität einversetzenden Raumumgang fordern. wir kennen alle die wundervollen Bilder aus den Publikationen über Romanische Kunst, oder aus den alten Dumont-Kunstreiseführern, die Bilder mit den herrlichen Kapitellen, alle mittel- und grossformatig, mit Seitenlicht, mit Gelb- und Rotfilter, mit speziell ausgetriebenem schwarz, so herrliches Bildsilber. Das wird durchaus noch in den Hörsälen gezeigt.

    Natürlich passen solche Bilder mit Schrägsichten nicht unbedingt in die klinisch-rationalisierten Sans-Serif-Folianten aktueller Architekten. Aber das sind Architekten, keine Kunstgeschichtler.

    Schon die zeitgenössische Rezeption forderte die Veränderung des Betrachterstandpunktes während der Rezeption, sogar in Bühnenwerken, vor denen das Publikum hin und her ging oder in die der Prinz sich hineinsetzen konnte, weil auf der Bühne ein Stuhl für ihn reserviert ward. Erst mit Louis XIV wurde das zentralisiert.

    Mit Hegel wurde dann im 19. Jhd. die vergleichende Anschauung normiert, Invarianz der Präsentation bei Varianz der präsentierten Artefakte. Stichwort "Berlin-Museumsinsel". Aber Hegel war ein Banause, was Kunst anging; die Kunstwissenschaft hat sich längstens von ihm gelöst.

  • Das war ja mal ein doller Satz! ;)

    Ok, man versucht halt, sich präzise auszudrücken. Also das, was man sagen will, in genaue Worte zu fassen. Ist das gestattet oder stoße ich da etwa auf einen tiefsitzenden Dünkel?

    • Offizieller Beitrag

    Ok, man versucht halt, sich präzise auszudrücken. Also das, was man sagen will, in genaue Worte zu fassen. Ist das gestattet oder stoße ich da etwa auf einen tiefsitzenden Dünkel?

    Natürlich kannst Du das alles so formulieren. Ein bisschen verquast war das aber schon ausgedrückt, oder? Und was hat die sanfte Kritik - mit Augenzwinkern - daran mit Dünkel ("Hochmut", "Anmaßung", ...) zu tun?

    Grüße
    Andreas

  • Ok, man versucht halt, sich präzise auszudrücken. Also das, was man sagen will, in genaue Worte zu fassen. Ist das gestattet oder stoße ich da etwa auf einen tiefsitzenden Dünkel?

    Das ist lobenswert, wenn sich jemand präzise ausdrückt und seine Aussage in präzise Worte fasst.
    Bei mir stosst Deine Aussage nicht auf einen tiefsitzenden Dünkel. Auch keinen oberflächlichen. Aber eher auf das Unvermögen die Bedeutung Deiner Worte zu verstehen. Das ist dann wohl mein Problem.

    Freundliche Grüsse, stephan

  • Gibt's nicht für Non-Mac, gibt's nicht für die D5 und auch nicht für die D2X, macht scheinbar nichts anderes als meine alten Perspektivekorrekturnikkore, die zudem schärfer sind als die meisten meiner AF-Nikkore, und kostet dafür einen Tausender. Typisch Anwender "veräppelt". Wer's braucht ...

    .. es gibt sie gar nicht mehr - weil sie ausverkauft sind!
    aber wenn ich mit architektur arbeiten müsste, wäre eine investition in eine gerätschaft für ALLE objektive nicht die dümmste!!

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Sehr gute Bilder. Aber die ZEIT hat stark nachgelassen. Seit nun 20 Jahren lese ich die schon nicht mehr, seit sie der rotgrünen Teilnahme am Kosovokrieg sekundierte, in der Hoffnung, nach der intellektuellen Stagnation der Kohl-Ära einen neuen intellektuellen Think Tank bwirtschaften zu können. Das war mir zu wohlfeil ... Aber das gehört ja nicht hierher.

    Mit Hegels Anschauung haben Deine Bilder nichts zu tun. Und sind das nun wirklich "weich ausgeleuchtete Aufnahmen", wie Du schriebst? Ich sehe da durchaus Schattenwürfe, die die Skulpturen recht deutlich profilieren. Man will sich ja durchaus einen Eindruck vom Volumen verschaffen.

    Mit Riemenschneider kenne ich mich weniger aus, das ist eher Liebhaberei. Seinerzeit beschäftigte ich mit mit Niclas Gerhaert van Leyden. Aber ich bewundere den Schnitt der Riemenschneiderschen Holzfiguren, die Anmut - ich denke, der hat einfach das richtige "Objektiv" benutzt, vergleichbar einem weitwinkeligen 125er-135er für 4x5, um seinen Figuren Volumen und Raumgriff zu verleihen. Da musste er natürlich die Figuren verkleinern, sonst wären sie zu aufdringlich geworden. Man stelle sich die "Gamburger Madonna" als Monumentalfigur im Stile Michelangelos vor, mit dem für sich schon vergrößerten Christuskind ... http://www.fzb-ateliers.de/verlag/pdf/spaetgothik/42-43.pdf

    Ja, und da sieht man, dass Deine Abbildungen gut sind, denn sie verschaffen einem eine Ahnung der figuralen Plastizität des spätgotischen Nahraumes.

    Das mit den Skulpturen hat Winfried geschrieben -> falsch zitiert.
    Und: "aktionsräumlich orientierter Raumumgang" - das ist schon interessant.


    "Aktionsraum" ist der Bereich des Menschseins, in dem es um das Arbeiten, Werken, um die händische Beschäftigung mit Dingen geht. Im Aktionsraum geht es darum, welche Dinge "zuhanden" sind, womit sie interagieren kann, was sie in ihrer Körperartikulation beeinflusst, herausfordert usw.

    Der Betrachters kann sich da hineinversetzen. So kann die Figurenperspektive nachvollziehen. Das macht dann eine gute Skulptur aus, aber auch z.B. ein packendes Portrait, das uns etwas über die Figur sagt. Früher hat man z.B. Charakterbilder und Environmentals (Arnold Newman, http://reelfoto.blogspot.com/2011/08/arnold…s-portrait.html ) gemacht, den Schuster in seiner Werkstatt usw.

    - Und wir mit unseren größeren Kameras stellen das Stativ ja nicht direkt am Eingang auf, sondern gehen zuerst mal zu dem Chorgestühl hin, suchen uns verschiedene Geschichten, Ansichten, Beziehungen zwischen Figuren heraus, die wir dann in unterschiedlichem Licht ausprobieren, mit unterschiedlichen Betrachtungsabständen und Objektiven, in unterschiedlichen Tiefeneindrücken, um dann das eine Bild zu machen, das hoffentlich stimmt.

    Hegel hat das alles kaputt gemacht. Der meinte, 1. wir bauen ein Museum in Berlin, 2. das ist ein White Cube, 3. da werden alle Objekte im gleichen Abstand, in gleicher Größe, im gleichen Licht, auf gleichem Sockel und ohne Umgebung präsentiert, ohne Veränderung der Position, damit wir 4, das rein Ästhetische dieser Objekte erkennen sollen, 5. ohne von den historischen Bedingungen ihrer Existenz gestört zu werden. Idealismus halt. Hegel und die Folgen? In Deutschland? Ewige Idealtypen, mustergültige Exemplare? War da was?

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