Tessin - Zum ersten Mal mit der Großformatkamera

  • So Leute. Da ist es. Mein allerallerallererstes Großformatbild!

    Etwas zur Vorgeschichte: Habe die Sinar F2 (die P2 war mir zur schwer und ich habe noch F-Standarten in der Bucht bekommen) mit ins Tessin genommen. Und dann? Dauerregen! Tessiner Dauerregen wie aus Kübeln. Drei Tage lang! Am vorletzten Abend dann für eine Stunde trocken, also: F2 geschultert und an den See gelaufen. Ein Bild muss her, sofort. Inhalt egal! Dementsprechend spektakulär ist das Ergebnis :D . Die Kamera hätte man noch ein wenig nach links drehen können ... nun ja. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich unglücklich wäre, hatte ich doch einen Stapel durchsichtiger oder völlig schwarzer Negative erwartet. Gemessen habe ich übrigens mit dem kuriosen Gossen sinarsix, das wohl doch brauchbarer ist als sein Ruf.

    Tessin #1

    Sinar F2, Sinaron 150 WS, Copal Hinterlinsenverschluss, f22, 1/60s. Kodak T-Max 100. Entwicklung bei fotoimpex. Epson V800. Nur crop, kein Nachschärfen, keine Belichtungsänderung.

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • Vielen Dank für die Likes.

    Es geht weiter; ich werde in den nächsten Tagen nach und nach einstellen, was ich noch so habe. Das zweite Bild ist mindestens ebenso unspektakulär wie #1, es wurde zehn Minuten später aufgenommen. Immerhin sieht man in der Struktur des Mühlsteines schon den Unterschied zwischen analog und knallhartem digital, der mich so reizt ... ist irgendwie was anderes.

    Tessin #2

    Der Dorfbrunnen von Maroggia am Luganer See. Hier f22, 1/15s (hat gestürmt, deshalb die Bewegung in den Zweigen).

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • Ich finde das Bild total super. Zumindest ich wüsste wirklich nicht, was man da großartig anders machen könnte. Schöner Bildaufbau, schöne Grautöne.

    Aber:

    Immerhin sieht man in der Struktur des Mühlsteines schon den Unterschied zwischen analog und knallhartem digital

    Diese Aussage ist keine! Man sieht keinen Unterschied, weil es kein (digitales) Vergleichsobjekt gibt. Außerdem ist das Bild digital, weil es gescannt ist. Sorry wg Klugscheißerei; mir geht das vermeintliche Ausspielen von analog gegen digital furchtbar auf den Senkel. Meiner Ansicht nach handelt es sich primär um eine Frage der Verarbeitung. Das hat andererseits überhaupt nichts damit zu tun, dass analog (ich bevorzuge "Silberfotografie", siehe weiter unten) mit allem Drumherum möglicherweise viel mehr Spaß macht und dass manche Bildwirkungen "analog" quasi auf "natürlichem Wege", also einfacher entstehen können. Und es ändert nichts daran, dass ein Bild gut ist, gleichgültig, ob "argentique" oder "numerique".

    Friedfertige Grüße von hp [in beiden Welten tätig]

    Al é bun sciöch' al é ...

  • kuriosen Gossen sinarsix

    Dazu fällt mir gerade ein, dass ich auch so ein Teil habe (es allerdings zur Zeit nicht nutze, ist mir für unterwegs zu viel Ballast). Im Prinzip ist das ein ja "nur" ein Spotbelichtungsmesser, bei dem man die Spots auf der Mattscheibe auswählt. Hat demzufolge alle Vor- und Nachteile eines solchen Geräts, mit dem man umgehen können sollte. Wirklich nützlich ist natürlich die Messung hinter dem Objektiv. Filter und Balgenauszug sind automatisch berücksichtigt! Für Makros genial. Linhof hatte mal sowas Ähnliches, nannte sich Mattscheibenmessung und funktionierte mit einer Sonde, die man von hinten auf die Mattscheibe setzte. Halte ich allerdings für entschieden unzuverlässiger ...

    Schön, dass du den Sinarsix bekommen hast. Ich glaube, die werden allmählich selten. Ach, einen Nachteil hat er doch: Er geht nur im internationalen Rückteil 4x5. Also nix für die Abteilung "Alles, was größer ist".

    Historisch motivierte Grüße, hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Erstmal Danke für deine Ausführungen hp. Analog und digital, ist natürlich alles sehr subjektiv und in der Tat ist auch das analoge Bild spätestens nach dem Scannen in der digitalen Welt angekommen.

    Am letzen Urlaubstag endlich Sonne. Sinarkoffer ins Auto und nach Carona in den Parco San Grato gefahren. Heute sollte es das 90mm sein. Dann das Debakel - die Druckblende ist noch auf die neueren Verschlüsse ab Blende 4 eingestellt ... der Hinterlinsenverschluss, den ich als Ersatz für den defekten bekam ist aber einer von 5,6 bis 45 ... was tun?

    Ah ... das Grandagon 65mm mit Copalverschluss muss her ... zurück zum Auto ... hechel ... Blende 32 bei 1/60 zeigt der sinarsix an.

    Tessin #3

    Ist natürlich extrem mit dem 65mm: Viel Hecke, wenig See ... evtl. könnte man ein Panorama rausschneiden. Jedenfalls war das wieder ein lehrreiches Bild.

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • Mein Gott, wieviel fast immer ähnliche Seen hab' ich schon gesehen. Region und Landschaft werden durch Hecken charakterisiert. Sehr gutes Bild, lass es so, wie es ist.

  • Viel Hecke, wenig See ... evtl. könnte man ein Panorama rausschneiden.

    Nö! Ganz und gar nicht; allenfalls etwas weniger Vordergrund und mehr Himmel. Das habe aber nun wirklich nicht ich zu entscheiden. Ich finde, die Gesamtstimmung kommt super rüber.

    [Eine ketzerische Bemerkung, nicht zu ernst zu nehmen: Sieht ein bisschen aus wie eine alpine Variante des Mittelrheintals ...]

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Gemessen habe ich übrigens mit dem kuriosen Gossen sinarsix, das wohl doch brauchbarer ist als sein Ruf.


    wenn du es lieber etwas ernsthafter (im sinne von professioneller) statt kurios hättest: besorg dir die sinar messkassette, den sinar-booster und ein minolta flashmeter V.

    geiler messen! :D

    weiterer vorteil (hppruefer hatte ja die größenbeschränkung schon erwähnt): geht auch bis 8x10.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • wenn du es lieber etwas ernsthafter (im sinne von professioneller) statt kurios hättest: besorg dir die sinar messkassette, den sinar-booster und ein minolta flashmeter V.

    geiler messen!

    weiterer vorteil (hppruefer hatte ja die größenbeschränkung schon erwähnt): geht auch bis 8x10.


    Ui, eine 8x10 Messkassette würde ich auch gerne nutzen. Einen Sinar Booster und passenden Beli hab ich noch rumfliegen, aber von der großen Kassette habe ich bisher nix gewusst. Hast Du einen Tipp, woher ich das schöne Stück bekommen kann?

    VG

    Tobias

  • Ui, eine 8x10 Messkassette würde ich auch gerne nutzen. Einen Sinar Booster und passenden Beli hab ich noch rumfliegen, aber von der großen Kassette habe ich bisher nix gewusst. Hast Du einen Tipp, woher ich das schöne Stück bekommen kann?

    VG

    Tobias


    ja. ebay. oder frag mal hier nach: http://secondhandcamera.de/

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • Diese Aussage ist keine! Man sieht keinen Unterschied, weil es kein (digitales) Vergleichsobjekt gibt.

    Den einzigen "Unterschied", der keiner ist, ist die Tatsache, daß der Mühlstein bei Vergrößerung auf 1:1, also corp, unscharf ist. O.K., ist, wie er schrieb, bei Wind gemacht, also verzeihlich. Mit schwarzem Humor geschrieben, wäre das Bild als Digitalbild einer KB schärfer, weil die Kamera kleiner und windunempfindlicher ist (duck und weg.....)

    humorvolle Grüße
    Winfried, - der die Aufnahme aber gut findet!

  • Also mir gefällt der viele Vordergrund.
    Dadurch sieht das Ganze ein bisschen kratermäßig aus, so wie in einem Abenteuerfilm, wo die Helden gleich ein neues Tal entdecken. Man muss sich dann schon mit dem Bild beschäftigen, um die Häuser zu finden. Finde ich gut.

  • Die Tessintour geht weiter. Nachdem ich ja für den restlichen Tag gezwungenermaßen auf das Grandagon 65mm festgelegt war, bot es sich natürlich an, Motive zu suchen, die mit dem Superweitwinkel auch gut rüberkommen. Ich bin dann nach Ciona mit seinen engen Gässchen gefahren und habe mich ein wenig umgetan.

    Tessin #4

    Sinar F2, Grandagon 65mm, Kodak T-Max 100.

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

  • Gefällt mir richtig gut (ich weiß, warum ich das 65er mag). Es wirkt ja witzigerweise auch garnicht so extrem weitwinklig. Die gerne beklagten Verzerrungen gibt es nicht, und die Licht/Schattenverteilung finde ich super. Schöner diagonaler Bildaufbau!

    Sonntägliche Grüße, hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Die Tessintour muss nochmal herhalten, da ich immer noch zum Warten auf die neueren Filme aus Berlin verdammt bin. Zum Glück ist die Jobo-Drum schon unterwegs und auch die Fotochemie inzwischen eingetroffen, so dass dem Selbstentwickeln in Zukunft nichts im Wege steht.

    Jetzt ein Motiv, bei dem das 65mm Grandagon endlich richtig zur Geltung kommt: die (sehr) engen Gassen von Rovio. Die Bewohner haben im Mittelalter römische Sarkophage zu Brunnentrögen umfunktioniert. Ein solcher ist an dieser schmalen Kreuzung. Selbst bei glühender Sommerhitze sind die gerade 2m breiten Häuserschluchten schattig und dunkel. Ein Fest für den T-Max ... ach ja: f32, 3s

    Übrigens habe ich hier erstmals das Negativ direkt vom Glas des Epson 800 abgespannt, was irgendwie viel bessere Ergebnisse liefert, als der merkwürdige Negativhalter, der nur Staub anzieht ... ich habe die Emulsionsseite direkt aufs Glas gelegt und das Bild in PS horizontal gespiegelt ... was sind eure Erfahrungen?

    Tessin #5

    Grüße aus dem Schwarzwald, Euer Jens

    instagram/mk: Black Forest Tintype

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