Jockel123 wrote:
@lohi
Was waren deine Beweggründe eine Intrepid zu kaufen, wenn du bereits eine Wista hast, mit der du zufrieden bist?
Hast du dich vorher nicht informiert oder bist du davon ausgegangen, dass man für 250,-Pfund eine neue Kamera mit dem Qualitätsstandard einer Wista, Linhof o.ä. bekommt?
Wie Marsupilami bereits oben geschrieben hat, you geht what you pay for.
Wenn du dich informiert hättest, wäre dir klar gewesen, dass es bei Intrepid keine Endkontrolle gibt. Dafür aber eine kulante Ersatzteil bzw. Umtausch Regelung von der auch du profitiert hast. Du hast eine Mark IV bekommen für deine Mark III.
Eine anderer Hersteller hätte dir einfach die reparierte ausgetauschten Mark III zurückgeschickt.
Wenn der Zoll bei dir zweimal abkassiert, weil du unfähig bist ihm mitzuteilen, dass dies eine Ersatzkamera für deine ursprünglich verzollt Kamera ist, ist nicht Intrepid schuldig.
Kein Grund, andere so anzugreifen. ich habe mich nicht zu Dir persönlich geäußert, sondern zu einer Sperrholzkonstruktion, die sich unter Umständen und nach Versicherung des Herstellers in die Klasse der Laufbodenkameras einordnen ließe.
Sei also versichert: es geht nicht um Dich, sondern um ein Produkt aus dem Ausland.
Der Hersteller behauptet, auf seiner Website, ein Produkt hoher Fertigungsqualität anzubieten.
"Plus they come with the guarantee that they are in top working order as well as the security of help and support from an active company." intrepidcamera.co.uk/faq
Er behauptet, das ganze sei nachhaltig und beinhalte nur gutes, geeignetes Material.
Des weiteren behauptet er, es ließen sich Bilder damit machen. und er behauptet, die Anfertigung dieser Bilder könne auf die bekannten Techniken der Großformatkameraverstellung zurückgreifen.
Ich habe nun aus eigener Erfahrung diese Aspekte thematisiert und bin zu dem Schlusse gekommen, dass alle diese Behauptungen nur eingeschränkt erfüllt werden.
Krumm angeklebte Billigwasserwaagen, die nicht in der Artikelbeschreibung stehen, sind kontraproduktiv.
Durchdrehende Schrauben bzw. Arretierungen verhindern eine Fixierung der Verstellung.
Schadhafte Balgenklebung erzeugt Lichteinfall und zerstört das Negativ somit.
Ein Spiel von +-0,5 mm des Mattscheibenrahmens erzeugt im Portrait Schärfeabweichungen von 40-60 cm, je nach Objektiv.
Dass es keine Endkontrolle gibt, steht so nicht auf der Website. im Gegenteil, es wird auf die Hochwertigkeit der Kamera verwiesen. Dass User im Netz fehlende Endkontrolle bemängeln, zählt wohl eher nicht zur offiziellen Werbestrategie.
- Und selbst das stimmt ja gar nicht: die Westküsten-Influencer, Horne, Burke, aber auch O'Nions in England erzählen was anderes. Kein Wunder: die kriegen ja auch Vorserienmodelle oder aber Modelle MIT Endkontrolle.
Außerdem: was soll der Quatsch? Wer eine Wasserwaage anklebt, sieht doch auf den ersten Blick, ob sie schief sitzt. Wer einen Mattscheibenrahmen einsetzt, fühlt doch in den Fingern, ob er klappert. Wer einen Balgen anklebt, schaut doch immer auch darauf, ob er richtig angeklebt ist. Die arbeiten doch nicht in der Dunkelkammer, oder? Und ich bin doch kein Masochist, der sich etwas kauft, nur um sich darüber zu ärgern!
NATÜRLICH kann ich für 250£ etwas Hochwertiges erwarten. Eine gute Seiko Automatik aus Japan wird für das Geld 50 Jahre lang funktionieren. Ich erwarte nicht, dass es technisch raffiniert ist. Es ist ja nichts Kompliziertes, was da zusammengebaut wird. Aber Einfachheit und Haltbarkeit bzw. Zuverlässigkeit schließen sich nicht aus.
Und genau das ist einer der Gründe, warum ich mir die MK2 damals kaufte. Ich kenne aus langjähriger Erfahrung die Technika V, und ich kann Dir ein schönes langes Liedchen davon singen, was da alles kauputtgehen oder dejustieren kann. Das beginnt mit der Lagerung der Frontstandarte im Gehäuse, die extra verschraubt und justiert ist. Sowas kann natürlich im Lauf der Zeit aufgehen und dejustieren. Die seitlichen Haltefedern des Laufbodens: gelagert auf dejustierbaren Schrauben. Das Laufbodenscharnier: dünnes Material, schnell verbiegbar. Mit enormen Auswirkungen auf die Parallelität. Kostet mucho mucho in München, das wiederherzustellen, sollte auch regelmäßig sogar nach Balgenwechsel vorgenommen werden. Die Balgen waren damals übrigens nicht so wertig. Die Frontstandartenbasis: muss nachjustiert werden, damit sie stramm sitzt. Der Basisblock der Frontstandarte ist aus Guss, das heißt bei falschem Gebrauch brechen Ecken aus. Die Feststellhebel sind aus Plastik, leiern aus. Die Feststellschrauben der Ruckstandartenverstellung sind gegossen, brechen gerne ab. Die Halteschrauben für die Mattscheibenrahmenfern ziehen sich selbst fest. Resultat: die Mattscheibe bleibt bisweilen windschief stehen, Fehlfokus. usw. usf. Alles schon gehabt.
Ich kenne meine Kameras recht gut. Ich sage Dir: die Einfachheit wie z.B. bei einer Cambo SC2 oder das "keep it simple"-Prinzip einer Wista, bei der das ganze Gehäuse aus einem Guß ist, der Lagerblock für die Front im Gehäuse nicht dejustiert werden kann, der Laufboden mit nur zwei riesigen Metallschrauben befestigt ist, Spannfedern an der Seite fehlen: das lässt sich nicht übertreffen. Und das Weglassen des technischen Firlefanzes aus den 1960er Jahren, der eine Linhof auszeichnet, reduziert Kosten.
Versteht mich nicht falsch: eine Linhof hat durchaus seine Berechtigung - sofern sie regelmäßig und sachkundig und kostenpflichtig gewartet und instandgehalten wird.
Ich wollte das nicht, angesichts der Tatsache, dass es einfachere Konzepte gibt, und probierte deshalb die Intrepid MK2 aus. Ich ärgerte mich aber über die Frontverstellung, und daher entschied ich mich für eine zusätzliche MK3.
Außerdem wollte ich noch eine Kamera fürs Meer. Dort gibt es Salz und Feuchtigkeit. Das ist eher ein Feld für 'ne Holzkamera mit Alubesatz als für eine Wista mit Stahlanteilen.
Das geringe Gewicht ist ein schöner Nebeneffekt. Aber mittlerweile bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die Wista mit ihren 2,5kg ebenfalls noch transportabel ist, zumal ich das Objektiv, ein Fujinon A 180, mit Filter, 46mm, dranlassen kann. Das funktioniert im Feld noch besser. Die Kamera kommt in ein Tenba Byob10, zusammen mit dem Beli, an den Seiten ein Metermaß, eine Konvexlinse zum Fokussieren, in einer Extratasche 6 Filmkassetten, und das war's.
Du schreibst, ich hätte von der kulanten Umtauschregelung profitiert und eine MK4 bekommen statt einer MK3. NEIN. ich habe gar nichts bekommen. Ich wurde seit Ende Januar 2019 immer wieder vertröstet. Mir sind Rücksendekosten für schrottige Ware angefallen, nun soll ich wegen defizitärer Verzollungsunterlagen zusätzlich 45€ zahlen. Insgesamt kommt mich die Kamera also rund 100 CHF teurer als bestellt, bei vierfacher Wartezeit im Vergleich zur beworbenen Leadzeit von 4 Wochen.
Im Allgemeinen nennt man das: "Außer Spesen nichts gewesen!"
Im Übrigen hätte ich gerne die MK3 bekommen, die wäre mir lieber gewesen, wegen des geringeren Gewichtes und der Rückstandartenverstellbarkeit.
Und natürlich ist Intrepid Camera an der Zollgeschichte schuld: die haben das deklariert bzw. als Reparaturrücksendung zu deklarieren, nicht ich.
Immer wieder fällt hier das Wort "Bashing": eigentlich besteht Bashing darin, dass derjenige, der den Schaden hat, immer noch eins draufkriegt. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Hier im Forum sind ein paar Leute, die das so sehen und einfach nur draufhauen.
Anscheinend sind sie zufrieden mit ihren Kameras. Ist doch gut so!
Aber das heißt nicht, dass man andere heruntermacht, nur weil sie sich eine kritische Meinung erlauben und andere vor Fehlkäufen warnen wollen, indem sie diskursiv zur Entscheidungsfindung beitragen.
Das Verhalten dieser Leute, die Leuten mit anderer Meinung pauschal Pfeffer geben, bezeichnet man anderswo gemeinhin als "fanboy behavior". Es bezieht sich meist auf Dinge, die man sich gerade so leisten konnte, und die man nun wider besseres Wissen unbedingt toll finden und als Statussymbol nutzen möchte. Gerade in diese Richtung geht die ganze Werbestraegie von intrepid Camera.
Ich habe mir etwas gekauft, wovon ich dachte, es wäre ein Werkzeug. ich stelle fest: es ist minderwertige Ware, die nicht funktioniert. Klar kriegt man mit einem Billigschraubendreher aus dem Baumarkt eine Schraube rein. Aber das wertige und teurere Modell kriegt die Schraube noch in drei Jahren rein, ohne durchzudrehen. Den kauft man nur einmal, das Fanboygeraffel kauft man sich jedes Mal neu.
Nun wurde ja noch darauf verwiesen, dass, ich keine schlechten Erfahrung gesammelt hätte, hätte ich mich vorab richtig informiert.
Sehen wir es doch mal so: dass ich meine Erfahrungen ausführe, damit andere, die sich vorab informieren, keine ebenso schlechten Erfahrungen machen.
Herzliche Grüße
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