Kollodium Nassplatten entwickeln

  • Hallo Welt der Großformatfotografie :) ,

    seit etwa 6 Monaten packt mich die Faszination für Kollodium Nassplatten und der Drang solche Platten auch selbst zu erstellen. Gleichzeitig ist das ganze mein Einstieg ins Großformat - entsprechend viel gab es zu recherchieren und zu lernen.

    Nun habe ich mir eine Cambo Sf -und aus Tschechien ein Chemie Set gekauft, eine Planfilmkassette für 4x5 Platte umgebaut und die ersten Versuche gestartet. - leider alle erfolglos.

    Wie auf den eingefügten Bildern zu sehen ist die Emulsion transparent und löst sich großflächig von der Glasplatte ab.
    Die Glasplatten habe ich vorher gründlich mit Spiritus und Wasser gereinigt und gleichmäßig mit Kollodium bedeckt. Auch war die Schicht vor dem Sensibilisieren trocken. Die Aufnahme an sich war ebenfalls fehlerfrei: die Platte lag stabil in der Kassette, Schieber draußen, genug Licht, lange belichtet, ...

    Bereits beim Entwickeln und ersten Spülen konnte ich jedoch feststellen, dass sich die Schicht zum einen ablöste und auch keine wesentliche Reaktion sichtbar war. Beim fixieren wurde nur alles transparent.

    Wenn ich die Chemie allerdings Rein in einer Schale vermische zeigt sich deutlich eine Reaktion.

    Übersehe ich was? Ich bin dankbar für alle Hinweise


    Liebe Grüße

  • Hi!

    Ich habe so far zwei Wetplate-Workshops hinter mir, bin also Experte .....

    Beim ersten WS hatte ich ähnliche Resultate. Die Bilder kamen zwar recht schön im Entwickler, Sekunden später zerriß das Bild aber und schwamm wie ein Puzzle auf der Platte. Nicht lustig.
    Der zweite WS war dann absolut genial und hat "einfach so" bestens funktioniert.
    Wir haben rel. viel Zeit mit der Reinigung verbracht. Dazu gabs eine Kreide-Aufschlämmung mit Wasser, Alkohol, ..., Microfaser-Tüchern und zum Abschluß so ein elektromotorisiertes Polier-Drehdings, wie man es für Autos verwendet. Ok wars, wenn man beim Anhauchen keinerlei Strukturen am Glas sehen konnte.

    Es gibt Kollodiom-Zubereitungen, die reifen müssen ....

    Und ich glaub, das Kollodiom darf nicht trocken sein, es sollte leicht klebrig sein. Zumindest haben wir beim zweiten WS explizit darauf geachtet, bei ersten (fail!) sind wir direkt vom Kollodiom-Beschichten ins Silberbad gegangen.

    Soviel meine Experten-Meinung ..........

    Vielleicht kann Dir derda helfen: https://www.youtube.com/user/borutpeterlin/


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,

    um erste Ergebnisse zu erhalten, ist der Prozess eigentlich nicht so schwierig. Das wichtigste hast Du
    schon gemacht und Dir fertige Chemie gekauft. Je nachdem welches Kollodium Du verwendest, muss
    das zwischen ein paar Tagen und 1-3 Wochen "reifen". Ich nehme mal an Du hast die Chemie bei Mamut
    gekauft. Auf der Seite steht auch die "ripening time".

    https://www.mamut-photo.com/eshop/en/70-premixed-collodions

    Vielleicht kannst Du noch mal schreiben welches Kollodium Du gekauft hast.

    Wenn das Kollodium so weit ist, dann müsste der folgende Ablauf zum ersten Ergebnis führen:

    1. Glasplatte mit Plattenreiniger z.B. von Mamut reinigen. Alternativ geht auch Scheuermilch z.B. von Frosch.
    2. Glasplatte mit Isopropanol reinigen. Solange putzen bis es quietscht wenn man mit einem Papierküchentuch
    drüber reibt. Es dürfen keine Schlieren mehr auf der Platte sein.
    3. Mit Kollodium beschichten und ca. 30 Sekunden warten. Man sieht meistens das der letzte Tropfen bzw. die Stelle
    an der das überschüssige Kollodium abgelaufen ist etwas antrocknet. Nicht zu lange warten. und auf keinen Fall
    trocknen lassen.
    4. Platte ins Silbernitrat für 3 Minuten. Danach sollte die Beschichtung komplett Weiß sein.
    5. belichten
    6. entwickeln
    7. fixieren, am besten mit Natriumthiosulfat. Bleibt die Platte in der Mitte Weiß, dann ist der Fixierer aufgebraucht.
    Einfach die Platte in neuen Fixierer weiter fixieren. Später, nach den Testplatten, sollte man für jede Platte frischen
    Fixierer verwenden.

    Je nach Glas kann man putzen bis der Arzt kommt z.B. Antireflexglas und es hält trotzdem nicht. Ich würde für die ersten
    Testplatten den Rand ca. 2-5mm mit Albumin beschichten.
    Dazu mit dem Mixer ein Eiweiß und ca. 1l destilliertes Wasser vermischen, das sollte ordentlich schäumen. Das ganze
    über Nacht den den Kühlschrank und am nächsten Tag die oberste Schicht vorsichtig entfernen und den Rest durch ein
    Baumwolltuch oder Kaffeefilter filtern. In einem verschlossenen Glas hält das einige Zeit im Kühlschrank. Mit einem Pinsel
    den Rand ca. 2-5m bestreichen und trocknen lassen. Der Punkt kommt zwischen 2 und 3, also vor dem Kollodium. Das Eiweiß
    sorgt dafür das sich das Kollodium nicht vom Rand löst. Leider hinterlässt das auch einen sichtbaren Rand im fertigen Bild und
    das will man eigentlich nicht. Für die ersten Testplatten sollte das egal sein.

    Wenn das einmal funktioniert, weißt Du das der Prozesses passt und Du kannst dich daran machen alles zu verbessern.
    Das richtige Glas und die richtige Bearbeitung (Kanten schleifen, reinigen, usw.) sind für den langfristigen Erfolg entscheidend.

    Wichtigste Regel: nicht verrückt machen lassen. Im Internet gibt es viele Vorgaben zum Plattenreiniger, Albumin, Fixierer, Entwickler, usw.
    Bleibt das Kollodium auf der Platte und es ist ein Bild zu sehen, hat man das meiste richtig gemacht, egal was irgendwo anders steht.

    Gruß

    Ulrich

  • Ich bin ein halb-Experte, da ich nur einen Workshop gemacht habe ;P

    Da haben wir die Platten noch mit einer Art braunem Matsch (der Name fällt mir gerade nicht mehr ein, irgendwas mit Brown-?) ganz fein aufgerauht, damit die Schicht besser hält.

    Grüße,

    Alexander

  • Vielen Dank für eure Erfahrungen!

    Die Reifezeit der Chemie hab ich beachtet, ich hatte bereits im Januar bei Mamut bestellt. Lea no. 2 war das Kollodium.
    Das mit der Sauberkeit der Platten hab ich wohl unterschätzt, da werde ich in den nächsten Tagen einen Neuversuch mit Albumin wagen. :)

    Trotz allem dürften ja die Platten an den Stellen wo Kollodium und Silbernitrat (die weiße Schicht konnte ich auch beobachten) gehalten haben nicht
    Transparent sein, oder? Naja, ich warte erstmal ab was meine neuen Versuche hervorbringen

  • kurzes Update:

    Das beschichten der Platten hat jetzt super geklappt. Auch Entwickeln und fixieren funktioniert.

    Als ich die Glassplatte nach dem Spülen aber mit einem Firniss bedecken wollte hab ich die Platte scheinbar zu stark erhitzt. Die Silbernitrat Schicht ist mit dem Gummi-Sandarak verlaufen.. Auch ist mir das nicht ganz gleichmäßig gelungen.

    Gibt es da eine bessere Methode zum mäßigen erwärmen und beschichten?

    Anschließend habe ich zum Test die Platte auf der Rückseite mit Acryllack bestrichen, optimal ist das nicht


  • Vor dem beschichten mit Firniss sollte die Platte trocken sein. Nur als Hinweis, da Du oben geschrieben hast "...nach dem Spülen....".
    Mir ist das allerdings mit dem Sandarak Firniss auch schon passiert. Die Platte hatte ca. 60-70°C und die Sandarak Lösung etwas weniger.
    Erst sah es gut aus und dann hat sich das Bild aufgelöst. Die max. Temperatur liegt vermutlich unter 50°C.

    Erwärmt habe ich die Platte entweder mit einem Schalenwärmer oder günstiger ist eine Warmhalteplatte z.B.
    https://www.amazon.de/GASTROBACK-42490-Gastroback-Warmhalteplatte/dp/B01I4FU5VG

    Derzeit suche ich nach einer Alternative, da mein Labor zwei Tage nach der Sandarak Lösung riecht, nachdem ich ein
    Platte beschichtet habe.

    Eine Alternative ist Schellack Firniss von WetPlate Supplies:
    http://www.wetplatesupplies.com/wetplate-collo…ac-varnish.html

    oder etwas moderner und einfacher zu beschaffen ist Liquitex Firniss:
    https://www.amazon.de/gp/product/B001URYJ4U/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o09_s01?ie=UTF8&psc=1

    Es gibt verschiedene, der verlinkte funktioniert ganz gut, da er relativ dünnflüssig ist. Ist allerdings
    etwas dickflüssiger als Sandarak und dadurch muss man aufpassen das man keine kleinen Luftblasen
    beim aufgießen auf der Platte im Firniss zurückbleiben. Der Liquitex Firniss kann mit destillierten Wasser
    verdünnt werden. Bin hier auch noch in der Testphase.

    Für die Rückseite habe ich allerdings auch noch keine Lösung. Bisher verwende ich schwarze Pappe, das
    ist allerdings auch nicht ideal.

  • Interessant

    Du bedeckst die Platte also mit Firniss *bevor* du sie erhitzt?

    Das Problem mit dem Geruch hab ich glücklicherweise nicht. Ein guter Luftabzug nach draußen klappt da auch :)

    Allerdings dunkelt die Sandarak Lösung ziemlich nach. Dabei sind meine Platten ohnehin schon dunkel..

    Alternativ zu schwarzen Glasplatten kann man natürlich auch schwarze Alu Platten kaufen. Die kommen von Mamut auch eingeschweißt - also sauber

  • Verwendest du auch die fertige Mischung von Mamut für das Firnis? Hier habe ich schon viele negative Erfahrungen gehört, dass dieser zu aggressiv ist und daher die Platten "frisst".

    Die kleinen Platten kannst du gut über dem Alkoholbrenner erwärmen, das gleiche gilt auch für einen Toaster (das braucht noch weniger Zeit).

    Zum Thema 'Reinigen von Platten':
    1/ Nach dem Reinigen der Glasplatten mit normalem Spüli kommt das Behandeln mit einer Kalziumkarbonatlösung (Kalk in dest. Wasser).
    2/ Bisschen davon auftragen und gleichmäßig die Oberfläche polieren
    3/ Mit einem sauberen Küchenpapier saubermachen

    Wichtig ist hier: KEIN Alkohol zum reinigen, also kein Spiritus, da bekommst du nur Probleme da dann der Alkohol im Kollodium damit reagiert. Die Kanten werden manchmal und vor allem bei größeren Platten mit Albumen bestrichen, damit sich nichts mehr löst.

    Schwarze Aluplatten haben eine Folie drauf, daher spart man sich das putzen ;)

  • Hallo:
    Hier steht alles:
    https://books.google.ch/books?id=ivlBA…llodium&f=false

    Wenn du auch nicht mehr mit Zyankali entwickelst, ist aber die Vorbereitung der Platte sehr detailliert beschrieben. Abgleiten des Kollodiums ist wohl dem zu wenig Reinigen zuzuschreiben.
    Viel Spass beim lesen. Kann als PDF heruntergeladen werden.
    Ich hab letztes Jahr einen Nassplattenworkshop in Wien besucht und dieses Buch hat mir im Vorfeld sehr gute Einblicke gewährt, wie das so geht.
    Gruss Arolfinger

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