Kamera für Landschaftsfotografie

  • Hallo zusammen,

    nachdem ein neuer Scanner angeschafft wird möchte ich auch den Sprung ins „richtige“ Großformat machen und dabei meine Anfängerfehler in der Fachkamera-Fotografie nicht mehr wiederholen: die falsche Kamera für den Einsatzzweck zu kaufen.

    Mein Einsatzzweck: Landschaftsfotografie. Die Kamera muss tragbar (leicht) sein, verpackbar, schnell aufgestellt sein. Ideal wäre ein Adapter für Linhof 679 Lens boards, damit ich meine Objektive nicht umbauen muss. Dazu benötige ich Tilt des Objektives, und Shift. Ansonsten noch was an Verstellungen, das ich vergessen habe? :) Ich bin auch offen für das Format. Eigentlich je größer, desto besser, aber ich fürchte, das beißt sich mit dem Einsatzzweck. Objektive sind schon vorhanden für 4x5“.

    Daher meine Frage: welche Kamera würdet ihr empfehlen?

    Zur Weiterverarbeitung plane ich eine Jobo 2520-Dose für die CPE, dann Scan.

    Vielen Dank!

  • Hi!

    Schau Dir mal die Intrepid an . Gibts in 4x5 und 8x10.
    Die 4x5 paßt mit dem kompletten Zubehör in einen größeren Fotorucksack und ein spezielles Stativ brauchst auch nicht.
    Ist kein Wunderding - aber leicht und günstig.


    Greez
    Stefan

  • Schnellen Aufbau gibt es nicht. Vorsicht, Polemik: Der schnellste Aufbau ist der, den man nicht machen muss. Das ist einer der Gründe, weshalb ich für meine Bauwerkporträts mit der betriebsbereiten Profia unterwegs bin. Ich habe das Ganze auch schon mit einer flach gelegten (bitte jetzt nicht missverstehen!) Supra gemacht. Die passte wunderbar in einen Kofferrucksack, war also dezent transportabel. Glücklich bin ich damit nicht geworden - die Montage hat mir zu lange gedauert [Kommentar eines sehr netten Pariser Passanten: "Bon courage!"]. Bei der jetzigen Lösung brauche ich die Kamera nur aus dem Transportwägelchen zu ziehen und in den Bankhalter auf dem Stativ zu klemmen. Damit komme ich (!!) sehr gut klar. Nur ist das nicht verallgemeinerbar, und ich bin sicher, dass dieser Kram für Landschaft so eher Overkill ist. Landschafter sollten Zeit mitbringen ... ;) Ich bin ein Freund zügigen Arbeitens. Vielleicht zu hektisch?

    Intrepid geht vermutlich. Ich würde sie aber auch lieber aufgebaut transportieren, siehe oben. Und mir ist sie etwas zu klapperig; das ist aber eine Frage der persönlichen Prioritäten.

    Die berüchtigten 2 cents von hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Schnellen Aufbau gibt es nicht.

    die Montage hat mir zu lange gedauert

    alles klar.


    Landschafter sollten Zeit mitbringen

    Genau, wenn der Aufbau der Kamera ewig dauert, muß man nicht so viel laufen :)

    Es wird wie jedesmal bei solch einer Anfrage auch um Gwicht und auch um Preis gehen.
    Ganz allgemein: Eine teure Kamera kauft man sich, wenn man weiß, daß diese Art der Fotografie das Richtige ist. Eine preisgünstige Kamera sollte aber mindestens so brauchbar sein, daß sie nicht den Spaß verdirbt. Meine Sinar P2 war dabei, mir den Spaß an Architektur- und Draußenfotografie zu verderben.

    Der Linhof-Film gefällt mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Diesch (19. Januar 2019 um 15:49)

  • Meine Sinar P2 war dabei, mir den Spaß an Architektur- und Draußenfotografie zu verderben.

    Ich finde, diese Aussage bedarf einer näheren Erläuterung. Sonst könnte ein unbedarfter Leser möglicherweise auf die Idee kommen, eine Sinar P2 sei nicht für Architektur- oder Draußenfotografie geeignet.

    Nachtrag: Zum Thema Empfehlung einer Kamera für Landschaftsfotografie: Das ist eine ziemlich persönliche Angelegenheit. Landschaft ist nicht gleich Landschaft. Es kommt da auf viele Einzelaspekte an.
    - Wieviel kannst und/oder willst Du schleppen? Wie weit von der Zivilisation bist Du unterwegs?
    - Welche Formate kannst/willst Du verarbeiten? Wie sieht's mit den Kosten für Filme, Entwicklung, usw. aus?
    - Bist Du eher in rauher Umgebung unterwegs (Island usw.) oder eher in gemäßigter Umgebung (z.B. heimische Wälder)?

    Eine 8x10"-Kamera bringt die ultimative Bildqualität, aber nur wenn alle dafür notwendigen Voraussetzungen da sind. Z.B. in starkem Wind ist der Umgang mit so großen Formaten nicht lustig. Außerdem ist 8x10" auf einem guten Qualitätsniveau ein ziemlicher Kostenfaktor.

    4x5" ist um ein Vielfaches günstiger, leichter, handhabbarer. Es gibt eine große Auswahl an Laubodenkameras, diese werden oft für Landschaftsfotografie bevorzugt, weil sie sich relativ kompakt transportieren lassen und relativ leicht sind. Die Technikas sind unter praktizierenden Landschaftsfotografen meines Wissens weniger beliebt, zum Einen aufgrund des Gewichts, zum Anderen aufgrund etwas umständlicher Handhabung mit starken Weitwinkeln. Leichtere Kameras wie z.B. Chamonix, Shen Hao, VDS, und Intrepid haben durchaus ihre Vorteile und werden auch von Landschaftsfotografen eingesetzt. Das ist aber nur eine kleine Auswahl, es gibt eine große Menge an sinnvollen Optionen. Auch eine kompakt gebaute optische Bank wie z.B. eine Plaubel Peco Junior kann sinnvoll sein. Und ich persönlich verwende auch "draußen" gelegentlich das relativ schwergewichtige Sinar-System aufgrund seiner enormen Flexibiität, damit wird manches möglich, was sonst kaum realisierbar wäre.

    Überhaupt ist es sicher keine schlechte Idee, sich umzusehen, was andere Landschaftsfotografen so benutzen. Ben Horne oder Alex Burke fallen mir da spontan ein.

    Viele Grüße
    Wilfried

    Einmal editiert, zuletzt von wwelti (19. Januar 2019 um 17:45)

  • näheren Erläuterung

    Der Transport auf einer Art Sackkarre war sehr mühsam. Ich habe dann nur noch dort fotografiert, wo ich mit dem Auto vorfahren konnte.
    Die Sinar ist von den Verstellungen her eine Spitzenkamera, mit der man recht schnell die gewünschte Einstellung erreicht. Aber sie ist eigentlich nicht für draußen gedacht - zumindest nicht die P2.

  • Danke für die Erläuterung.
    Ich denke, es macht viel aus, daß man die Kamera gut und sinnvoll verpackt und transportiert. So komme ich z.B. mit dem Fahrrad ganz gut auch mit dem Transport einer Sinar P zurecht.

    Daß die Sinar nicht für draußen gedacht ist, würde ich so nicht stehen lassen. Die Abkürzung SINAR steht für: Studio, Industrie, Natur, Architektur, Reproduktion.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure vielen Antworten! Momentan habe ich eine Linhof M679CS. Was ich an ihr mag ist die Präzision, was gar nicht geht ist Größe und Gewicht. Sie ist einfach zu schwer, um sie mitzunehmen. Vernunftgetrieben wäre also eine Linhof Techno der logische Schritt, da alles Zubehör kompatibel ist. Aber eigentlich würde ich gerne auch große Negative haben. Andere Landschaftsfotografen setzen gerne auf Arca (RM3DI, …) oder Alpa. Beides gute Kameras, aber teuer, mit geringen Verstellungen.

    Ich würde aber gerne einfach mal das größere Format ausprobieren, ohne gleich tausende von Euros auszugeben. Eine Intrepid ist aber eine Nummer zu low-level. Vielleicht Shen Hao? Ich glaube, optische Bank fällt raus.

    Meine kürzeste Optik ist 55mm, die längste 210mm. Wie gesagt, wenn man sich den Umbau auf andere Objektivplatten sparen kann wäre das natürlich nochmal ein Plus.

    Vielen Dank!

  • Meine kürzeste Optik ist 55mm

    Die braucht aber schon einen Weitwinkelbalgen - und ggf eine deutlich versenkte Objektivplatte. Auf der Basis deines Erstpostings würde ich bei 4x5 bleiben (da passt auch die Objektivpalette; 210 ist für 8x10 ein dezentes Weitwinkel). Und in Jobo 2902 passt auch maximal 4x5. Alles Andere sind Klimmzüge. Planfilmeinsatz dafür habe ich noch übrig (falls Interesse besteht; ich nutze für die Lappen die Expert).

    Der Transport auf einer Art Sackkarre war sehr mühsam. Ich habe dann nur noch dort fotografiert, wo ich mit dem Auto vorfahren konnte.

    Optische Bank würde ich wirklich nur mir empfehlen! Ist halt ein bisschen pervers ... aber für mich ist der wohlgefüllte Hackenporsche in städtischer Umgebung ideal. Da brauche ich kein Auto, und im ÖPNV ist so eine Karre problemlos zulässig.

    Grüße, hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Vernunftgetrieben wäre also eine Linhof Techno der logische Schritt, da alles Zubehör kompatibel ist

    .. "alles" stimmt leider nicht ..
    u.a. nicht die objektivplatine - an die techno passt die mt-platine ..

    ich selbst habe für die mt objektive bis hinunter zum 38er xl

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Die Sinar Kamera für "draußen" ist die F (=field)...aber auch da wird der Hackenporsche nach einer Weile etwas schwer...;)

    Ich überlege ernsthaft, mir noch eine Intrepid für unterwegs zu holen - die braucht auch nicht so ein dickes Stativ.

  • Hallo!
    Wenn Du bei Linhof bleiben willst, dann schau Dir mal die Technikardan an... Ist zwar ein wenig schwerer als eine Intrepid, VDS usw, aber dafür stabil, hat bis zum abwinken Einstellwege, und kann von Landschaft bis Architektur alles. Ich hab eine... :D
    Vorher hatte ich eine Toyo Field, welche auch eine sehr gute Kamera für die Landschaftsfotografie ist. Stabil, gut zu transportieren und genügend Verstellwege (für Landschaft). Leider ist sie mir dummerweise kaputt gegangen... ;(
    Ich würde mir aber überlegen, ob es tatsächlich nur bei der Landschaftsfotografie bleiben soll. Denn was braucht es da denn tatsächlich für Verstellwege?
    Ein bischen Tilt, ab und an Shift und das Tilten der Filmstandarte. Wenn Du dann aber doch mal z.B. eine Kirche fotografieren willst, kommt Du schnell an den Punkt, wo eine Fieldkamera an ihre Grenzen stößt...
    Zur Formatwahl hat ja Wilfried schon was geschrieben. Nur soviel: 8x10 ist der Knaller! Alleine der Blick auf die Mattscheibe haut einen um. Und wenn dann noch ein Negativ, besser noch ein Dia vor einem liegt, dann ist alle Mühe vergessen...
    Mein Tipp: Objektive so kaufen, dass sie nicht nur 4x5 abdecken, sondern auch 8x10. Denn früher oder später schleicht sich eh der Gedanke ein, wie es denn so mit einem größeren Format wäre, und dann sind schonmal Objektive da...
    Wo wohnst Du denn? Vielleicht ergibt sich ja für Dich die Möglichkeit, eine Kamera anzusehen, bischen damit herumspielen usw...
    Grüße
    Markus

  • Denn früher oder später schleicht sich eh der Gedanke ein, wie es denn so mit einem größeren Format wäre,

    Der Gedanke führt aber nicht automatisch zu einem größeren Format.
    Ich freue mich bei 4x5 über die Handhabbarkeit, die Objektivvielfalt, den Vergrößerer, der auch bei mir in die Wohnung paßt (eine Kontaktkopie finde ich für mich völlig unakzeptabel - mein "Normalformat ist mindestens 30cmx40cm, eher 40cmx50cm), die noch bequeme Möglichkeit des Selbstentwickelns. Wenn ich mir nur meine 40 Planfilmkassetten in 8x10" vorstelle ... Und nicht zuletzt freue ich mich über die weitreichende Verstellbarkeit dieser Kameras.

  • Große Großformate haben schon einen besonderen Reiz, ganz besonders sicher 8x10er Dias, man kommt aber dann von der Handhabbarkeit bis zu den reinen Hardwarekosten einschließlich Film in etwas angehobenere Bereiche ...

    Ich freue mich bei 4x5 über die Handhabbarkeit, die Objektivvielfalt

    Das sehe ich ganz genauso, und das Folgende ebenso:

    mein "Normalformat" ist mindestens 30cmx40cm, eher 40cmx50cm

    Das wird mit Kontakten dann wirklich schwierig! Es geht in Richtung ULF. Finde ich auch ok, ist allerdings doch recht speziell.

    [Im Übrigen ist bei so großen und den noch größeren Formaten auch in der Landschaft die Sackkarre sehr angesagt. Ich erinnere mich, dass die Bechers in ihren späteren Jahren das Herumgeschleppe der "großen" Kameras nicht mehr so prickelnd fanden - und das war "nur" 13x18. Erspart aber die Muckibude.]

    Sportliche Morgengrüße, hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Der Gedanke führt aber nicht automatisch zu einem größeren Format.Ich freue mich bei 4x5 über die Handhabbarkeit, die Objektivvielfalt, den Vergrößerer, der auch bei mir in die Wohnung paßt (eine Kontaktkopie finde ich für mich völlig unakzeptabel - mein "Normalformat ist mindestens 30cmx40cm, eher 40cmx50cm), die noch bequeme Möglichkeit des Selbstentwickelns. Wenn ich mir nur meine 40 Planfilmkassetten in 8x10" vorstelle ... Und nicht zuletzt freue ich mich über die weitreichende Verstellbarkeit dieser Kameras.

    Ich würde auch nicht dazu raten, schon mal vorsorglich Objektive für das übernächste Format anzuschaffen. Denn dabei wird nach meiner Meinung meist nicht daran gedacht, dass der dann Riesenbildkreis zu Lasten des Zentralbereichs in der Bildqualität geht.

  • Natürlich bezeichnet man 8x10 nicht ohne Grund als "Königsformat". Fasst man aber das Format 4x5 ernsthaft ins Auge kann ich die Auffassung von flieger nur unterstützen und auch die Aufmerksamkeit auf die Technikardan 4x5 lenken. Sie ist nur geringfügig größer (Packmaß) und geringfügig schwerer als eine Technika, ist für das geringe Gewicht sehr stabil und bietet sehr gute Verstellmöglichkeiten. Auch wenn man für die reine Landschaftsfotografie die Verstellmöglichkeiten nicht ausnutzt, sollte man bedenken, dass der Appetit beim Essen kommt. Und das Besondere bei einer Grossformatkamera sind und bleiben vorrangig die Verstellmöglichkeiten.

    Beste Grüße,
    Otto!

  • Für mich persönlich war die Entscheidung übrigens erstaunlich einfach:
    8x10" ist das größte Format, in dem man noch _halbwegs_ vernünftig an Farbfilm kommt (vor allem auch Farbdiafilm).

    Außerdem gibt es 8x10"-Kameras, die noch halbwegs tragbar sind wie z.B. die VDS.

    Objektive sind zwar nicht billig, aber auch noch zu bekommen.

    Also: Machbar und großartig. :)

    Viele Grüße
    Wilfried

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