J. Lane Dry Plates

  • Hallo in die Runde.
    Ich habe eine Frage zu den Linhofkassetten, von denen hier oft berichtet wird und die man für Planfilm, als auch für Fotoplatten verwenden kann.
    Ist das bei allen Linhofkassetten so, oder nur bei bestimmten?

    https://drive.google.com/file/d/0B50p4j…jF0cU9ocjA/view

    S. 37 im PDF, S. 80 im Buch: normale Planfilmkassette für 2 Planfilme 4x5, Nr. 001472
    S. 36 im PDF, S. 79 im Buch: Kassette für 2 4x5 Planfilme und/oder Glasplatten, auch gemischt, mit Auswerfer, Nr. 001454

  • Da ich noch ein paar ISO 2 Platten in der Rückhand habe wurde heute eine mit meinem neu erworbenen Quarz Objektiv aufgenommen.
    Die Lichtquellen waren zwei Gesichtsbräuner um sicher zu stellen das auch wirklich genügend UV Licht vorhanden ist.
    Das Quarzobjektiv lässt das UV Licht bis hinunter bis etwa 360nm passieren, also die optimalen Bedingungen.
    Das Objektiv hat 120mm Brennweite und ich habe f/11 verwendet. Belichtungszeit 6 Min.
    In Papierentwickler aus der Latenz geholt, das hat sich als die beste Lösung erwiesen.
    Das Negativ ist noch nicht trocken, das wird auch vor Morgen nichts mehr aber selbst im noch nassen Zustand und unter diesen Bedingungen ist in dem Negativ keine wirkliche Schwärzung zu erkennen, es ist recht gleichmässig gedeckt aber nicht wirklich mit der nötigen Dichte um davon Abzüge zu machen. Vielleicht reicht es für Auskopierpapier.
    Ansonsten bleibt wie immer noch der Scanner.
    Morgen werde ich dann noch ein Negativ belichten, dann aber mit 30 Min. Belichtungszeit um wirklich auszuschliessen das es nicht unterbelichtet wird.
    Bisher sehe ich meine Vermutung bestätigt das der Silbergehalt sehr gering ist und eine echte Schwärzung nicht eintreten kann.
    Egal was ich bisher unternommen habe, die Negative bleiben sehr dünn.

    Zumindest weiß ich nun was ich erwarten kann, das Material hat durchaus seine Reize und wenn die Negative gescant werden lassen sich auch schöne Ergebnisse damit erzielen.
    Vor einer möglichen Überbelichtung braucht man aber keine Angst zu haben, das geht bei diesen Platten nicht. Mit zunehmender Belichtung verringert sich lediglich die Gradation.

    Ich werde mir wieder eine oder zwei Packungen davon bestellen, schliesslich will ich das seltene Quarz Objektiv auch mal unter Tageslichtbedingungen testen.
    Leider gibt es keine echten Bildbeispiele hier, zumindest keine Neueren.
    Mich würde sehr interessieren ob die neuen Chargen jetzt weniger oder noch besser gar keine Schlieren mehr aufweisen. Bisher haben mich diese Streifen am meisten genervt.

  • Hier nun das Ergebnis.
    Leider wieder mit sehr starken Schlieren, ich glaube das ich wirklich zwei extrem schlechte Kartons erwischt habe.
    Ansonsten bin ich mit den Tonwerten ganz zufrieden.
    Das Objektiv ist sehr speziell, ich weiß auch nicht wofür und für welches Format es überhaupt gebaut wurde.

    Die Probeaufnahme mit 30 Minuten Belichtungszeit findet ihr hier: Kleinstformat


  • Das Objektiv ist sehr speziell, ich weiß auch nicht wofür und für welches Format es überhaupt gebaut wurde.

    Kann es sein, daß es Aufnahmen splittet und die beiden Aufnahmen dann für 3D Guckis ist?

    Allen einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr!

    VG Andreas

  • Es ist kein Stereoobjektiv sondern eine recht lang gezogene Optik für die Brennweite, auf Unendlich leuchtet es etwa 6x9cm aus.
    Beim Bau von Objektiven mit Quarzlinsen wurden den Konstrukteuren große Hürden in den Weg gestellt weil hier nur mit einer Glassorte gearbeitet werden konnte.
    Ich weiß jetzt nicht genau ab wann andere UV Licht durchlässige Gläser entwickelt wurden aber erst als es Calzium Flourit Gläser und ähnliche gab konnten diese Objektive auch nahezu 100% auskorrigiert werden.
    Bis dahin war der Bildwinkel immer sehr bescheiden, bei dem Zeiss Quarz Anastigmat 4,5/120mm beträgt der Bildwinkel lediglich 35° was auf Unendlich gerademal für 6x6cm reicht, mehr war bei einem Dreilinser aus diesem Material nicht drin.
    Von dem Zeiss Objektiv wurden insgesamt 60 Stück gebaut die nur für Wissenschaftler und hauptsächlich für Forensiker wichtig waren um im UV Licht etwas sichtbar machen zu können.
    Das war in den 1930er Jahren.
    Andere Hersteller versuchten ebenfalls Objektive für diese Bereiche zu fertigen, was davon dann wirklich auf dem Markt kam weiß heute wohl niemand mehr.
    Von Steinheil gab es solche Objektive, auch Goerz hat wohl noch ein UV Syntor gefertigt bevor Zeiss sie schluckte und auch Astro in Berlin hat anscheinend welche gefertigt.
    Denke das kds315, hier aus dem Forum, mehr dazu sagen kann, wenn es um UV oder Quarz Glas Objektive geht wende ich mich an ihn: https://www.flickr.com/photos/kds315/

    Tatsache ist aber dass diese Schätzchen zu den seltensten Objektiven überhaupt gehören und zu den mit Abstand am Teuersten die damals angeboten wurden.
    Das Zeiss Anastigmat aus Quarz hat etwa 20x soviel gekostet wie ein standard Tessar der gleichen Brennweite und die waren auch nicht gerade günstig.
    Wer heute mit dem Gedanken spielt sich ein UV Nikkor oder das UV Planar 105mm zur Hasselblad zu kaufen muss einen sehr hohen fünfstelligen Betrag hinlegen.
    Einfache UV Objektive wie z.B. das UV Planar 60mm, ein Vergrösserungsobjektiv, sind selten unter 1000 Euros zu bekommen.

    Denke mal das es heute allenfalls interessante Sammlerstücke sind aber mich reizt es immer auch damit Fotos zu machen, egal was dabei herauskommt. Ein möglicher Sammlerwert ist da erst einmal zweitrangig solange ich den nicht zahlen muss ^^

  • Kann es sein, daß es Aufnahmen splittet und die beiden Aufnahmen dann für 3D Guckis ist?
    Allen einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr!

    VG Andreas

    Hallo Andreas,
    norma meinte glaube ich das Objektiv, mit dem er die Aufnahme gemacht hat. Auf der abgebildeten Retina ist, soweit ich sehe, das Schneider Xenon 2/50 mit Stereo-Vorsatz.
    @ norma: ich habe (als Familienerbstück) eine Retina mit Rodenstock-Heligon 2/50 und bin immer wieder begeistert, wie butterweich und genau die Einstellungen auch nach ca. 70 Jahren noch funktionieren.
    Gruß
    Hugo

    "Mehr Licht!" (angeblich die letzten Worte des berühmten hessischen Dichters J.W.Goethe)

  • Upps, mein Fehler, ich war zu fixiert auf das Astro Objektiv.
    Der Vorsatz an der Retina ist natürlich für 3D Aufnahmen gedacht, es splittet das 35mm Negativ in zwei Hälften.
    Bin leider noch nicht dazu gekommen es zu probieren, bei der Kamera muss ich auch noch erst den Verschluss instand setzen und den E-Messer justieren.
    Dann wird sie wohl wieder 60 Jahre funktionieren :thumbup:
    Die Retina Kameras sind erstklassige Kameras die auch heute noch voll überzeugen können. Sollte mich jemand fragen welche Kamera ich mit auf eine einsame Insel mirnehmen würde, warum auch immer, für mich wäre die Retina IIIc die erste Wahl, die Zweite die Retina IIa.

    Zum Glück hat Kodak, die damals das August Nagel Werk in Stuttgart gekauft haben, die aussergewöhnlich hohe Qualität der Kamera beibehalten, bis zum Schluss.
    Die Nagel Pupille und auch die Vollenda, der Vorläufer aller Retinas, sind bis heute beliebte Sammlerkameras und Tenzing Norgay und Edmund Hillary hatten eine Retina bei ihrer Everest Besteigung dabei.

  • Habe Montag meine fünfte Platte belichtet. Bei kompletten Sonnenschein gegen 13:30 für 10 Sekunden und f/4.5.
    Entwickelt nach Packungsangabe. Ich bin diesmal mit der Negativ Dichte sehr zufrieden, allerdings ist der Fokus falsch, was wohl an der Mattscheibe in der Kamera liegt.

    Anbei ein Bild von den ersten Kontaktdruken, mit dem Handy abfotografiert.


    Da wir mehr oder weniger Zuhause bleiben müssen, wird es schwieriger, die mir vorgenommen Portraits zu machen, weil niemand vorbeikommt. Aber erst muss ich mich um die Kamera kümmern.

  • Da wir mehr oder weniger Zuhause bleiben müssen, wird es schwieriger, die mir vorgenommen Portraits zu machen, weil niemand vorbeikommt.

    Meine Frau, meine Tochter, mein Schwiegersohn, meine Enkel haben schon Modell stehen müssen (Wet Plate). Inzwischen ergreifen sie die Flucht, wenn ich die Kamera auf der Terrasse aufbaue :evil:

  • Auch mein Ergebnis des gestrigen Tages möchte ich Teilen:

    5x7 Dry Plate
    UV-Index: ca. 3
    Symmar-S 360mm
    Blende 6.3
    Belichtung: 1/10 s

    Entwickler: Pyro 510 (Dominik Samol [Facebook Gruppe Pyro5110], Dankeschön :)
    Entwicklungszeit 55 min, 1 min Kontinuierlich, bis zur 10 min, jede min, dann alle 10 min
    Stopbad nur Wasser
    Alkalischer Fixierer

    7 Mal editiert, zuletzt von Jan.Ho (26. März 2020 um 09:48)

  • Mes cinq centimes à moi... Ich teste mich trotz nicht ganz unerheblicher Kosten allmählich in das System der spannenden Dry Plates von Jason Lane vor, auch Dank seiner immer wieder freundlichen Beratung.

    Anbei ein Versuch auf einer 6,5x9 cm Sixth Speed Plate mit 25°ASA | Belichtung wie 6°(annähernd laut UV-Index) ASA + 3-fach belichtungszeitverlängernder Gelbfilter, f/16 und 4 Minuten - Objektiv: Vorkriegs-Tessar 1:4,5/10,5 cm in Ring-Compur an einer Certotrop.

    Aktuelle noch experimentelle Entwicklung in: Moersch Eco Filmentwickler 1:2:75 (statt 50) und Entwicklungszeit 15 Minuten bei 20°C mit mäßiger Agitation (30 s + 2 Kipp-Bewegungen alle 2 Minuten) - Das führt zu einem guten Ausgleich des hohen Kontrasts. Ich nutze für die Entwicklung die kleinen 1930-er ENVOY Bakelit-Dosen für 6,5x9 Glasplatten, die immer wieder sehr günstig bei einem Online-Versteigerer angeboten werden.

    Was mir auch bei den anderen eher "mißratenen" Versuchen stets auffällt, sind diese umlaufend, scheinbar vorbelichteten Areale oder "Halo's", die vielleicht mangels Lichthofschutzschicht entstehen (hier: links an der rechten Hälfte des Baumes). Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie verursache (Einlegen und Entnahme im Wechselzelt), die Kassetten selbst oder was auch immer? Vielleicht hat jemand eine Idee.

    Ich finde es "noch" schwierig, mit diesem relativ sperrigen Übersetzen dessen, was man sieht und dem, was letztlich im Negativ abgebildet ist. Das quasi nicht sehr prominente Korn und eine gute Schärfe stehen dem schwer handhabbaren Kontrast gegenüber. Das Optimum ist noch nicht in Sicht. ...und ich weiß natürlich, es ist eine Formel von 1890!



  • @shenhao

    Vielen Dank! Das erste Bild ist nur ein 100% Ausschnitt des zweiten.

    Es ist dort ein kleiner Hocker und ich habe ihn als Gegenpol zu den Lichtern im Himmel aufgestellt. Es ist wirklich kein “ernst zunehmendes” Motiv, sondern nur ein Test für den Kontrastumfang. Das Gebäude im Hintergrund ist wirklich bizarr, ein Bahnstellwerk aus den 1970ern.

    Einmal editiert, zuletzt von Krausesbilder (21. Dezember 2020 um 09:38)

  • Das wäre Testbild 2, welches erneut diese Art Vorbelichtung im Rand zeigt. Die schwarzen Striche, die unscharf vom linken Bildrand ins Motiv reichen, sind sich während der 4 Minuten Belichtungszeit bewegende Äste. Ansonsten finde ich die Durchzeichnung prinzipiell in Ordnung. (Scan mit dem Epson Scan V 800 und dem 8x10"-Modus direkt auf dem Glas.)

  • Das scheint ja unten (wen die Platte in der Kassette liegt oben) viel stärker zu sein. Das ist genau die Stelle an der der Schieber von dem Kassettenkorpus abgedichtet wird.

    Auch was ich mir gut bei diesen Belichtungszeiten, vorstellen kann, das man genug Zeit hat mit einem Blitzgerät in der Hand gute Lichtakzente in dem Vordergrund setzen könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von geo (21. Dezember 2020 um 10:45)

  • @geo Absolut korrekt. Ich habe bei allen Kassetten die Lichtdichtungen mittels Dampfdüse der Espressomaschine wieder aufgerichtet, was hervorragend funktioniert, dann auf dem Heizkörper trocknen lassen und mit einer Flusenbürste ganz vorsichtig übergebürstet. Das sah danach wirklich Klasse aus!

    Die Empfehlung, die Kassetten zur Vermeidung des Wiedereindrückens des Materials erst kurz vor Nutzung zu befüllen, habe ich leider nicht einhalten können. Also kann diese Belichtung durchaus aus der beschriebenen Ursache resultieren, dass es von oben einen Lichteinfall gab. Ich habe allerdings sogar den entnommenen Schieber auf den Spalt gelegt...

    Interessanterweise verfügen 2 meiner Ring-Compure über Blitzsynchronkontakte. Ich werde das sicher einmal testen.

  • @geo Absolut korrekt. Ich habe bei allen Kassetten die Lichtdichtungen mittels Dampfdüse der Espressomaschine wieder aufgerichtet, was hervorragend funktioniert, dann auf dem Heizkörper trocknen lassen und mit einer Flusenbürste ganz vorsichtig übergebürstet. Das sah danach wirklich Klasse aus!

    Die Empfehlung, die Kassetten zur Vermeidung des Wiedereindrückens des Materials erst kurz vor Nutzung zu befüllen, habe ich leider nicht einhalten können. Also kann diese Belichtung durchaus aus der beschriebenen Ursache resultieren, dass es von oben einen Lichteinfall gab. Ich habe allerdings sogar den entnommenen Schieber auf den Spalt gelegt...

    Interessanterweise verfügen 2 meiner Ring-Compure über Blitzsynchronkontakte. Ich werde das sicher einmal testen.

    Das wirst du nicht brauchen. Die kann man werend der Belichtungszeit mit der Hand auslösen. Auch in mehrere Richtungen blitzen.

    Ich habe mir es angewöhnt; bevor es richtig zu Sahe geht die Kassetten ind den „handlichen Koffer“ mit der Pressluft auszublasen.

  • Ich habe mir es angewöhnt; bevor es richtig zu Sahe geht die Kassetten ind den „handlichen Koffer“ mit der Pressluft auszublasen.

    Heißt das, die Dichtungen der Kassetten werden im unbestückten Zustand mit Pressluft noch einmal aufgerichtet, dann bestückt und danach geht es unmittelbar ans Werk?

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