Servus,
das war nicht als Anleitung geplant. Daher habe ich leider auch nichts an Bildern gemacht (*großes Sorry*). Ich hoffe, der Ein oder Andere, der das ebenfalls durchführen möchte, kann damit trotzdem was anfangen.
So nun zur Sache:
Mein alter Balgen hat zwar noch OK ausgeschaut (übliche Abplätterung, Knicke) und war auch noch lichtdicht. Ich hatte aber immer das Problem, dass der Balgen bei Shift mit nem 90mm schon ziemlich steif und arg am knarzen war. Da hatte ich Sorgen, dass der mir irgendwann an der oberen Kante (dort wo er auf das Gehäuse trifft) abnutzt.
Daher habe ich mir bei eBay einen Balgen für ca. 80€ + 12€ Versand (und komischerweise ohne Zoll - nein, es war nicht als Geschenk deklariert) aus Japan besorgt. Es gibt auch einen Händler in Belgien. Der versendet aber aus China (Quelle: mein billiges Einstelltuch, welches ich dort gekauft habe). Über die Qualität/Zuverlässigkeit kann ich aber nichts sagen.
Meine Version kam auf jeden Fall (relativ) gut verpackt an und enthielt:
1x Balgen für die Toyo 45A
1x Doppelseitiges Klebeband (ca. 5mm breit und extrem viel auf der Rolle)
8x Holzstäbe (4 kurz, 4 lang)
12x kleine Foldback-Klammern
Was man sonst noch braucht:
- Schraubenzieher (Kreuzschlitz, Größe wie für Macbook Unterseite passend)
- Plastikkarte (stumpfe Rückseite eines Messers geht auch)
- Reiniger (habe Brennspiritus verwendet)
- Schere
- Nadeln/Büroklammern o.Ä.
- Zahnbürste
- WD-40
- Wasser & Lappen
Und hier kommt die Durchführung:
1. Man nimmt zuerst das komplette Filmrückteil bzw. Mattscheibenrahmen über den Graflok Verschluss ab und wird dann von 8 Schrauben begrüßt, welche sich in der Nähe der Ecken befinden.
Diese lösen und sicher aufbewahren (ich weiß nicht, ob die Standard sind und möchte das auch nicht unbedingt rausfinden müssen). Hiermit löst man nur den Alurahmen, der in die erste Faltung des Balgens gesteckt ist und diesen kontert.
Der Balgen selbst ist mit dem Rahmen und dem Rückteil verklebt. An dieser Stelle setzt man nun die Plastikkarte (oder die stumpfe Messerseite) mattscheibenseitig ein und fährt den Rahmen entlang. Wichtig: die Karte gerade halten und nicht abkanten, da sich der Rahmen sonst verbiegt.
An manchen Stellen geht es leichter. Generell hält es aber bombenfest und man muss ein bisschen Kraft aufwenden. Wenn man hier fertig ist, kann man sich der Vorderseite widmen. Dort befinden sich die insgesamt 4 Schrauben (wenn man die Kamera von vorne betrachtet) links und rechts hinter kleinen Verblendungen. Diese einfach mit einer Nadel herauslösen (und wie in meinem Fall verlieren - nicht die Schrauben sondern die Plättchen). Mit dem Messer bin ich dann die Rückseite der Frontstandarte abgefahren. Hier ist die Klebung nicht so stark.
2. Nachdem man den Balgen gelöst hat kann man die Kamera einmal grundreinigen. Muss nicht, aber wann hat man schon die Möglichkeit das ungehindert durchzuführen? Also einfach mit einer alten Zahnbürste den groben Dreck entfernen, etwas Wasser, alles trockenwischen und bei Bedarf bisschen WD-40 in den Auszug für die Hintere Standarte und die Stellhebel tröpfeln damit es gleitet. Fertig
Der komplette Schritt ist natürlich optional. Was man aber unbedingt machen muss ist die Reinigung (Klebereste) der Standarten!
3. Jetzt nimmt man sich den Balgen vor. Diesen muss man vom Alurahmen trennen. Ich habe erst versucht, den sanft abzulösen. Hat nur bedingt geklappt, so dass ich dann etwas rabiater gearbeitet habe. Wenn man den Balgen dann vom Rahmen hat beginnt erst der eigentliche Spaß: Klebereste entfernen. Und die haben es in sich. Hier hab ich dann mit der Bürste ordentlich Brennspiritus verteilt und den dann einwirken lassen. Abgeschabt hab ich den Kleber dann wahlweise
mit meinem Fingernagel, der Plastikkarte oder der stumpfen Seite meines Messers.
Mit dem Fingernagel ging es am Besten. Der Nachteil ist, dass man die ganze Pampe dann unter Selbigem hat. Messer ist auch gut, allerdings zerkratzt man sich damit den Lack des Rahmens. Hab dann wieder händisch weitergemacht. Hinterher mit Wasser und Seife reinigen.
Egal wie man es macht, man sollte nur darauf achten, das Alu nicht zu verbiegen. Auch sollte dieses nach dem Entfernen des Klebers absolut plan sein. Also kompletten Kleber runterschaben!
4. Nun kann man den neuen Balgen nehmen und die Alurahmen in die erste Faltung einsetzen um die Passform zu prüfen. Den Großen logischerweise in die große Öffnung. Hier ist die Positionierung egal, da die Bohrungen an allen Seiten gleich sind. Gleiches macht man mit dem kleinen Rahmen und der kleinen Öffnung. Hier muss man allerdings darauf achten, Diesen richtig einzusetzen: Der Balgen hat an einer Seite einen Saum (welcher von Vorne bis Hinten läuft). Wo dieser relativ zur Kamera liegt ist eigentlich egal. Sinnvoll ist es aber, dass dieser auf Seite des Laufbodens liegt, da man dort nicht so schnell hinkommt und somit die Gefahr eines Defekts an dieser (Sollbruch)Stelle verringert wird. Der Rahmen muss (wichtig!) dann so eingesetzt werden, dass die Bohrungen rechts uns links liegen.
Bevor es ans kleben geht eine kurze Stellprobe...Passt alles. Die Rahmen in den Balgen zu bringen ist ein bisschen Origami. Wenn die dann aber drin sind, gibt's keine Toleranz. Abmessungen sind also 100% korrekt.
5. Nun werden die Rahmen wieder herausgenommen und beide werden jeweils an einer Seite rundum mit dem Doppelklebeband bestückt. Dann werden die Rahmen wieder in die erste Faltung eingesetzt und man kann nun nacheinander die Schutzfolien abziehen. An den jeweiligen Ecken gibt es wegen der Faltung Überlappungen. Wenn alles geklebt ist können diese abgeschnitten werden (wegen Planlage).
Hier auch darauf achten, dass auch der Balgen plan am Rahmen aufgebracht wird. Das Klebeband ist anfangs noch leicht lösbar. daher kommen nun die Holzstäbe und Klammern zum Einsatz: Holzstäbe oben auflegen und das Sandwich
(Klammer-Balgenfalz-Alurahmen) klemmen. Gleiches macht man mit der anderen Öffnung.
Nach ca. 1 Stunde sollte das Klebeband angezogen haben und man kann die Klammern lösen. Ich habe den Balgen mit eingesetzten Klammern über Nacht aushängen lassen um von vornherein weniger Widerstand beim Ausziehen zu haben. Nun sticht man noch mit einer Nadel die Stellen ein an denen sich die Bohrungen des Rahmens befinden.
6. Nun bringt man das Klebeband an die Außenseite des Falzes/Balgens an. Mit einer Büroklammer, die in die Schraubenbohrungen der Kamera gesteckt wird hat man dann eine Positionierhilfe für den Balgen und kann diesen einseitig anbringen (natürlich mit abgezogener Schutzfolie). Dann werden alle Seiten geklebt und der Balgen mit seinen Rahmen wieder an die Kamera geschraubt. Gleiches an der anderen Seite.
Optional kann man die Holzplättchen dann auch zwischen erste und zweite Faltung lose einstecken und die Kamera zuklappen. Das erhöht den Anpressdruck zusätzlich.
7. Wenn alles sitzt, die Kamera in allen möglichen Verstellungen testen und Ergebnis bestaunen: Balgen hält, ist mega stabil, Verstellungen ohne Probleme und lichtdicht (Kanten mit Taschenlampe kontrolliert).
Das war meine kleine "Anleitung". Hoffe, man kann auch ohne Bebilderung damit was anfangen.
Gruß
Mario