Neue 4×5er: Dactyl und Standardcamera

  • https://emulsive.org/articles/proje…-by-ethan-moses

    Genannt und gezeigt wird da auch die Chroma, welche hier schon diskutiert wurde. Dazu aber auch noch die hier, die ich noch nicht kannte: https://www.instagram.com/standardcameras/

    Die Idee eine Standard-Kamera finde ich ja grundsätzlich prima, sehe sie aber im Sinar-System schon sehr gut umgetzt. Ich frage mich ja immer ob der Rest von Sinar, bzw. Leica da Lizenzrechtliche Probleme sieht, wenn man neue Kamerakomponenten kompatibel dazu anbietet. Hat Horseman Lizenzen dafür erworben oder einfach gemacht?

  • Hm,

    wenn ich mit einer Großbild arbeite, dann möchte ich Präzision haben. Die erste, bunte Kamera, ist wohl mehr ein Spielzeug.
    Die andere, beworbene, ist als Großbildkamera wohl gedacht, doch fehlt es hier an präzisen Verstellmöglichkeiten. Das ist ein zusammengeschustertes Modell, das keinerlei Ansprüchen genügt.
    Wer wirklich das Großbild ausreizen möchte, der nimmt Plaubel Profia, Sinar P oder Linhof Master GTL.
    Alles andere ist Spielzeug, mal die Technika-Arten ausgenommen

    Gruß
    Winfried

  • Ich "verfolge" solche Projekte auch mit großem Interesse, auch die von Dir genannten. Bei der Dactyl bin ich zugegebenermassen auch etwas skeptisch, aber speziell bei der "Standard" sehe ich z.B. auch ein gewisses "Plattformpotenzial" für Erweiterungen und Modifikationen.
    "Standards": Gibt es in dem Sinne eigentlich schon. Die jeweiligen Projekt-Initiatoren bedienen sich ja auch z.B. bei Objektivplatinen, Verschlüssen und Rückteilen bei etablierten Standards oder quasi-Standards.
    Weil Du hier aber explizit das Sinar System als Standard siehst, hier meine Gedanken dazu:
    Rein technisch gesehen ist natürlich so eine Sinar F, P oder X etliche Evolutionsstufen voraus. Aber ich bezweifle, dass da noch etwas Neues kommt. Außerdem haben wir hier lauter proprietäre Komponenten, die sich nur mit erheblichem Aufwand ersetzen oder nachbauen lassen (ja, der Gebrauchtmarkt ist voll).
    Der Charme solcher Projekte wie der "Standard" Kamera besteht für mich auch darin, dass ich mit sehr einfachen Mitteln eine durchaus brauchbare Kamera*** bauen kann - siehe auch mein 6x12-Rollfilm-Rückteil.
    Und ich hoffe inständig, dass da irgendwo ein paar Leute rumsitzen, die sich mal dem Thema Verschluss annehmen ;)

    *** wir reden hier NICHT von Anwendungsfällen, bei denen es um absolute Reproduzierbarkeit, härtesten Alltagsbetrieb oder höchste aller erzielbaren Qualitäten geht. Hobbygebrauch. Credo: weil ich es will oder weil ich es kann.

  • Das ist ein zusammengeschustertes Modell, das keinerlei Ansprüchen genügt.

    Ich frage mich gerade, wie wohl Sinar, Plaubel oder Linhof angefangen haben - die von Dir genannten Beispiele haben schon zig Entwicklungszyklen hinter sich. Bitte respektiere auch mal, das es Leute gibt, für die GF ein reines Hobby ist - da ist die Präzision u.U. nur ein Nebenaspekt.

  • da ist die Präzision u.U. nur ein Nebenaspekt

    Sehe ich ganz anders.

    Ohne Präzision kann ich für Architektur und Sachaufnahmen auch eine KB mit Tilt/Shift Optik verwenden. Mache ich oft mit der Nikon F5 und der D3x.
    Das reicht bis 40x60cm durchaus.
    An einer Großbild gefällt mir einfach deren präzise Handhabung und daß ich damit alles machen kann, was ich möchte. Vorausberechnet und nicht nur per Zufall. Genau das zeichnet eine GB aus.
    Und zu Sinar und Co.: Natürlich haben die einen Wissensvorsprung, aber andere könnten sich deren Wissen bedienen und ähnlich gute Kameras herstellen. Ich sehe die Entwicklung hier mit Ausnahmen mit einem Lächeln an. Da geht es nur darum, möglichst groß (und wackelig), zumindest bei den Billigen. Da nehme ich die einzig neue Linhof übrigens nicht aus...

    Gruß
    Winfried

  • Sehe ich ganz anders.

    Ja, eben. Das ist aber Deine ganz persönliche Meinung, das sind Deine ganz persönlichen Anforderungen.
    Die Motivation, weshalb jemand GF fotografiert und ob das nun aus Deiner ganz persönlichen Sicht sinnvoll ist oder nicht, steht im Hobbybereich IMHO nicht zur Debatte.
    Wenn Jemand mit GF fotografieren will, dann macht er das einfach. Und er sucht sich das Werkzeug aus, das ihm dafür am Geeignetsten erscheint - das kann dann eine gebrauchte Sinar P, eine Horseman HD, eine Intrepid 8x10 oder was auch immer sein - sogar eine Dactyl.
    Die Zeiten sind vorbei in denen die Profifotografen die Anforderungen, wie Du sie genannt hast, an das Werkzeug "Großformatkamera" gestellt haben.
    Ich spreche dem ehemaligen Profigerät seine Daseinsberechtigung nicht ab, das sind nach wie vor tolle Geräte. Aber genausowenig spreche ich den o.g. und von Dir als "Spielzeug" titulierten Kameras ihre Daseinsberechtigung ab - sie erfüllen aber z.T. auch gänzlich andere Anforderungen (nicht unbedingt Deine :) ) und folgen gänzlich anderen Konstruktions- und Bau-Prinzipien.


  • Ich frage mich gerade, wie wohl Sinar, Plaubel oder Linhof angefangen haben

    Am Wochenende habe ich mit einer Sinar Norma fotografiert, das war schon damals alles sehr durchdacht und solide. Die Entwicklung bis zur P2 kann man mit der des VW Käfer vergleichen: kleine Schritte, und vieles passt modellübergreifend.

    Wenn das möglich ist, war schon der erste Entwurf genial.

  • Solche Projekte sehen auf dem ersten Blick immer ungemein reizvoll aus. Man kann die additive Fertigung sogar mit der von Winfried gewünschten Präzision durchführen. Nur wird es dann aufwendig und deshalb auch teuer. Die ganze "3d-Druckerei" ist (noch) nicht für die Massenproduktion geeignet, Ausnahmen mal außen vor. Die flexible Fertigung von durchaus komplexen Einzelstücken bzw. Kleinserie ist die passende Domäne. Im Übrigen sollte man gerade dabei von vornherein fertigungsgerecht konstruieren. Eine einfache Materialsubstitution tut es jedenfalls nicht. Das ist aber das, was ich bei allen diesen "Prototypen" sehe. Deshalb werden die so klobig.

    Die Entwicklung bis zur P2 kann man mit der des VW Käfer vergleichen: kleine Schritte, und vieles passt modellübergreifend.

    Dieser Vergleich ist eine schöne Erklärung, warum von Sinar nicht mehr so sehr viel übrig ist. Die letzten Käfer waren schauderhaft aufwendig und nicht mehr preisgünstig zu fertigen. Der Golf ist in diesem Sinne kein Zufall ...

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Ich begrüße auch solche Projekte. Man investiert als Käufer so einer Kamera auch nicht wirklich viel Geld.

    Während die „Dactyl“ allerdings doch eher unter Spielzeug läuft, macht die „Standard“ einen besseren Eindruck. Was aber gar nicht geht (für meinen Geschmack): Die Filmstandarte lässt sich bei der „Standard” nicht tilten. Wie bekomme ich dann meine Hochhäuser gerade? Also auch nix.

    Sharif

  • ..... Was aber gar nicht geht (für meinen Geschmack): Die Filmstandarte lässt sich bei der „Standard” nicht tilten. Wie bekomme ich dann meine Hochhäuser gerade?

    Du kannst auch einfach die Kamera ins Wasser bringen und den Rest mit der Frontstandarte machen.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Wenn man einen Blick in den bekannten Internetmarktplatz wirft, findet man zumindest unter "4x5" eine recht große Auswahl an sehr brauchbaren Großformatkameras zu recht kleinen Preisen. Das sind bewährte Modelle, die ich jedem Selbstbastelteil vorziehen würde.
    Nach meiner persönlichen Vorliebe würde ich die auch jeder Wackelholzkamera vorziehen.

  • Du mußt das mit der Intrepid machen, da der Balgen nicht flexibel genug ist und gegebenenfalls die Verstellungen an der Frontstandarte nicht groß genug sind. Das gleiche Foto würde ich mit der Chamonix, Universalbalgen und dem 80-er , Moment, ich zitiere mich einfach mal selbst :)

    Du kannst auch einfach die Kamera ins Wasser bringen und den Rest mit der Frontstandarte machen.

    Ich werde mir aber auch noch den WW-Balgen leisten, das kann ich beim 72-er oder auch dem 45-er und 6x12 Rückteil brauchen. Aber bei

    Du kannst auch einfach die Kamera ins Wasser bringen und den Rest mit der Frontstandarte machen.

    beibt es auch da.
    Ob man den Tilt braucht, hängt also in erster Linie von der Kamera und deren Verstellmöglichkeiten ab. Die Chamonix hats, ich nutze es nicht, Andreas findet es recht praktisch, da sie auch so aufgehängt ist, dass man den Schärfeverlauf direkt sieht. Schneller und einfacher geht es nicht. Oder man will die Perspektive verändern, also z.B. WW-Effekt mit dem Normalobjektiv bei Landschaftsfotografie. Ginge mit einem festen Rückteil nur umständlich. Ich könnte drauf verzichten. Ich hab mich auch schon mit Johannes von Jobo unterhalten und wir wollten uns auch letztens mit Hr Hass von Chamonix treffen und solche Dinge mal durchgehen. Würde die Kamera einfacher und somit günstiger machen, aber auch leichter. Wäre dann die H0 :) Anders ist es übrigens bei der Sinar. Da legt man die Schärfe an Hand von Hilfslinien auf der Mattscheibe und tiltet solange, bis der Schärfekeil richtig liegt über die Rückstandarte. Die Werte überträgt man auf die Frontstandarte und nullt die Rückstandarte wieder.
    Ich glaube, es gab etwas vergleichliches bei Ebony. Zumindest waren da einige torkelfrei.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Danke @Volkmar für die nett geschriebene Erklärung. Und du hast auch unheimlich viel Ahnung und kennst wohl die ganzen Cracks aus der Branche. Aber am Walter-von-Cronberg-Platz scheinst Du noch nicht gewesen zu sein. Das Main-Plaza (88 m hoch) bekommt's du mit Objektiv-Shift einfach nicht drauf auf's Format. Das kannste mir glauben.

    Kuckst Du hier:
    Walther-von-Cronberg-Platz mit der Intrepid 4x5

    oder hier (noch schlimmer! 201 m hoch):
    EZB mit der Intrepid 4x5

    Sharif

  • Ich habe zur Erklärung dessen, was ich weiter oben geschrieben habe, eine kleine Zeichnung gemacht.
    SK ist die Blickrichtung der Kamera (Erzeugt durch ein gegenüber der Filmebene hochverstelltes Objektiv).
    AD ist das hohe Haus
    BC ist das weniger hohe Haus aber in geringerer Entfernung.

    Für beide Einstellungen ist die Hochverstellung des Objektivs gleich. Der Abstand des Objektivs ur Filmebene ändert sich hier nicht, weil beide Entfernungen für die Kamera im Unendlichen liegen.


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