Techniker Krankenkasse

  • Wie man sieht, steigt die Strasse hier etwas an. Somit war ich gezwungen aus einer deutlichen Untersicht heraus zu fotografieren.
    Shift der Objektivstandarte um 35 mm, Bildstandarte streng senkrecht "im Wasser" gehalten. Sonst keine weiteren Verstellungen.

    Arca Swiss F Classic 4x5" Schneider Super Angulon 90mm F 32 1/60 sec Kodak 400 TMY-2 D-76 1+1 12,5´

  • Hallo Peter,
    nehmen wir mal an, du hättest die nun noch stürzenden Linien senkrecht stellen wollen - was hättest du tun müssen?
    Ich frag das, weil mich genau diese Frage genau interessiert und ich aus solchen Bildern auch etwas lernen möchte.

    Lieben Dank
    Klemens

    Man(n) ist nie zu alt was neues zu lernen.

  • Hallo Peter,
    nehmen wir mal an, du hättest die nun noch stürzenden Linien senkrecht stellen wollen - was hättest du tun müssen?
    Ich frag das, weil mich genau diese Frage genau interessiert und ich aus solchen Bildern auch etwas lernen möchte.

    Achtung: Was wir hier im Bild sehen, ist, dass eben keine stürzenden Linien vorhanden sind (korrigiert durch vertikalen Shift, also "rise"). Das entspricht halt nicht unseren natürlichen Sehgewohnheiten und dementsprechend kann der Eindruck entstehen, dass hier noch etwas korrigiert werden müsse.
    Für meinen persönlichen Geschmack wirkt es auch "überkorrigiert", doch ich nehme an, daß die komplette Eliminierung der stürzenden Linien hier genau so gewollt war.

  • Über dieses Dilemma - korrekte Linien aber subjektiv der Eindruck einer Überkorrektur - wurde hier im Forum bereits diskutiert. Auch ich empfinde bei diesem Foto diesen Zwiespalt und habe mich dafür entschlossen, die Bildstandarte senkrecht zu halten und dem Eindruck einer Überkorrektur nicht entgegen zu wirken.

    @Klemens: möglicherweise hätte es gereicht, die ganze Kamera leicht "nach oben" blicken zu lassen und damit die Bildstandarte etwas aus der Lotrechten zu bringen um eine leichte Wirkung stürzender Linien zu erreichen, so wie es unseren Sehgewohnheiten gerecht wird.

    Ich wäre dankbar, hierzu verschiedene Meinungen zu hören.

  • Dann haue ich mal meine Meinung raus! Ich bevorzuge eine leichte Unterkorrektur, also ganz dezent stürzende Linien. Im Sinne der reinen Lehre verlasse ich damit den Bereich der Architekturfotografie; allerdings habe ich auch nicht diesen Anspruch. Was mir vorschwebt, würde ich lieber als Portrait eines Bauwerks bezeichnen. Klingt jetzt vermutlich etwas zu hochtrabend.

    Grundsätzlich sollte man niemandem die eigene Auffassung aufzwingen. Jede Sichtweise hat ihre Berechtigung (sofern sie durch den Fotografen bewusst gewählt worden ist, was ich hier mal unterstelle).

    Die vollständige Korrektur stürzender Linien ist eine Konvention, die von Winfried wunderbar erklärt worden ist. Eine exakte Abbildung ist andererseits nicht das, was das menschliche Gehirn in seiner Eigenschaft als Bilderkennungssystem erwartet. Deshalb finden etliche Betrachter die vollständige Entzerrung unnatürlich. Wahrnehmungspsycholgisch geht das in die gleiche Richtung wie viele der "optischen Täuschungen" ...

    Grüße, hp

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Das Gebäude im Vordergrund finde ich gut getroffen. Ein wenig problematisch ist das mit dem „Hochhaus“ rechts.
    Da stürzen nämlich die Linien. Und das auch noch „verkehrt herum“. Ich bin noch GF-Anfänger: Kann man das Problem überhaupt lösen und wie?

    Sharif

  • Hallo Peter,

    schön von Dir was zu sehen, bzw. lesen.

    Für mich ist das eine klassische Architekturphotographie.
    Handwerklich sauber nach Lehrbuch Punkt.
    Über das für und wieder läßt sich trefflich streiten, oder sinnieren.
    Durch die Enge dieses Bildausschnittes wirkt es für mich . . . ein wenig
    zu perfekt. Doch das ist (für mich) eine visuelle Marginalie.

    Die zwei schönsten Geräusche der Welt sind: Ein Verschluss der sich öffnet und wieder schließt.

  • Oh das ist spannend, auch wenn ich mich gar nicht für Architektur interessiere. Aber ich will trotzdem mein Senf dazu geben, ja? Ich gucke gerade auch Bilder von mir durch und guck mir genau meine Kompositionen an.

    1. Mir ist das auch zu überkorrigiert, ich hätte auch viel weniger hoch-geschiftet. Und ein bisschen Stürzen dürfte das, für mein Geschmack, schon.
    2. Der Baum am rechten Bildrand stört mich. Ich hätte die Perspektive steiler gewählt, also z.B. bei dem roten Stern, weil man dann die Gebäude isolierter hätte, und vielleicht eine schönere Tiefenstaffelung mit dem Hochhaus gehabt hätte. (Warnweste an, ich bin der Vermesser, Platz da! :-)) und dadurch den Ampelmast weiter aus dem Bildzentrum gerückt. Und außerdem die Kugel am rechten Hochhausrand ausblenden können.
    3. die rotumkringelten Autos, das rechte hätte man durch längere Belichtungszeit ein bisschen dynamisieren können. das Linke hätte halt nicht da parken sollen. Ich hätte gewartet, bis das Linke da nicht mehr steht (Sonntag morgens, etc.)
    4. Den Himmel finde ich sehr schön
    5. den spannendsten Teil des Bildes finde ich das Rote Viereck in steilerem Winkel mit dem tollen Himmel ohne Baum. Also was Abstrakteres in hartem S/W.

    Ganz lustig. der-fotofreund sagt, ihm ist der Bildausschnitt zu eng, bei mir ist es andersrum. Mir ist er viel zu weit. Bzw. ich finde es wahsinnig schwierig Weitwinkel "ordentlich" zu füllen. Ich finde, da ist viel zu oft, viel tu viel banales drauf


    Alles in allem glaube ich, dass ich die Perspektive ein bisschen zu einfach finde. Es wirkt, als ob du da jeden Tag dran vorbei läufst, und dann mal die Kamera mitgenommen hast, und genau vom Fußgängerweg die selbe Perspektive eingenommen hast. Warum hast du das Bild gemacht? Das frage ich mich immer, wenn ich eins machen will. Und wenn ich keine gute Antwort habe, dann lass ich es meistens bleiben.

  • Zunächst mal Danke an alle, die sich hier an der Diskussion beteiligen.

    Zur Motivation: Ich kenne sehr gut den Architekten des TKK-Gebäudes persönlich. Ich wollte daher schon immer dieses Gebäude fotografieren, an dem ich seit Jahren immer wieder vorbeikomme.

    Die Platzverhältnisse an dieser sehr belebten Kreuzung sind sehr eng und es gibt kaum Spielraum für die Wahl der Perspektive. Nach hinten ist kein Raum, aus größerer Entfernung erschließt sich nicht mehr der Blick auf die beiden Fronten des Gebäudes.

    Somit blieb nur die Wahl des Weitwinkels. Das macht natürlich anfällig für stürzende Linien zumal der Standort auch noch etwas tiefer liegt als die Basis des Gebäudes.

    Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn bei Architekturaufnahmen auch mal Autos oder Bäume mit in´s Bild kommen. Sie sind halt da. Ohnehin bemühe ich mich, Architektur möglichst im Frühjahr zu fotografieren bevor zuviel Laub die Sicht behindert.

    Ich habe mich bei dieser Aufnahme sehr schwer getan , mindest 1/2 Stunde die richtige Einstellung gesucht. Ich bin hier an meine Grenzen gestoßen und wüsste selber gerne, mit welchen Verstellmöglichkeiten ich hier ein noch besseres Ergebnis erzielen könnte.

  • Ich finde die Aufnahme einwandfrei für die geschilderten Bedingungen (persönlich bevorzuge ich sonst - wenn es geht - einen entfernteren Standpunkt, um mit dem 180er z.B. fotografieren zu können).
    Im Übrigen: eine "Überkorrektur" kann es nicht geben, es ist korrigiert (in welchem Sinn auch immer) oder eben nicht.

    Gruß
    Dieter

  • Diesch: Überkorrektur. Tsts.... Stimmt. Hat (!, nicht gibt!) ja keinen Sinn.
    Peter: na gut, wenn du 1/2h gesucht hast, dann wird das der beste Standpunkt sein. Und die persönliche Note mit dem Bekannten erklärt das auch.

    Aber ehrlich: wenn du keine persönliche Verbindung zu dem Haus hättest, würde dir das Foto als Außenstehender/Fremder gefallen? Frag doch mal heute Abend deine Frau/Mann/Freund/in der Bar/auf dem Fußballplatz, also jemanden, der damit nix zu tun hat. Und lass dir erzählen, warum es gut/schlecht ist.

    Witzige Anekdote hierzu: ich habe im Winter 4 Iraker in ihrem ersten Schnee überhaupt fotografiert. Und ich habe das Portrait (wie immer), mit relativ langer Zeit (1/4 -1/2sec irgend sowas), und man darf nich grinsen, posen, etc. Für die Jungs war das total unverständlich warum man auf einem Foto nicht lachen sollte. Und das sind die Momente (finde ich) wo man sich selbst in Frage stelt. Warum mache ich das? Sicht auf die Welt? Sicht auf den "Mensch'? Ich hätte die Blende aufreißen können und gut mit einer schnelleren Zeit arbeiten können

  • Hallo Phillipp,

    dass ich da 1/2h nach der Einstellung gesucht habe, heißt noch nicht, dass ich die beste gefunden habe. Ich will ja gerade verdeutlichen, dass ich bei diesem Motiv an meine Grenzen gestoßen bin.

    Da ich kein Profi bin und Auftragsfotografie betreibe, bin ich in der glücklichen Lage zu fotografieren, was mir am Herzen liegt. Ob dies dann anderen gefällt ist sekundär. Ich fotografiere nach meinen Vorstellungen. Wenn andere diese teilen freut es mich. Manchmal treffen meine Auffassungen den "mainstream", manchmal nicht. Aber ein Ziel bleibt immer: qualitativ gute Bilder zu machen. Technisch gut, gestalterisch so, dass sie meine Vorstellung möglichst wiedergeben.

    Vielleicht finde ich Gelegenheit, dieses Motiv mit anderen Einstellungen nochmals abzulichten. Ich werde die Bilder dann posten.

  • zum thema "überkorrektur" wurde hier im forum gerade in letzter zeit schon öfters etwas geschrieben. es gibt leute, die da etwas erkennen, und dann gibt es die, die da nichts erkennen.

    scheint eine wahrnehmungssache zu sein. vielleicht auch ein widerspruch zwischen "orthodoxie" einerseits und "adaption an rezeption" andererseits.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • Ich habe genug Fantasie, um mir den Begriff „Überkorrektur“ auch bildlich vorzustellen. Wenn ein Hochhaus - von unten fotografiert - plötzlich oben breiter als unten wird (siehe oben), dann stimmt da was nicht. Ich finde hier den Begriff passend.
    Optiker können damit übrigens auch was anfangen …

    Sharif

  • Ich habe genug Fantasie, um mir den Begriff „Überkorrektur“ auch bildlich vorzustellen. Wenn ein Hochhaus - von unten fotografiert - plötzlich oben breiter als unten wird (siehe oben), dann stimmt da was nicht. Ich finde hier den Begriff passend.


    kleine korrektur: man spricht nicht von "überkorrekur" wenn das haus in der von dir dargestellten weise fotografiert wird und es oben plötzlich breit WIRD, sondern wenn es breiter WIRKT.

    rein formal ist ein überkorrigiert wirkendes bild absolut korrekt fotografiert! aber manchmal erzeugt ein absichtlich hinterlassener winziger (!) "fehler" - in dem falle eben die nicht komplette perspektivische korrektur - ein natürlicheres bildempfinden. aber eben nicht bei allen.

    ist geschmackssache.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • Zum Bild selbst:

    technisch absolut in Ordnung, so muß Architektur (für mich) sein.
    Natürlich wirkt die Perspektivenkorrektur etwas ungewöhnlich, was aber normal ist, wenn man die Straße sprichwörtlich "hinauf" fotografieren muß. Dadurch ensteht dieser etwas unangenehme Effekt. Trotzdem: alles richtig gemacht!

    Was ich bemängele:

    Nicht nur hier, sondern bei vielen gezeigten Architekturaufnahmen fehlt mir das Licht. Bei trübem Licht kann jeder....
    Zur Architektur gehört auch ein wenig Streiflicht, sonst wirken die Gebäude irgendwie nackt.
    Aber diese Art der Architekturfotografie scheint gerade "in" zu sein. - Nur meine eigene Meinung!

    Gruß
    Winfried

  • Nicht nur hier, sondern bei vielen gezeigten Architekturaufnahmen fehlt mir das Licht. Bei trübem Licht kann jeder....
    Zur Architektur gehört auch ein wenig Streiflicht, sonst wirken die Gebäude irgendwie nackt.

    Ein schönes Licht gibt einer guten Architekturphotographie
    Räumlichkeit und Lebendigkeit . . .

    Die zwei schönsten Geräusche der Welt sind: Ein Verschluss der sich öffnet und wieder schließt.

  • Auch wenn ich derzeit nach 18 Jahren GF-Abstinenz jetzt erst wieder einsteige, will ich kurz aus meinem Studium berichten:

    Im Fach Fototechnik an der FH Dortmund wurde um die Jahrtausendwende diese "Überkorrektur" als Tarzaneffekt bezeichnet (denn der hatte schmale Hüften, breite Schultern). DAS konnte man sich doch gut merken. :)

    Weil dieser "Effekt" nicht mit unseren Augen wahrnehmbar ist, sondern nur durch den EInsatz einer GF-Kamera erzeugt wird, wurde er in die Schublade "unnatürliche Bildwirkung" gesteckt und - wo immer möglich - vermieden.

    Als Lösung wurde eine sehr geringer Rest stürzender Linien propagiert. Wenn ich mich recht entsinne (boah ist das lange her!!!), war der Wert etwa 3°. Das konnten wir an der Sinar sehr präzise einstellen.

    Ähnlich wie prof. Filmer (also Menschen, die Filme drehen und nicht fürs Fernsehen produzieren) das Zoomen scheuen, wie der Teufel das Weihwasser, geht es mir mit dieser Überkorrektur (auch wenn der Begriff unpräzise sein sollte): Der Betrachter nimmt dadurch unnötig deutlich die Kamera wahr - und das zieht die Aufmerksamkeit weg vom Motiv.

    Kann damit den Aussagen von hpprüfer sehr viel abgewinnen.

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