• Moin,

    wie testet man Stative am Besten selbst?
    Natürlich kann man auch Tests lesen, aber interessant ist ja immer nur das Komplettpaket aus Stativ/Kopf/Kamera.
    Mit einem auf die Kamera montierten Laserpointer kann man Bewegungen/Erschütterungen ja recht gut sehen. Aber wie genau? Über welche Entfernung muß ich messen? Gibt es bessere Methoden?

    Gruß Peter

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Nimm ein (ordentliches) Tele-Objektiv an einer Digicam mit möglichst kleiner Pixelgröße und schau Dir das Livebild auf maximaler Vergrößerung an. Das spricht Bände. Und ist deutlich genauer und vielsagender als ein Laserpointer. Ich hab' das alles schon probiert...

    Allzu große Entfernung macht keinen Sinn, da das Wabern der Luft kein Fehler des Statives ist! Und es ist erstaunlich wie stark Luft zum wabern tendiert. Ich peile für sowas ein hochauflösendes USAF-Target an, da die Auflösung eines guten Tele-Objektivs auf mittlere Entfernung enorm ist, das ist fast schon wie Fern-Mikroskopie. Gut beleuchtete Gegenstände, die von sich aus feine kontrastreiche Details aufweisen können auch verwendet werden. Geldscheine, hochauflösende Handy-Displays, Dias mit hochauflösenden und kontrastreichen Motiven, was auch immer.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Wilfried, außer der Handykamera (Sony Z) (wirklich nur Z, ohne 1, 2 oder irgendwas, auch ohne Buchstabe....)besitze ich eine Rollei RCP-5324, eine 5MP Billigkompakte....

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Hmm, für sowas habe ich durchaus Verständnis, da ich lange Zeit auch nur eine Billig-Kompakte besaß. Digitalfotografie hat auch bei mir nicht die höchste Priorität, aber für gewisse Zwecke sind die Dinger halt doch praktisch...

    Du kannst auch einen Versuch mit dem Laserpointer machen. Aber wenn Du da eine halbwegs erträgliche Genauigkeit haben willst, musst Du den Laserstrahl mit einem Spiegel zurückreflektieren, so daß Du eine größere Strecke verwenden und den gespiegelten Laserspot aus großer Nähe beobachten kannst, während Du am Stativ Wackelversuche machst. So lässt sich mit dem Laserversuch eine höhere Genauigkeit erzielen.

    Nachtrag: Du solltest während dem Versuch das Stativ auch mit einer realistischen Last belasten. Das kann einen ziemlichen Unterschied machen.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Kommt drauf an für was. Man kann das ja alles ausrechnen.

    Wenn Du mit einem langen Objektiv an einer optischen Bank fotografieren möchtest (z.B. 600mm), und dabei auch noch auf maximale Qualität aus bist, wird's mit dem Laser eng. 10m hin und gespiegelt wieder zurück könnte knapp ausreichen, wenn Du sorgfältig vorgehst.

    Die Rechnung ist eigentlich nicht so schwierig: Wievielfache Vergrößerung soll noch scharf sein? Diesen Faktor multiplizierst Du mit der Brennweite. In der sich daraus ergebenden Entfernung darf der Laserpunkt NICHT IM GERINGSTEN zittern bei "Aufnahmebedingungen", auch wenn Du den Punkt aus der Nähe betrachtest. Da Du aber nicht neben der Kamera stehen kannst und gleichzeitig den Punkt aus der Nähe betrachten, benötigst Du halt einen Spiegel, um den Punkt zurückzureflektieren. Ach ja -- und mehr als dieses hier genannte absolute Minimum ist schon sinnvoll.

    Beispielrechnung: Du willst mit der optischen Bank und einem 600mm-Objektiv fotografieren. Ordentliche Abbildungsqualität bedeutet ca. 50 lp/mm, was grob 10fache Vergrößerung zulässt. Du projezierst also den Punkt auf mindestens 6m Entfernung, und inspizierst ihn in NAHBETRACHTUNG (nicht aus der Ferne!). Wie gesagt, das geht halt vernünftig nur mit Spiegel. Am Besten Du projezierst ihn auf eine Art Skala oder irgendwas, damit Du Schwingungen und Abweichungen leicht erkennen kannst.

    Da man ja eigentlich ein bisschen Reserve in der Ablesegenauigkeit haben will, wären die von Dir genannten 10 Meter (hin und zurück wären das ja 20 Meter) schon sinnvoll.

    Gänzlich untauglich ist, einfach neben der Kamera zu stehen und den Laserpunkt ohne Verwendung eines Spiegels irgendwohin zu projezieren, und mit bloßem Auge erkennen zu wollen, ob da was zittert. Das kannst Du vergessen. Das hat nicht viel Aussagekraft. Die ganzen "Mikrovibrationen" die oft viel länger dauern als das grobe Wackeln bleiben verborgen.

    Nachtrag: Für diesen Versuch darfst Du keinen zu starken Laser verwenden, da eine Nahbetrachtung sonst nicht besonders gut funktioniert. Eher so ein ganz schwaches Mini-Teil. Ein bisschen problematisch ist, daß der Laserspot nach 20 Metern schon relativ groß ist. Eigentlich ist das alles schon grenzwertig. Ich persönlich verwende Laser nicht mehr für solche Zwecke -- zu ungenau. Aber wenn Du möchtest, kann ich mal mit passendem Zubehör vorbeikommen.


    Nachtrag 2: Warum Laser für solche Zwecke eigentlich ungeeignet sind, lässt sich durchaus fundiert belegen. Das Problem mit einem Laserstrahl ist, daß er halt auch aus Licht besteht -- und Licht breitet sich entgegen der intuitiven Auffassung eben NICHT rein geradlinig aus. Man kann keinen perfekt geradlinigen, nicht streuenden Lichtstrahl machen, auch nicht mit Laser. Der Strahl wird sich immer etwas aufweiten. Tatsächlich ist es sogar so: Wenn man auf große Entfernung einen möglichst keinen Punkt projezieren will, ist ein Laser eben nicht unbedingt die beste Wahl -- bzw. auch mit Laser benötigt man dann noch zusätzlich eine hochleistungsfähige Optik, die diesen so genau wie gewünscht fokussiert. Und diese Optik benötigt dann auch eine ausreichend große Öffnung, da auch für den Laserstrahl die Diffraktions-Problematik besteht.

    Tatsache ist: Die Details, die eine gute fotografische Optik auf mittlere Entfernung erfassen kann, sind _sehr deutlich_ kleiner als der Spot eines üblichen Laserpointers auf dieselbe Entfernung. Das liegt schon daran daß eine Optik auch bei optimaler Blende noch eine deutlich größere Öffnung hat als die Optik des Laserpointers, damit muß der projezierte Laserspot zwingend größer sein als die vom Objektiv erfassbaren Details, das ist halt Physik... ;)

    In der Praxis sind die "Laserpunkte" von billigen Laserpointern bei genauer Betrachtung etwas unförmig und nochmals deutlich schlechter als es prinzipiell möglich wäre. Das kommt dann halt noch hinzu... Es ist nicht so leicht, einem unscharf projezierten "Laser-Blob" (der danzu noch so lasertypisch grieselt) kleinste Vibrationen anzusehen.

    Viele Grüße
    Wilfried

    4 Mal editiert, zuletzt von wwelti (24. Dezember 2017 um 03:01)

  • Ich habe meine Stative samt Kopf getestet in dem Einsatz, für den es vorgesehen war.

    Das war mit der Pentax 67, die einen kräftigen seitlichen Schlag austeilt durch den Verschluß.
    Und das war vor allem mit der Großformatkamera und einem 360er Objektiv drauf. Die Kamera wird dann durch den langen Auszug zuzu einem großen Hebel.

    Immer fotografiert von festem Boden aus ein Motiv in ca. 100 Meter Entfernung. Meine Ergebnisse sind hier zu sehen:

    https://www.flickr.com/photos/diet_sc…57623467222194/

    Gruß
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Bei der Beurteilung der Eigenschaften eines Stativs kannst Du mehrere Aspekte überprüfen. Diese könnten z.B. sein:

    - Stabilität - wieviel Gewicht kann das Stativ tragen, ohne sich mechanisch zu verformen?

    - Schwingungsverhalten - welche (und wieviele) Eigenfrequenzen besitzt das System aus Stativ, Kopf und Kamera?

    - Resonanzen - welche Resonanzen können auftreten (Wind, Bodenschall, Verschlüsse, Auslösevorgang ...) und in welchem Maße beeinflussen sie das Schwingungsverhalten?

    - Dämpfungsverhalten - wie effektiv werden einmal angeregte Schwingungen vom System reduziert?

    Das Gesamtsystem sollte idealerweise also möglichst stabil sein, kaum Eigenfrequenzen besitzen und auf die auftretenden externen Einflüsse (Resonanzen) mit möglichst hoher Dämpfung reagieren. Und wahrscheinlich auch noch möglichst leicht sein... ;)

    Das alles wird man mit statischen Verfahren kaum testen können. Durch Beobachtung mit dem Auge lassen sich die betrachteten Frequenzbereiche auch nicht begutachten. Beim Live-View einer Kamera muss man bedenken, dass die Ausleserate des Sensors i.d.R. bei unter 100 Hz (1/100 sec oder länger) liegt und sich somit kürzere Schwingungen nicht darstellen lassen.

    Grüsse
    Andreas

  • - Stabilität - wieviel Gewicht kann das Stativ tragen, ohne sich mechanisch zu verformen?

    Und danach ist das Stativ kaputt?

    - Schwingungsverhalten - welche (und wieviele) Eigenfrequenzen besitzt das System aus Stativ, Kopf und Kamera?

    - Resonanzen - welche Resonanzen können auftreten (Wind, Bodenschall, Verschlüsse, Auslösevorgang ...) und in welchem Maße beeinflussen sie das Schwingungsverhalten?

    Da die Resonanzen bei erzwungener Schwingung bei den Eigenfrequenzen liegen, ist das identisch.
    Interessant hier ist die Art und Richtung der Anregung: senkrechter oder horizontaler Schlag zentrisch oder über einen Hebel.

    - Dämpfungsverhalten - wie effektiv werden einmal angeregte Schwingungen vom System reduziert?

    Deshalb sind häufig längere Belichtungen schärfer als mittelkurze.

    Insgesamt erscheint mir hier ein Labor mit entsprechender maschineller und meßtechnischer Ausstattung erforderlich.
    Die wenigsten hier werden das zur Verfügung haben.

    Nicht alle stabil wirkenden Stative sind in sich spielfrei. Wenn man den Kopf anfaßt und dreht, sollte das Stativ starr bleiben.
    Und dann kann es noch am Kopf liegen, wenn die Aufnahmen verwackelt sind. Das Stativ ist nicht immer schuld.

    Gruß
    Dieter

  • .. oder du nimmst ein gitzo der serie 5, lässt das gewicht aussen vor und bist auf der sicheren seite! : )
    wie ich mal gelesen habe, werden diese stative bei der französischen armee auch als maschienengewehr halterungen genutzt!

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

    • Offizieller Beitrag

    Und danach ist das Stativ kaputt?

    Wenn einem das Stativ lieb oder teuer ist, sollte man im Bereich der elastischen Verformung bleiben... ;)

    Da die Resonanzen bei erzwungener Schwingung bei den Eigenfrequenzen liegen, ist das identisch.
    Interessant hier ist die Art und Richtung der Anregung: senkrechter oder horizontaler Schlag zentrisch oder über einen Hebel.

    Stimmt. Sollte natürlich heissen:

    "Äussere Einwirkungen - welche äusseren Einwirkungen können auftreten (Wind, Bodenschall, Verschlüsse, Auslösevorgang ...) und in welchem Maße beeinflussen sie das Schwingungsverhalten?"

    Neben einem Schlag (Trittschall, einmalige Berührung des Stativs, Verschluß löst aus,...) können auch periodische Anregungen eine Rolle spielen, z.B. ein gleichmäßiger Windstrom, der den Balgen oder das Stativ in Schwingungen versetzt. Dann können - bei mangelnder Dämpfung - auch andere Frequenzen als die Eigenfrequenz die Aufnahme versauen... ;)

    Grüsse
    Andreas

  • Ich denke auch das ein gewisses Eigengewicht gerade bei Wind von Vorteil sein kann! Ich habe kürzlich meine Nikon D800 mit dem Sigma f 2,8 120-300 Sports geschrotet, das Set up Kamera/Objektiv war ca. 5 Kg das Stativ 1,4 Kg da bin ich mit einer grossen Softbox an der Kamera leicht hängen geblieben und ist auf den Betonboden geknallt! Mit meinem 9 KG Manfrotto wäre das wirklich nicht geschehen, Kopflastigkeit kann wirklich gefährlich werden gerade auch bei starkem Wind!
    Das 1,4 Kg Sirui Carbon trägt den Verkäufer mit 84 Kg nicht nur die angegeben 14 Kg aber es ist halt sehr schnell sehr Kopflastig, zudem hatte ich die Beine nicht voll ausgepreizt weil ich am Aufräumen war!

    Was habe ich gelernt aufräumen wie auch Kopflastigkeit von Stativen/Kameras kann das Leben derjenigen extrem verkürzen!

    LG Armin

    " You push the button and we do the rest."
    Kodak Werbespruch!
    Today
    "You push the button and the pixels do the rest"

  • Moin,

    so einen Test sollte man lassen, wenn man in einem Haus von 1886/87 wohnt, das innen eine komplette Holzkonstruktion ist..... ;)
    Gemessen habe ich über 25m und da sieht man wenn einen Stock tiefer jemand läuft.
    Diese Erschütterungen hat mein altes DDR-Berlebach am Besten unterdrückt, dann das Feisol (was ich in erster Linie testen wollte) und zuletzt das 3-er Gitzo.
    Ausschwingen (z.B. nach Kassetteneinschub) können Feisol und Berlebach am Besten, aber auch das Gitzo ist nach 5 sec. wieder still.
    Der Zentralverschluß hat alle Stative nicht sonderlich beeindrucken können. Da werde ich trotzdem noch einen Test mit Film machen.
    Insgesamt sehr beruhigend. Nur über die Auswirkungen der Benutzung des Drahtauslösers war ich doch sehr erstaunt. Klar habe ich immer eine Pause gemacht, wenn ich ihn in die Hand nahm, aber am Besten macht man noch eine Pause am Druckpunkt. Der Laserpunkt sah aus als ob ich ein Seil an die Kamera gebunden hätte und daran rumgezerrt hätte.

    Mir ging es um diese Kombi:

    Feisol mit Nivellierkopf und Schnellkupplung, Gesamtgewicht von 1439gr.
    Wie gut ich in der Praxis mit einem Nivellierkopf und ohne "richtigen" Stativkopf auskomme werde ich sehen. Man muß das Stativ halt etwas genauer ausrichten. Aber die Einstellungen gehen sehr präzise und auf eine Panoramafunktion kann ich verzichten. Hoch- und Querverstellung mache ich eh über die Kamera.Das Gewicht ist unschlagbar und stabil ist es auch, wie der erste Test zeigte.

    Gruß Peter

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Rückmeldung!

    Nur über die Auswirkungen der Benutzung des Drahtauslösers war ich doch sehr erstaunt. Klar habe ich immer eine Pause gemacht, wenn ich ihn in die Hand nahm, aber am Besten macht man noch eine Pause am Druckpunkt. Der Laserpunkt sah aus als ob ich ein Seil an die Kamera gebunden hätte und daran rumgezerrt hätte.


    Meine Erfahrung: Je kürzer der Drahtauslöser, desto schlimmer. Ab 50cm Länge ist es OK, am besten waren 100cm. Oder gleich per Druckluftschlauch... ;)

    Grüsse
    Andreas

  • Definitiv, den Drahtauslöser hatte ich bei meinen Versuchen auch als wesentlichen Übeltäter ausgemacht. Diese billigen Druckluft-Drahtauslöser mit einem langen aufgerollten Druckschläuchlein aus der Bucht sind eine interessante Lösung, denn sie sind praktisch erschütterungsfrei beim Auslösen, sehr deutlich besser als auch ein sehr langer normaler Drahtauslöser. Sie sind allerdings nicht in jedem Falle uneingeschränkt verwendbar, da sie weder die Kraft noch den Hub eines guten Drahtauslösers haben, außerdem lösen sie mit einer leichten Verzögerung aus. Auch kann man sie nicht sehr zügig wieder zurückziehen -- für Belichtungszeiten von wenigen Sekunden kann das ein Problem sein. Für viele Zwecke ist das alles allerdings akzeptabel, daher verwende ich so ein Ding gelegentlich.

    Ja, Berlebach-Stative sind schon klasse. Ich verwende mein Report (einfacher Auszug) ohne Bedenken mit der Sinar in 8x10".

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Bei dem Kopf, den ich da sehe, würde ich erst mal dort nach dem Wackel suchen.

    Bei mir sieht das so aus: dickes Carbon-Rohr, flacher Kopf für kleine Hebel (der hat bei meinen Versuchen eher besser abgeschnitten als der dicke 229 von Manfrotto)

  • Bei dem Kopf, den ich da sehe, würde ich erst mal dort nach dem Wackel suchen.

    Den Kopf hatte ich auf dem Feisol, auf dem Berlebach einen Manfrotto 410 und auf dem Gitzo einen Lumpp. Ich versuche ein möglichst leichtes System zusammenzubekommen, Stabilität und Komfort sollten dabei sowenig leiden, wie es geht. Kompromisse muß man immer eingehen, aber ich suche mir das zusammen, was für mich paßt. Deshalb ja der Test. Ist natürlich nur ein erster Test, die Praxis wird da noch mehr zeigen.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

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