• Dieter wunderte sich über die Benutzung starrer Planfilmkameras.
    Gar nicht greifbar scheint das irre Treiben, über 4x5" hinaus immer grössere Formate, regelrecht dranghaft, zu benutzen :)

    Ich eröffne mal vor meinem Eingehen auf weitere Details mit:

    Es. macht. Spaß.

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Ok. Dann geb jetzt nochmal die Edeldruck- bzw. die alternativen Kopierverfahren zum Besten.

    Das ist ein guter Grund für große Formate. Als ich zwischendurch mal überlegt habe, ob ich mich mit solchen Druckverfahren beschäftigen sollte, war meine Idee, den Film dann von fertigen Negativen im Vergrößerer auf großen Film zu belichten (dann wäre allerdings noch eine Umkehrentwicklung nötig).

    Mit bestimmten Geräten zu hantieren, macht nicht jedem Spaß. Ich habe Spaß am Fotografieren.

    Gruß
    Dieter

  • Die Spaßfrage aus meiner Sicht:

    Als Hobbyknipser darf ich mir Emotionen leisten.
    Fotografie mit riesigen Ungetümen macht Fotografie für mich zu einer regelrechten Erfahrung.
    Man steckt ja förmlich schon halb drin in dem Trumm, das hat schon was.
    Der Kollodiumfreund baut sich sein Negativ selbst, da gehöre ich allerdings nicht dazu..
    Doch, ich spüre schon die Nähe zur Historie , ich erfahre, wie einfach, aber wie kompliziert Fotografie an sich war, und ist.
    Auch das bereitet mir Spaß, dieses besondere Gefühl, welches mir entsteht.

    Eine alte Optik ran, ein Blick auf die riesige Mattscheibe - hier allein werde ich sofort für allen Unbill, den große und schwere Kameras mit sich bringen, entschädigt.
    Muß man einfach mal gesehen haben, wirklich.
    Es macht Spaß, der wandernden Schärfe beim Fokussieren zuzusehen; so erfährt man das an kleinen Formaten einfach nicht.


    Es macht mir aber auch verdammten Spaß, die gewaltigen Negative in der Schale hin-und herzuschmeißen, und in trockenem Zuistand ein Sandwich aus Papier, Negativ und Glasplatte zu belichten.
    Das ist alles so - ich sag mal, so unmittelbar.

    Bis zu diesem Zeitpunkt ist eine technische Qualität für mich noch absolut zweitrangig - ich habe schlicht Spaß am Handhaben des großen Gerätes und der großen Materialien.
    War es nun ein Drang, mir einen 30x40cm großen Vergrößerer zu gönnen?
    Nein, kein Drang, aber eine Riesenfreude.
    Ich werde meinen Nutzen ziehen, aber das gehört nicht zur Spaßfrage.

    ...

  • Notwendigkeit und Effizienz:

    Wie angesprochen, führt der Weg zum subjektiv ansehnlich großen Bild an der Wand entweder über den Vergrösserer - oder über den großformatigen Kontakt.
    Da das Licht beim Kontakten andere Wege beschreitet als beim Vergrössern, ich nenne mal den Calliereffekt, wird sich konsequenterweise auch ein jeweils anderes Bild, Endprodukt ergeben.Wer das sucht, muß entsprechend handeln.

    Wer keinen Vergrösserer hat, ist vielleicht mit grossem Aufnahmeformat gut bedient.
    Ein guter Eunstieg also allemal, in die GF-Fotografie.

    Auch gehen beim Vergrössern schon mal Charaktereigenschaften der Aufnahmeoptik flöten, hier bietet sich ebenfalls das Kontakten an.

    Druckverfahren, klar, man kann auch vom 6x9cm Negativ drucken, oder heute sogar digital knipsen und ein großes Negativ ausdrucken...
    Will ich aber nicht :)

    Ich will möglichst große Bilder, vom Film aufs Papier.
    Daraus ergeben sich mir weitere Notwendigkeiten.
    Mit 30x40cm Aufnahmformat kann ich die Kamera immerhin noch mit preiswertem Röntgenfilm bestücken.
    Bezahlbar wäre klassischer Film in diesem Format für mich nicht, zumindest sähe ich da nicht den Gegenwert zum horrenden Filmpreis.

    Bei meiner zukünftigen 50x60cm Kamera wirds aber richtig eng, denn da gibt es nicht mal mehr Röntgenfilm.
    Ich bin also regelrecht gezwungen, wenigstens mit 50x60cm, und dort dann auf Fotopapier, aufzunehmen :)

    Ich kann die Formel einmal umstellen.
    Film ist teuer geworden, auch in 4x5".
    Wenn ich richtig rumballern will, wird mir das da zu teuer, u.A. deswegen ballere ich mit kleinen Formaten auch nicht rum.
    Dadurch ist mir aber ein Stück Freiheit abhanden gekommen, die ich mit großen Formaten zurückerlangte.
    Ob ich mich an einer Belichtungsserie, oder einfach an wüsten Experimenten jeglicher Art versuchen möchte - mit 30x40cm , Röntgenfilm oder Papier, kann ich das wieder ungehemmt tun.
    Das fördert letztlich mein Vorankommen.

    Überhaupt entwickelte ich eine gewisse Entspanntheit im Umgang mit meinem Material; wenn ich ein schnelles Ergebnis anstrebe, kommt das Papiernegativ in den Backofen, und keine 20min nach der Aufnahme schaue ich auf meinen fertigen Kontakt.
    Fast schon polaroidmässig :)
    Klar, das ginge alles auch mit kleineren Formaten - aber warum sollte ich das tun, wo ich doch große Formate auswerfen möchte?.

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von becalm (3. Dezember 2017 um 15:40)

  • So, ich kann also paradoxerweise schnell, und ich kann preiswert.
    Kann ich auch besser?
    Technisch, weiß ich nicht, diese Frage stellt sich mir auch nicht mehr.
    Beantworten kann ich die jedenfalls erst, wenn ich mit Apo Ronar und G-Claron auf weiter Flur geknipst haben werde.
    Schlechter wirds aber bestimmt nicht, gell?

    Besser ja, insofern dass mir meine Ergebnisse vom Eindruck her besser gefallen, als wenn ich Vergleichbares mit kleinerem Format anstreben würde.
    Andersrum - ich komme langsam da hin, wo ich gezielt hinsteuere, und das geht aus meiner Sicht nur mit dem wirklich großen Format. Die Physik..

    Gepaart mit dem Spaß nehme ich den Irrsinn gerne in Kauf, auch wenn sich scheinbar nur wenige überzeugende oder überhaupt nutzbare Vorteile, dafür aber so einige Nachteile ergeben.
    Die Anschaffungskosten für Kamera und Objektiv hatte ich z.B. verschwiegen.

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Kleinere Formate:

    Nach einem Leben hinter meiner Minolta ebbte die Freude am Fotografieren ab.
    Eines Tages entsann ich mich meines 13x18cm Mentor Fieldpanzers, und plötzlich war sie wieder da, die Begeisterung an der Fotografie.
    Hinzu kam noch die Begeisterung für das vielseitige Gerät, und später noch der einstieg in die Tiefen der ungeahnten optischen Möglichkeiten.

    Ungünstigerweise komme ich seitdem mit briefmarkenähnlichen Negativen nicht mehr klar,und ich will nur noch Planfilme verarbeiten.
    Ich darf das aber so entscheiden und handhaben, es ist ja nur mein Hobby.

    Dies könnte also ein Grund sein, warum ich mir als zusätzliches, schnell zu handhabendes Werkzeug eine anderenorts besprochene Plastikkamera gönnen würde - hätte ich nur nicht so eine Plastik-"Allergie".

    Tatsächlich fehlt mir genau so ein Werkzeug, weches griffbereit im Auto liegt oder im Flur auf dem Stativ lungert, um mal einen schnellen Schuß (schwankende Lichtsituationen), ohne zeitraubende Verstellungen, hinzubekommen.
    In solchen Momenten nehme ich auch mal wieder die Minolta in die Hand, kriege dann aber einen Schreck, wieviel Bilder da so drauf sind :)
    Und beim Gedanken an diese fisseligen Negative unterm Vergrösserer ist die Minolta auch schnell wieder in ihrer Schlafbox.

    Nee.
    Für mich b.a.W. nur noch großes Format, Planfilm, und das fehlende Werkzeug, sozusagen die Brücke zu meiner früheren Fotografie, die bau ich mir eines Tages.
    Einzig für Color überdenke ich noch den Bau einer kleinen verstellbaren RF-Kamera, so ganz nach meinen persönlichen Bedürfnissen, und auch aufgrund der hohen Preise für CN und Dia Planfilm.

    Coloraufnahmen sind mir seit GF zugegebenermaßen deutlich zu kurz gekommen; die Planfilmpackungen liegen in der Truhe, so wie etwa guter Wein im Keller lagert - bloß nicht anfassen...

    Dieter, ich hoffe Du verstehst zumindest meine Gründe für große Formate jetzt etwas besser, aber vielleicht äussert sich ja noch jemand zu seiner Sichtweise.

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Ich habe seit ca. 1985 eine Vorliebe für Gebautes - da traf es sich gut, daß die Fotografie, die ich eine Zeitlang für eine Agentur gemacht habe, nahezu durchgehend auf Großformat sein mußte. Seitdem kommt mir eine starre Kamera "behindert" vor.
    4x5" war und ist deshalb das bevorzugte Format für mich, wegen der Verfügbarkeit von Kameras, Objektiven und Filmmaterial, wegen der Handhabbarkeit, wegen des Vergrößerers (bis 5x7").
    Der Spaß am Gerät selbst und an seiner Handhabung verschließt sich mir völlig - ich habe viele über für technisch gute Lösungen, aber nur, um sie in meinem Sinne zu benutzen (in diesem Fall zum Fotografieren).

    Die Großformatkamera ist ganz einfach meine "normale" Kamera, mit der ich einen großen Teil meines fotografischen Anliegens bearbeite und dies schon viele Jahre tue. Da gibt es keinen Aspekt wie "zurück zur eigentlichen Fotografie" oder "richtig fotografieren". Da gibt es auch kein Einmessen von Filmen (das machen andere für mich z.B. bei Tetenal), kein Zonensystem, keinen Hauch von Alchemie oder Abenteuer.

    Gruß
    Dieter

  • Moin,

    mangels Zeit antworte ich mal ausweichend auf die aufgeworfene Frage. Oder auch abschweifend.

    So ganz wissenschaftlich gesprochen befinde ich mich fortwaehrend in einem Dilemma. Ich werde (immer noch!) relativ haeufig gefragt, wie etwas funktioniert, oder ob eine Idee funktionieren koennte[*]. Schoene Situation also: man vertraut mir inhaltlich so sehr, dass ich eine fachlich fundierte Antwort geben kann. Und dann versuche ich mehr oder weniger bluemerant zu erklaeren, dass die Frage an sich falsch ist. Ich bin dann im Grenzgebiet der Logik unterwegs, und uebertrete dann meistens die Linie der freundlichen Kommunikation. Zumindest die Unfreundlichkeit ist unbeabsichtigt.

    Was hat der vermeintlich wirre Text jetzt mir "Sinnfrage des Formats" zu tun? Wenn man den "Sinn" von Beginn an selbst definiert, dann begibt man sich schnell in eine geschlossene Argumentation. Es ist nicht in Abrede zu stellen -- wenn es doch Spass macht...? Das letzte was mich wirklich interessiert, ist "warum" jemand etwas macht -- also werde ich sicherlich nicht mit jedwelcher Kategorie oder Bewertung ankommen. Selbst wenn meine Aussagen als irgendwas zwischen Marginalisierung, Sarkasmus oder Majestaetsbeleidigung aufgenommen werden. Mit Verlaub faellt mir da der thread "Kunst oder Handwerk" ein; bei dem mir ohne jegliches Lesen der Beitrag "Achtung, Troll" oder "Belanglos, unwichtig, unbeantwortbar" in den Fingern juckte.

    Es gibt Sachzwaenge, z.B. als Profi. Photos machen == Geld verdienen. Oder es gibt Hobbyisten, wie mich. Format ist fuer mich bestenfalls eine Dimension (im uebertragen mathematischen Sinne), in der man agieren kann. Meine private Beobachtung ist, dass jedes Format Vor- und Nachteile hat. Und je nach Aufgabenstellung gibt es ein Maximalwert. Man stelle sich zwei Funktionen vor, die in Abhaengigkeit des Formats den Nutzen und die Kosten beschreibt. Wenn wir in voellig anderen Dimensionen (wieder im uebertraegen mathematischen Sinne) Kosten und Nutzen vergleichen wollen, dann verstehe ich die Fragestellung nicht und negiere eine Antwortmoeglichkeit.

    Konkret: wir koennen gerne die Vorteile von 8x10 gegenueber 6x7 oder 4x5 besprechen. Da steige ich gerne ein, solange es um fuer mich greifbare Dinge geht. Oder auch ueber die Nachteile von 50x70 gegenueber KB.

    Oder, ganz zen: Moooooh.

    Gruesse,
    Christoph

    [*] Beispiele: "ich habe da so eine Idee, wie man die Energieversorgung loesen koennte." oder "Im weltraum ist man doch kraeftefrei, deswegen gehen ja die Uhren anders" oder "welches gewicht haben eigentlich photonen"

    When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

  • Hallo Christoph,

    gibt es etwas was dich emotional berührt? Wenn das nicht der Fall ist, wirst du solche Themen auch nicht verstehen.

    Natürlich war der Threat mit der Kunst und dem Handwerk vollkommen sinnfrei, weil die Frage nicht trennscharf gestellt wurde. Aber es wurde darüber ziemlich emotional diskutiert, frei jeglicher Logik. Ich für meinen Teil finde das ganz erfrischend, da es einen von den Alltagsproblemen ablenkt.

    Gruss Sven.

  • Es gibt Sachzwaenge, z.B. als Profi. Photos machen == Geld verdienen. Oder es gibt Hobbyisten, wie mich.

    Ist das das Spannungsfeld zwischen "gut ausgeführt" und "irgendwie"?

    Aus fotografischer Sicht ergibt sich die Frage nach der Art der Kamera aus der Aufgabenstellung (sind Verstellungen erforderlich?) und aus dem gewünschten Endformat (Für Zeitungsdruck ist ein Kleinbildnegativ ausreichend). Transportprobleme sind dabei zunächst ausgeblendet, genau wie die Notwendigkeit eventuell schnell zu sein.

    Gruß
    Dieter

    ... und ja: ein Regulator läuft im Weltraum anders.

  • Aus fotografischer Sicht

    Aus fotografischer Sicht, sogar aus der von Dir geschilderten, dürfte in den meisten Fällen KB plus Novoflex-Balgen bereits ausreichen, zumal für Bilder in den hier gängigen Formaten.

    Da gibt es auch kein Einmessen von Filmen (das machen andere für mich z.B. bei Tetenal), kein Zonensystem, keinen Hauch von Alchemie oder Abenteuer.


    Für Andere schon - ist das zumindest akzeptabel?

    Seitdem kommt mir eine starre Kamera "behindert" vor.

    Das Gefühl habe ich heute auch.
    Aber aus fotografischer Sicht mache ich dann doch lieber ein starres Foto von einer einmaligen Gelegenheit, als wie bisher ohne Aufnahme nach Hause zu tapern, weil die Gelegenheit während der Aufbau-und Einstellphase entfleuchte :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Wenn man den "Sinn" von Beginn an selbst definiert, dann begibt man sich schnell in eine geschlossene Argumentation.


    Wenn man einen möglichen Sinn ( meist fehlen ja sogar eigene Erfahrungswerte) in Abrede stellt, ist das auch eine geschlossene Argumentation.

    Wenn irgendwo gesagt wird, was soll diese Kamera überhaupt, ich verstehe nicht den Drang zu grösseren Formaten, usw, dann kann sagen "macht ja nix, dass Du das nicht verstehst", oder versuchen zu vermitteln, wo man selbst den Sinn in Diesem oder Jenem sieht.

    Das geht natürlich ein Stück weit gegen vorgefestigte Meinungen, was naturgemäß nicht zur Erschließung eines möglichen Sinnes führt.
    Stehenlassen möchte ich solche irgendwie doch schon wertenden Äusserungen aber auch nicht, denn es gibt sicher auch Forenten, die vielleicht am Überlegen sind, ob man nicht doch mal zu ULF, oder zu einer starren GF-Kamera greifen möchte.
    Das will ich nicht verhindert wissen, weil Negierungen durchs Netz ziehen; was spricht also dagegen, etwas Leidenschaft zu transportieren, und auch den einen oder anderen Vorteil - Sinn?? zu benennen?

    Auffällig ist übrigens auch, dass man hierzulande schnell in die Defensife gerät, wenn man augenscheinlich "Unsinniges" treibt.
    Was musste ich mir nicht alles anhören,in "normalen" Analogforen, wie es z.B. unsinnig es sei, als Hobbyknipser mit GF rumzuwerkeln.
    Komischerweise sind einige diese Gegensprecher heute neue Mitglieder dieses Forums, ich nenne Dir die Namen, mein Gedächtnis ist diesbezüglich elephantös :)

    Es gibt zahlreiche individuelle Gründe für die persönliche Wahl der Mittel, die über den "5 qm Abzug" oder "Sachzwänge" hinausgehen.
    Warum also in einem großformatigen Forum nicht auch über große Formate, unübliche Praktiken oder starre Kameras reden, wenn Bedarf entsteht.
    Bei den Worten jedenfalls "ich kann das nicht nachvollziehen", da wittere ich Bedarf :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Moin.

    Eine Nacht geschlafen und schon wieder jede Menge Gedanken zum Thema. Wo oder wie einhaken...?

    Voellig rational betrachtet mag ich Trennschaerfe. Sobald es um Meinungen geht wird es so beliebig und fuer mich unverstaendlich. Fuer mich bedeutet ein Austauschen auch immer ein Verstehen -- und ohne gemeinsame Basis wird das schwierig. Wie sollte man diskutieren, wenn nicht mal ueber den Gegenstand Einigkeit herrscht?

    Es ist sicher moeglich, "Das Photographieren" als kinaestethische Gesamtheit zu erleben. Aber das macht das Darueber-Sprechen (...Schreiben) wirklich schwierig. Eine Art Beispiel: Ich teile Ritchies Begeisterung ueber das Wahrnehmen des Bildes auf der Mattscheibe. Das virtuelle "Schaerfeebenen durch den Raum schieben" beim Fokussieren. Das Faszinierende Spiel von Farben und Formen, Licht und Dunkelheit, blablabla. Ich nerve genuegend Menschen um mich herum, dass ich jede Art von Abbildung studiere -- im Buero die Abbildung der Sonne mit Sonnenflecken durch das kleine Loch in der Jalousie auf der Schrankwand; die Abbildung des Haus gegenueber im dunklen Flur durch den Laengsspalt der nicht voellig geschlossenen Tuer; das Werfen einer Abbildung auf die Wand mit der Weitsichtigenbrille des Kollegen, etc.

    Das liesse sich beliebig fortsetzen. Z.B. Chemiepanschen, das "Entstehen" der Bilder im Entwickler, die Freude ueber das gelungene Photo, usw. usf.

    Hmmm, wo war ich, wo wollte ich hin? Ach ja, back on topic. Ich verallgemeinere mal ein wenig, in der Hoffnung damit niemandem zu nahe zu treten: Photographen neigen schnell dazu zuviel ueber Equipment nachzudenken und den Einsatz der Mittel eher als eine Art Selbstzweck zu sehen. Mit dem Ersten bin ich sofort dabei -- ich denke definitiv zuviel nach. Aber wenn ich ehrlich bin, dann freue ich mich zwar jedesmal, wenn ich meine 8x10" wieder entstaube; aber ein bisschen Wehmut ist doch dabei, dass sie wirklich selten zum Einsatz kommt. Fuer die Kontaktkopierverfahren ist es deutlich guenstiger und einfacher ausreichend grosse Internegative herzustellen. Bleiben nur noch die Bilder mit Seitenlaengen ueber 60cm uebrig -- und die stelle ich nicht in Serie her.

    Format alleine ist total irrelevant, finde ich. Ich mag mich als A.Adams-Juenger outen; aber die meisten meiner Bilder beginnen bei mir im Kopf. Soweit es geht nehme ich dann die passendste Kamera fuer dieses Bild. "Draussen" ist das zu 80-90% die 6x7 oder sogar die 645. Wenn es garnicht anders geht, dann nehme ich sogar die KB; wobei ich dann echt fluche, weil 24x30 Abzuege schon nicht mehr so aussehen, wie ich es will. Oft genug sind das aber auch "nur" Bilder auf der Suche -- einige Bilder sind nur Vorlagen fuer einen zweiten, dritten, vierten ... Besuch.

    Was ich eigentlich schreiben will: je konkreter die Aussage, desto einfacher ist es (fuer mich) auch etwas zu sagen. Ich benutze groessere Formate und verstellbare Kameras ausschliesslich um bestimmte Bildideen umzusetzen.

    Emotional beruehrt mich eigentlich alles, was um mich herum passiert. Meine Kameras sind nur Gegenstaende. Ich aergere mich manchmal, wenn ich einen Fehler mache; aber wirklich weh tut es nur, wenn ich mir schon wieder die Finger in den scheiss Klemmverschluessen des Stativs klemme.

    gruesse,christoph

    When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

  • Hi Ritchie,

    wir haben anscheinend gleichzeitig getippt. Ich mache mal ein Brutalzitat, da ich mit der neuen Zitierfunktion noch nicht klarkomme:

    Wenn man einen möglichen Sinn ( meist fehlen ja sogar eigene Erfahrungswerte) in Abrede stellt, ist das auch eine geschlossene Argumentation.
    [...]
    Auffällig ist übrigens auch, dass man hierzulande schnell in die Defensife gerät, wenn man augenscheinlich "Unsinniges" treibt. Was musste ich mir nicht alles anhören,in "normalen" Analogforen, wie es z.B. unsinnig es sei, als Hobbyknipser mit GF rumzuwerkeln. Komischerweise sind einige diese Gegensprecher heute neue Mitglieder dieses Forums, ich nenne Dir die Namen, mein Gedächtnis ist diesbezüglich elephantös :)
    [...]

    Teil A) Ich persoenlich empfinde den pauschalen Totschlaghammer "jeder wie er will" irgendwie unpersoenlich und geradezu abwertend. Dort und dann wuerde ich implizit eine Meinung vermuten, etwa wie "find ich doof, will ich aber nicht schreiben".
    Mit den begrenzten Mitteln der Sprache versuche ich sowas zu schreiben wie: "Sinn ist auf ein Ziel gerichtet". Das Ziel koennte dann ein Endprodukt (z.B. ein Abzug) sein, oder das eigene Erleben des Prozess. Was ich nun damit meine ist, dass das eigene Erleben nur schwerlich besprechbar oder gar diskutierbar ist. Denn dann ist es mit Wertungen wirklich nicht so weit her. Und Wertungen mag ich nun ueberhaupt nicht.

    Teil B) Rein mathematisch ist das Gegenteil von Sinn einfach nur Nicht-Sinn. Und wiederum -- das tangiert nichts und niemandem. Und defensiv, offensiv, argumentativ -- geschenkt. Das wirklich ein jeder Tun und Lassen kann, ist fuer mich dermassen selbstverstaendlich, dass es nicht erwaehnenswert ist.

    Es sollte niemand verhoehnt werden. Im Gegenteil, mir geht es tatsaechlich um Konstruktivitaet. Warum sollte ich mich denn auf ein Gespraech einlassen, Gedanken machen und aufschreiben, wenn es nicht Interesse gaebe? Genau so interpretiere ich uebrigens auch das Verhalten der genannten Personen. Man setzt sich genau mit den Sachen auseinander, die einen auch beschaeftigen. Ich versuche mehr zu verstehen und besser zu kommunizieren.

    Gruesse,
    Christoph

    When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

  • Voellig rational betrachtet mag ich Trennschaerfe. Sobald es um Meinungen geht wird es so beliebig und fuer mich unverstaendlich. Fuer mich bedeutet ein Austauschen auch immer ein Verstehen -- und ohne gemeinsame Basis wird das schwierig. Wie sollte man diskutieren, wenn nicht mal ueber den Gegenstand Einigkeit herrscht?


    Hallo Christoph,

    da bin ich voll bei dir (bei dem Rest des Artikels übrigens auch). Allerdings ist es oft so, dass es in den Diskussionen in Foren oder sonst wo eigentlich im Kern nur darum geht überhaupt eine gemeinsame Basis zu finden. Der ursprüngliche Gegenstand der Frage gerät darüber jedoch in Vergessenheit (s.a. Douglas Adams "Per Anhalter durch die Galaxis").

    Gruss Sven.

  • Ich persoenlich empfinde den pauschalen Totschlaghammer "jeder wie er will" irgendwie unpersoenlich und geradezu abwertend. Dort und dann wuerde ich implizit eine Meinung vermuten, etwa wie "find ich doof, will ich aber nicht schreiben".


    Das mag stimmen, ist doch aber nicht verkehrt.
    Ich ergänze noch, dass das für mich ein probates Mittel ist, sich weiterer Diskussion zu entziehen, warum auch immer.
    Zeitmangel, Müdigkeit, ein Erkennen der Fruchtlosigkeit weiterer Debatten, ein Bekennen der eigenen Toleranz - das Spektrum ist groß.
    Das empfinde ich nicht abwertend, sondern als mein gutes Recht, und dabei sogar eher höflichtolerant.
    Unpersönlich vielleicht insofern, als das man mehr pauschal redet als auf das Gegenüber direkt einzugehen.
    Ich selbst finde ja Sprache gar nicht mal so eingeschränkt; die Intention der bemängelten Äusserung liesse sichalso aus dem vorgegangenen Inhalt sicher erschliessen.

    Rein mathematisch ist das Gegenteil von Sinn einfach nur Nicht-Sinn. Und wiederum -- das tangiert nichts und niemandem.


    Ich sehe in "Sinn" auch Wahrnehmung und Auffassung,also etwas Individuelles, und ich bewege mich gerne abseits messbarer Logik.

    Formatwahl im Sinne von "bestes Werkzeug zum Zwecke" scheint sinnvoll, ja, aber grundsätzlich nur ein ausgesuchtes Format zu betreiben, kann für den Nächsten bereits Sinn ergeben.
    Oder Sinne ansprechen: meine große Reisekamera riecht so lecker :)

    Das wäre für mich natürlich kein Grund, ULF zu betreiben, aber meine Fotografie scheint ein Gesamtpaket aus vielen einzelnen Komponenten zu sein, mein Spaß an der Sache kommt also auch abseits eines tatsächlichen Sinnes zustande.
    Abgedeckt wird weiterhin meine Experimentierfreude, das Erkunden mir neuer Dinge.

    Von Anfang an empfinde ich übrigens 4x5" als etwas unsinnig, wenns um Großformat geht.
    Ein guter Kompromiß, keine Frage, aber so richtig GF ist das für mich noch nicht, die beginnen aus meiner Sicht bei 5x7", besser noch 8x10"

    Wenn ich "vernünftig" im Sinne von Vernunft fotografieren möchte, weil ich z.B durch die Stadt ziehen möchte, dann packe ich eine "sinnvolle" Ausrüstung zusammen; die wird dann 4x5" oder 5x7" , und ausgesuchte Filme und Optiken beinhalten.
    Aber warum sollte ich mich auf pure Vernunft beschränken, wo sich mir dieser Tage solch ein breites Spektrum an Möglichkeiten offenbart - ich bin ja kein reiner Vernunftsmensch.

    Wenn ich also mein Hobby Fotografie richtig leben möchte, stake ich mit möglichst großformatigen Holzkameras durch heimische Unterholz. Herrlich :)
    Portraits auf den kleineren der großen Formate kann ich mir eigentlich auch kaum noch vorstellen.

    Will ich zumindest gewappnet sein, falls überraschend ein Motiv vorbeizieht, liegt die 9x12cm Plattenkamera griffbereit neben mir, obwohl mich ebenso wie Dieter, die fehlenden Verstellungen schon einschränken, was aber anderseits die Einsatzbereitschaft beschleunigt.

    Neuerdings hab ich sogar mal wieder Rollfilm am Wickel, in der 6x9 cm Plattenkamera.Für Coloraufnahmen ausschließlich.

    Für mich macht das alles Sinn, und Freude zugleich; ich habe mir eine weite Palette an Werkzeugen zusammengestellt, die ich nach Lust, oder Bedarf, einsetzen kann.

    VG,
    Ritchie

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von becalm (4. Dezember 2017 um 13:47)

  • Rein mathematisch ist das Gegenteil von Sinn einfach nur Nicht-Sinn

    Als studierter Mathematiker kann ich da nicht ganz mit, denn mathematisch gesehen existieren weder Sinn noch dessen Gegenteil.

    Das macht aber nichts, dann als Hobbyist bin ich ja in der komfortablen Situation, daß nichts von meinem fotografischen Tun irgendeinen Sinn ergeben muß. Es geht einzig und allein um mein persönliches Erleben. Alle anrufbaren höheren Wesen mögen mich davor bewahren, eines Tages zu versuchen, damit Geld verdienen zu wollen, denn damit hält unweigerlich das Streben nach Effizienz Einzug.
    Da muß ich dann darauf reagieren, daß ich das Vergrößerungspotential meiner 5x7 und 8x10 Negative nicht nutze und fürderhin wirtschaftlich korrekte kleinere Negative backen. Überhaupt würde ich das Vergrößern bleiben lassen, ein Druck-Service erledigt das viel effizienter. Raum in Regalen würde frei, Gerätschaften müssen nicht mehr gepflegt werden. Schöne neue arme Welt.

    Weil mir das aber alles herzlich egal ist, laufe ich mit 8x10 auf dem Rücken durch die Welt, einzig und allein aufgrund der Tatsache, daß ich damit wunderschöne Erfahrungen mache. Und wenn ich Lust habe, nehme ich etwas ganz Anders.

    LG Ralph

  • So muß das sinn:-)
    Sinnfrei den Sinnen erliegen ist Manchen ein Ansinnen.

    Es sollte niemand verhoehnt werden


    Ach was, niemand wird verhöhnt, ein kleiner Schreck reicht ja.
    Ich blicke gerne zurück und freue mich über meine Fortschritte seitdem - auch hinsichtlich der Formate :)

    ...

  • Moin,

    ich verstehe mal wieder nicht alles. Als leichte Note faellt mir zum folgenden etwas ein:

    Als studierter Mathematiker kann ich da nicht ganz mit, denn mathematisch gesehen existieren weder Sinn noch dessen Gegenteil.

    Frage: Was ist 1 plus 1?

    Antwort Normale Menschen: "2"
    Antwort Ingenieur, Taschenrechner konsultierend: "1.999999999999999999"
    Antwort Physiker: "Groessenordnung eins"
    Antwort Mathematiker, nach drei Tagen wilden Schreibens und Rechnens: "Es existiert!"

    Bevor ich jetzt versuche mein Geschriebenes wieder zu erlaeutern, mache ich einfach mal weiter. Warum jemand irgendetwas macht ist mir fast immer ein Raetsel, warum ich irgendetwas mache ebenso. Fuer mich ist etwas bestenfalls nachvollziehbar oder eben nicht. Und manchmal versuche ich es mit Nachfragen, wenn ich etwas nicht verstehe. Anscheinend gelingt es mir nicht den Pudding an die Wand zu nageln, bzw. klarzumachen, was ich nicht so recht verstehe. Ich verstehe problemlos, dass jemand Leidenschaften hat. Dann koennte das Forum als peer group verstanden werden, welches eine Leidensgemeinschaft bereitstellt. Theoretisch verstehe ich das, weil ich das in sehr sehr anderen Bereichen auch selbst schon erlebt habe (Stichworte "Geteiltes Leid, halbes Leid" oder "hier werde ich verstanden"). Aber da kann ich leider kaum etwas zu beitragen und kaum nachvollziehen.

    Wieder on topic.
    Es gibt zwei unterschiedliche Eigenschaften: Verstellbarkeit und Format, die mitunter gekoppelt vorkommen. Ich habe viel zu lange KB photographiert und mich ewig mit mauen Bildergebnissen herumgeschlagen. Kontrastumfang, Schaerfe, Entzerrung -- bis auf Zufallstreffer hoechst unbefriedigend. Abhilfe eins: Mittelformatkamera (6x4.5), Abhilfe zwei: KB mit Autofokus. Abhilfe drei: Lesen, Experimentieren und penibel dokumentieren. Um es mit einem der bekanntesten Beckett-Zitate zu sagen, "Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“

    Mein derzeitiger Erkenntnisstand (unter meinen Rahmenbedingungen Kamera/Objektive, Filme, Entwickler, Stative, Vergroesserer), Ausgabebildformat erfordert Mindestnegativformat:
    13x18: Kleinstformat fuer Testabzuege, input quasi egal
    18x24: beginnt kritisch zu sein fuer KB, Entzerren per Vergroesserer wird nervig (wg. Belichtungsvariation), MF problemlos, schoener "Schmelz" fuer 4x5"
    30x40: Ende Gelaende fuer 6x4.5, klar ueberlegen: 6x7
    40x50: Maximalstandardformat, sehr schoen von 8x10", sichtbar besser als 4x5"
    ab 60cm schmale Seite: 8x10"
    Meine Motive: Architektur, Baeume/Wald, Wolken, Portraits, Stillleben

    Die Verstellbarkeit ist fuer mich hauptsaechlich von Interesse beim Entzerren. Wenn ich am Vergroesserer Scheimpflugere, dann muss ich den unterschiedlichen Abstand zwischen Papier und Lichtquelle beim Belichten ausgleichen. Mache ich eine Bilderserie, dann kann ich mich im Mittel auf etwa 50% Ausschuss einstellen; und das bei jedem neuen Anlauf. Und je groesser das Format ist, desto groesser der Ausschuss.

    Im Umkehrschluss mache ich hauptsaechlich 30x40 Abzuege plus irgendwelche Mini-"Auftraege" und diverse Triptycha in 13x18 im Ribba-Rahmen des bekannten schwedischen Moebelhaus.

    Fuer Cyanos und dergleichen habe ich mal den Test gemacht: gleiches Motiv, einmal per KB-Negativ, einmal per 8x10". KB gescannt und mit miserablem Tintendrucker auf Folie gedruckt. Kein Unterschied im Ergebnis erkennbar. Aber gemesssen daran, dass ich als Basis sogar ein Digitalbild nehmen koennte und die Kurve perfekt an die Cyano-Empfindlichkeit anpassen kann gegenueber dem Verschwenden des grossen Negativs, plus Schleppen, Aufstellen, etc...

    Gruesse,
    Christoph

    When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!