Zeit vorbei.....

  • Hallo, ich bin Pressefotograf und habe mich immer für das Großformat interessiert, hatte aber auser mit einer Pentax 67 und ner Noblex Panoramakamera noch keine Erfahrung mit dem Großformat....wollte mir immer ein "Große" kaufen.
    Heute sagte ein Kollege ich solle die Finger davon lassen den die Zeit des Großformat sei vorbei und Geld verdienen kann man damit erst recht nicht.
    Hat mein Kollege recht??
    gruß horst

    http://www.pfalz-bild.de

  • Hallo Horst,

    hat Dein Kollege jemals mit einer Großbildkamera gearbeitet? Klar, ich würde als Pressefotograf auch ein anderes Arbeitsgerät wählen. Wer aber wirklich ernsthaft und mit höchgster Präzision arbeiten wil und wer Ergebnisse anstrebt, die KB-Fotografen vor Neid erblassen lassen, kommt an GF nicht vorbei. Es ist nicht nur das größere Format, sondern auch die Verstellmöglichkeit und das gezielte Arbeiten, das ausschlißlich im GF möglich ist.

    Wir verdienen jeden Tag mit der Großbildkamera Geld und lösen Aufgaben, die auch nur mit der GF möglich sind.

    Also: laß Dich nicht beirren, wer einmal mit der Großbildkamera gearbeitet und gestaltet hat, weiß daß es mehr gibt als die Knipseerei mit deer KB.

    Gruß Leonhard

  • Hallo Horst,
    auch wenn Argus grundsätzlich recht hat, das mit dem Geld verdienen wird wohl wirklich schwierig.
    Die Jobs bei denen die Vorteile der GF ins Gewicht fallen (und das braucht einiges an Gewicht, wenn Du die Kosten gegenrechnest) werden einfach selten.
    Wenn Du genau die hast, Glückwunsch. Wenn nicht mach trotzdem Grossformat aus Lust am schönen Bild. Liebhaberei kalkuliert sich ganz anders, und dann ists auch nicht mal teuer.
    Gruß
    Martin

  • Hallo Horst.

    Ich kann jetzt nur für mich sprechen. Ich bin zum Großformat gekommen, weil ich eine frei verstellbare Kamera haben wollte. Das Format ist eine sehr nette Nebenwirkung. Muß es denn eine neue Kamera sein. Der Gebrauchtmarkt ist voll von hochwertigen Kameras.

    Es gibt jede Menge Fotografen, die sich auf das KB verlassen. Sich dort in der Masse hervorzuheben ist wahrscheinlich schwerer, als wenn du zu den Leuten zählst, die einen etwas erweiterten Horizont haben, und eine GF in Petto. Dann bist Du kein Durchschnittsfotograf mehr, sondern eben einer, der flexibler ist, und halt kein Durchschnitt.

    Nur sone Idee.

    Micha

  • Hallo Horst,

    Dein Kollege sollte sich vielleicht mal in professionellen Studios umsehen
    wo hochwertige und anspruchsvolle Produkt-, Still-Life-, Möbel-, Foodfotografie etc. gemacht wird - da wird er nämlich kaum etwas anderes finden als Grossformatkameras!

    Und da spielt es zunächst auch mal keine Rolle ob hinten eine Planfilm-
    kassette dranhängt oder ein Digitalback (wie inzwischen in vielen Studios) - für solche Aufnahmen ist die Verstellbarkeit der GF das entscheidende Kriterium und durch nichts anderes zu ersetzen.

    Ich selbst habe mir übrigens in erster Linie wegen der Verstell-möglichkeiten eine GF angelacht.
    Was die Bildqualität angeht liefert meine Mamiya 7 Ergebnisse, die bei mir sicherlich nicht den Wunsch nach einer 4x5 inch aufkommen liessen - aber es lässt sich halt nichts verstellen!

    Viele Grüsse
    Harald

  • [quote="Harald"]Hallo Horst,

    Dein Kollege sollte sich vielleicht mal in professionellen Studios umsehen
    wo hochwertige und anspruchsvolle Produkt-, Still-Life-, Möbel-, Foodfotografie etc.

    Vielen Dank für die Antworten, aber es stimmt einfach nicht das die Kunden bereit sind für die Aufwendungen mit Großformat auch mehr zu bezahlen.Ein Kollege von mir fotografiert auch Schmuck mit den Canon 1 Ds, die mit den 11 Millionen Pixel, er sagte zu mir seine Kunden jedenfalls, würden die Mehrkosten nicht tragen, genau wie ein Kollege mit einem Alteingessenen Studio, auch er macht alles nur noch digital mit der Nikon D1 x, zu dem haben viele Kunden sich eine kleine Digi cam zugelegt und sind nicht mehr bereit mehr als nötig zu bezahlen,da wird auch ganz offen gedroht und die preise gedrückt, mag sein das die qualität darunter leidet, aber hier gehts schlicht und einfach ums überleben.
    Ich für mein teil würde sagen Großformat als Hobby...ok aber davon leben müssen...ich bin mir nicht sicher.
    Gruß Horst

    http://www.pfalz-bild.de
    http://www.internetmovie.de

  • Hallo Horst,

    welche Digiknipse kann eine saubere Architekturaufnahme liefern oder verzeichnungsfreie Produktaunahmen machen? Es geht wirklich nur mit dem GF.

    Unsere Kunden erkennen den Unterschied schon - und so groß ist der Preisunterschied ja auch nicht. Die Zeit, die man für ein sauber gestaltetes Foto benötigt, fällt in jedem Fall an (Fahrkosten und Spesen auch).

    Kannst Du Dir vorstellen, wie ein Großfoto (ab 3 x 4m) z.B. für Messestände aussieht, wenn es ein Digitalfoto als Ausgangsbasis hat?

    Glaub mir, GF ist (zumindest derzeit noch) unschlagbar.

    Gruß Leonhard

  • Sorry Argus,
    mir blutet zwar das Herz, wenn ich das schreibe, aber wenn das 3x4 Messestandsfoto aus einer 6x7 Mittelformat stammt, muss man schon froh sein (wenns nicht auf der Photokina ist).
    Der wesentlichste Punkt ist allerdings wirklich die Menge.
    Auf 100 Bilder, die nicht über A4 hinauskommen (und da ist digital nun zwar nicht künstlerisch wertvoll, aber gemessen daran, daß eh Druck läuft durchaus konkurenzfähig) kommt vielleicht mal eins, das grösser sein soll (wenns reicht). Auch die Kundschaft ist mittlerweile klamm, die Startups, die nach Porsche und eleganten Büros erstmal 10 Mille für die Fotosession mit dem Vorstand springen liessen sind pleite.
    Wenn Du noch Aufträge hast, die womöglich sogar Polaproofs in 8x10 abwerfen, Neid und Missgunst, da von Menge zu reden, naja.
    Ich muss zugeben, ich bin selbst kein Pro, ich höre nur immer die Begründungen von Leuten, die mir ihr edles und gepflegtes Zeug zu Schweinepreisen (und Tränen in den Augen) rüberschieben. Zum Beispiel der Typ, der sich vor 10Jahren endlich die p2 8x10 mit der extradicken Bild- und der extralangen Linsenstandarte leisten konnte und vor zwei Jahren den Staub runterblies, alles verkloppte (verkaufen kann man da nicht mehr sagen, Du weißt, was das Zeug mal gekostet hat) und sich immerhin den Luxus leistete, seine Rolleiflex zu behalten (weil, das gönnt man sich ja dann doch ab und an mal für Portraits).
    Im Beruf bin ich auf der Kundenseite. Bisher hatten wir für jedes Projekt einen Pro mit Mittelformat. Jetzt haben wir mal nachgerechnet, wieviel davon wirklich gebraucht wurde......
    Und wenn ich daran denke, daß Du den meisten Kunden Architektur verkaufen kannst, die im Photoshop geradegebogen wurde.....
    Ist halt wie bei der Musik. Andre Rieu kann sich ein Orchester leisten. Alle anderen nehmen das (sicher nicht gleiche) aus der Dose.
    Also: Die Zeit ist reif für Liebhabergrossformat.
    Martin

  • Hallo Martin,

    sicher hast du recht, wir haben aber das Glück, daß unsere Kunden den Wert von GF zu schätzen wissen. Natürlich setzen wir - wo es möglich ist - auch MF (RB 67 mit dem 75er Shift-Objektiv) ein. Der Aufwand ist aber fast der gleiche. Ich gehöre - auch da hast du recht - zu der Spezies, die die Digitalfotografie ablehnen. Das liegt sicher auch an meiner Ausbildung (und sicher auch irgendwo am Hinterkopf - das gebe ich zu). Auch bin ich mir bewußt, daß irgendwann die Analogfotografie den ernsthaften Semis oder Amateuren und Liebhabern vorbehalten bleibt - dann gehöre ich eben zu den Liebhabern und mache aus Spaß weiter.

    Natürlich muß man sich der Zeit anpassen und selbstverständlich haben wir hier auch Digitalkameras im Einsatz ... nur ich persönlich halte mich lieber an das Bewährte.

    Na ja, vielleicht sollten wir auch alles nicht so ernst nehmen, ich will hier auch keine Diskussion Digi gegen Analog anfangen, daß wird in anderen Foren ausgiebig erledigt. Da wir uns hier aber im Forum für GF befinden, nehme ich mir einfach heraus, eine Lanze für das Großformat zu brechen.

    Viele Grüße Leonhard

  • Hallo,

    wenn man so die Beiträge liest könnte man meinen

    Kleinbild = Digital
    Mittelformat und Grossformat = Analog


    Wenn ich in meinem ersten Beitrag gesagt habe, dass bei anspruchsvollen
    Aufnahmen der genannten Art überwiegend Grossformat zum Einsatz
    kommt dann füge ich jetzt als Ergänzung noch was hinzu:

    Es ist tatsächlich so, nur dass diese Studios um konkurrenzfähig zu sein
    die GF mehrheitlich mit Digitalback bestückt haben. Mit 18x24 Planfilm
    und dem damit einhergehenden Arbeitsaufwand/Materialkosten wird man
    heute in der Tat nurmehr selten Geld verdienen können. Auf 4x5-Planfilm
    trifft das sicher in ähnlicher Weise zu.
    Wenn die GF aber mit Digitalback bestückt ist, ein grosser Monitor
    die Mattscheibe ersetzt und der Fotograf die Verstellmechanismen der
    Kamera wirklich beherrscht, dann ist der Arbeitsaufwand kaum höher
    als mit anderen Systemen (hat Leonhard ja auch bestätigt).
    Was bleibt sind wieder einmal die einzigartigen Verstellmöglichkeiten der
    GF die viele Aufgabenstellungen überhaupt erst lösen können!
    Und so kann man dann auch mit der GF Geld verdienen (wobei es
    natürlich immer auch Ausnahmen gibt - siehe Leonhard.)

    Wer`s aber immer noch nicht glauben will dem hilft der Profifoto-Markt-
    bericht weiter. Für diesen Report wurden über 250 Studios für eine
    ausgiebige Befragung angeschrieben und da heisst es zu diesem Punkt
    unter anderem:

    "Der Anteil der jeweils eingesetzten Kamerasysteme (KB-, Mittel- oder
    Grossformat) ist sehr ausgeglichen und hängt stark vom fotografischen
    Anwendungsgebiet ab."

    Und noch was: Wer glaubt, dass GF-Aufnahmen nur bei grossen Ab-
    bildungsmaßstäben durch Schärfe, Detailwiedergabe und Farbsättigung
    überlegen sind, der hat den eigentlichen Trumpf glatt übersehen, denn:
    Eine verzeichnete Perspektive oder ungenügende Schärfeausdehnung
    ist völlig unabhängig vom Format der Abbildung!

    Viele Grüsse
    Harald

  • Hallo Harald,

    hinzufügen möchte ich noch, daß eine verzeichnete Perspektive und Unschärfen auch mit Photoshop nicht auszugleichen ist - obwohl viele das glauben. In der Bildbearbeitung wird immer nur retuschiert, und ausgeglichen - es wird etwas hingebogen, was nicht der Realität eintspricht.

    Natürlich machen wir in der Werbung (das ist nun mal unser Job) regen Gebrauch davon, aber immer mit einer Konzeption im Hintergrund und immer ganz gezielt. Niemals aber um misglückte Fotos hinzubiegen; das entspricht einfach nicht der geforderten Qualität.

    Trotzdem glaube ich als Großformat-Liebhaber, daß immer die Aufgabe vorgibt, welches Werkzeug zu benutzen ist. Ich greife immer zu meiner KB-Ausrüstung wenn ich Tierfotos mache.

    Gruß Leonhard

  • Hallo Leonhard,

    ich bin da ganz Deiner Meinung.

    Über das optimale System entscheidet Anforderung und Aufgabe.
    Ein Modefotograf wird mit der GF ganz schön alt aussehen, der
    Actionfotograf braucht Kleinbild und in der Produktfotografie
    wird man den Anforderungen vielfach eben nur mit dem Gross-
    format gerecht werden können. Das hat im übrigen mit der Frage
    analog oder digital überhaupt nichts zu tun.

    Und unter professionellem Arbeiten verstehe ich - wie Du schon
    erwähnt hast - konzeptionelles Vorgehen und nicht irgendwelche
    Schrottaufnahmen in Photoshop zu verschlimmbessern!
    Was nützt es mir, wenn ich bei der Aufnahme einen Arbeits-
    schritt spare um hinterher am PC mit viel Zeitaufwand den Fehler
    wieder auszubügeln. Wo ist denn da der Fortschritt?

    Viele Grüsse
    Harald

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