Interview mit Yu Xiang ...

  • Zitat von Schwarzweißseher

    Von daher glaube ich auch nicht an eine Agonie des Fotojournalismus'. Ich glaube, wir sind z.Zt. halt immer noch in einer ganz blöden Übergangsphase, aber es wird wieder besser, eben auch weil Internet und Print zwei unterschiedliche Sachen sind, was eben viele Medienmacher noch nicht wahr haben wollen oder noch nicht erkannt haben - da bin ich ebenfalls bei dir.


    Gerade ist mir diese Podcast-Folge ueber den Weg gelaufen, die dieses Thema doch nochmal abhandelt. Es ist ein laengliches Interview mit Hans-Jürgen Burkard. Ich denke, jeder hier hat schonmal ein Bild von ihm gesehen. Er ist der (vermtl.) letzte angestellte Fotojournalist da draussen. Sein Fazit ist entsprechend ernuechternd.

    Er kreist das Problem von zwei Seiten ein. Es gibt keine Interessenten mehr fuer diese Form der Fotografie - daher gibt es kein Geld dafuer. Und vice versa, es gibt kein Geld, also wirds nicht gemacht, also vermisst es keiner. Wenn ich mir so anschaue, was in der Werbung/PR rausgehauen wird, kann es nicht an der absoluten Geldmenge liegen. Geht es um Lifestyle, Reisen ... und Co. dann hauen die Verlage auch was raus ... also nicht direkt die Verlagen, sondern die Veranstalter, PR-Agenturen ..., also die, welche die Kohle rueberreichen.

    Burkhard sagt dann ja auch, dass besonders seichte Themen, die z.B. vom Feuilleton oder der Reiseredaktion vollstaendig abgedeckt werden, voll im Trend sind. Natuerlich ist das kein Journalismus, aber ich frage mich, ob man den Verlagen daraus einen Vorwurf machen kann?

    https://fotopodcast.de/fpc189/

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    "Perfection is finally attained not when there is no longer anything to add, but when there is no longer anything to take away." - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hallo,

    Interesse ist zumindest bei den Lesern ganz bestimmt da, denke ich. Leider nehmen viele Tageszeitungen einen bebilderten Reisetext, den irgendein Tourismusbüro gratis raushaut, lieber als eine echte Reisereportage. Genau diese seichten dahinplätschernden Sachen sind das eigentliche Problem, da bin ich bei euch. Die Leser würden gerne bessere Sachen lesen, sie kriegen sie bloß nicht angeboten.
    Ich habe erst kürzlich in den Reisetagebüchern David Livingstones geblättert. Wenn der von einem Löwen angegriffen wird - und nicht etwa im Auto, sondern das Viech steht ganz real auf seiner Brust - dann steht das bei ihm in einem Nebensatz : )
    DAS war noch Reiseliteratur! : )

    Grüße Schwarzweißseher

  • Nochmal hallo,

    Ganz vergessen: Du fragst dich, ob man den Verlagen daraus einen Vorwurf machen kann, dass sie Müll drucken?
    War das ne Scherzfrage?
    Selbstverständlich kann man das nicht nur, das muss man sogar. Genau das ist ihre Aufgabe: Seriöse Information zu liefern, aufzuklären, Neues zu bringen, zu kritisieren, auch Spannendes und Interessantes zu drucken etc. und nicht das Zulullen mit Gratis-Müll und PR. Natürlich soll auch Unterhaltung sein, meinetwegen sogar das Djungelcamp, aber doch nicht in diesen Massenwie zur Zeit.
    Google zeigt mal wieder wohin der Trend geht, wenn wir nicht aufpassen und keinen vernünftigen Journalismus bzw. ordentliche Bilder einfordern: In den Google-News gibt es zwar lobenswerterweise eine Rubrik "Wissen", aber eben nur als "Wissen/Technik". Das meiste sind also Handy-und Computer-Vorstellungen, und selbst davon ist das meiste PR. Von "Wissenschaft" ist da schon gar keine Rede mehr.
    Die NZZ sieht das wohl ähnlich:
    http://www.deutschlandfunk.de/neue-zuercher-…ticle_id=390008

    Grüße Schwarzweißseher

  • Nochmal hallo,

    Im Ernst, ich glaube wirklich, dass wir ein bisschen aneinander vorbeireden : )

    Natürlich ist ein Sportergebnisse-Ticker oder ein Aktienkurse-Ticker eine tolle Sache, auch gerade im Internet. Aber es ist eben auch genau das: ein Ticker, ein Automat. Auch oben diese Musikgeschichte mag ja ganz witzig sein, von mir aus sogar Kunst (wobei ich jetzt nicht gesagt haben will, das das Obige jetzt Kunst ist oder nicht), aber das hat mit der Zukunft des Journalismus' absolut nichts, aber auch rein gar nichts zu tun, ebenso wenig wie mit halbwegs anspruchsvoller Fotografie.

    Zu einem guten redaktionellen Text gehört ein bisschen mehr, als einfach irgendwelche Satzbausteine zusammenzustellen. Ohne eine vernünftige Recherche geht es auch nicht, und damit meine ich nicht, mal eben kurz bei Wikipedia reinzuschauen.

    Mit guten Bildern ist es das Gleiche. Natürlich kann man einfach Bilder aus den Netz automatisch zusammenstellen. Toll. Die Grundidee mag sogar Kunst sein können (wobei die Einschränkungen von oben hier auch wieder gelten), aber das war es dann auch. Das hat mit der Zukunft guter Fotografie nichts zu tun, aber auch rein gar nichts, und noch weniger mit der Zukunft der Reportagefotografie, ebensowenig wie ein "Bürgerreporter" ein richtiger Reporter ist. Es mag schön sein oder auch gerade nicht, dass da jemand im richtigen Moment am richtigen Ort ist und mit Handy oder SLR abdrückt, aber was hat das mit Fotojournalismus zu tun? Mal ganz ehrlich? Das ist genauso sehr Fotojournalismus wie das Öffnen der Verpackung eines Handys, das man vom Hersteller eben dafür bekommen hat, und das anschließende bei Youtube Reinstellen ein echter Produkttest ist. Ich würde auch nicht darauf wetten, dass das beliebte "Vorstellen toller Produkte" bei Youtube und in Blogs nicht bald mal als Schleichwerbung erkannt und einfach verboten wird.

    Grüße Schwarzweißseher

  • Im Ernst, ich glaube wirklich, dass wir ein bisschen aneinander vorbeireden : )


    ja, ich glaube du hast recht: wir haben aneinander vorbei kommuniziert. denn bei meinem spon-link zum "robotervideo" hatte ich mich auf eine meiner EIGENEN aussagen bezogen (ZITAT: "irgendwo in diesem thread hatte ich gesagt, dass in einigen jahren roboter/KI einen großen teil des "contents" produzieren, der jetzt von redakteuren/kreativen erledigt wird.").

    Natürlich ist ein Sportergebnisse-Ticker oder ein Aktienkurse-Ticker eine tolle Sache, auch gerade im Internet. Aber es ist eben auch genau das: ein Ticker, ein Automat. Auch oben diese Musikgeschichte mag ja ganz witzig sein, von mir aus sogar Kunst (wobei ich jetzt nicht gesagt haben will, das das Obige jetzt Kunst ist oder nicht), aber das hat mit der Zukunft des Journalismus' absolut nichts, aber auch rein gar nichts zu tun, ebenso wenig wie mit halbwegs anspruchsvoller Fotografie.

    Zu einem guten redaktionellen Text gehört ein bisschen mehr, als einfach irgendwelche Satzbausteine zusammenzustellen. Ohne eine vernünftige Recherche geht es auch nicht, und damit meine ich nicht, mal eben kurz bei Wikipedia reinzuschauen.

    auch hier: mit diesem anspruch hast du völlig recht. das problem ist: das angebot (hier z.b. das video) bestimmt ja auch immer die nachfrage. was es nicht gibt, kann ich nicht nachfragen. egal auf welchem markt (womit wir eigentlich schon bei der einzig möglichen rettung wären, nämlich dem, was viele z.b. in diesem forum hier ja praktizieren: SELBER MACHEN! SELBER KREATIV SEIN!). und da der masse an konsumenten es vollkommen wurscht ist (oder sie keine zeit für eine bewusstere wahl haben), ob das, was sie da konsumieren ästhetisch und intellektuell tatsächlich noch von wert ist, wird mittelmäßiges und schrott nachgefragt. da funktioniert die konditionierung perfekt. und durch diese massenhafte nachfrage nach mittelmäßigem und schrott sinkt automatisch der potentielle marktanteil von produkten, die das gegenteil verkörpern.

    man kann einen euro nur einmal ausgeben, das gilt auch für medienhäuser und verlage. also spart man an z.b. fotografen oder guten redakteuren (weil die eben etwas - mehr - kosten). und wenn der großteil der eigenen leser/kunden mit mittelmäßigem und schrott zufrieden ist, haben diese verlage kurz- und mittelfristig erst einmal nichts falsch gemacht.

    PS: muse haben angekündigt, angeblich jetzt täglich ein solches video "produzieren" zu lassen.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

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