Interview mit Yu Xiang ...

  • danke für´s einstellen. war aufschlussreich. in einem punkt allerdings irrt er gewaltig (behaupte ich einfach mal, aber dass muss man abwarten). denn seine aussage

    "Ich denke, dass die »Documentary Photography« ausstirbt"

    mag jetzt stimmen. aber auch nur tendenziell. denn die alten helden wie evans, sander oder frank werden ja nach wie vor sehr häufig ausgestellt. prominenter/erfolgreicher sogar als die ganzen digitalen fotografen der letzten jahre? die fast alljährlichen notorischen diskussionen um die glaubwürdigkeit, die "dokumentarische echtheit" der world-press-photo-preisträger wegen zu starker - die abgebildete "realität" im geringsten falle optisch gefälliger gestaltend, im schwersten sie verzerrend oder konterkarierend - photoshopperei zeigt ja, das es die "sehnsucht" nach dem echten gibt. und das die digitalfotografie da nicht unbedingt förderlich ist. man glaubt ihr einfach nicht. und zwar zu recht. zwar lassen sich auch analoge bilder so manipulieren. allerdings bedeutet das einen eminent höheren aufwand, der im tagesgeschäft kaum zu rechtfertigen sein dürfte.

    es hat schon immer auch das andere, ehemalige weiterhin gegeben, gegen den brutalen trend der mode. das gilt ja auch für die scheinbar seit jahren tote analoge s/w-landschaftsfotografie im großformat: mitglieder dieses forums hier sind ja schon der konkrete gegenbeweis. in den usa sieht das noch mal ganz anders aus. wolfgang riepl scheint stellenweise widerlegt zu sein. aber bei vielen kommunikationstechnologien scheint er recht zu haben, sonst gäbe es sie nicht nach wie vor (oder kehren sogar zurück).

    ich denke also das es in zukunft vielleicht genau aus diesem grund wieder mehr junge leute geben wird, die mit einer fm2 oder einer hassi losziehen und sich ihr bild von der welt machen. bewusst alle mängel der analogen fotografie akzeptierend um eben diesen einen vorteil - eine höhere glaubwürdigkeit - auf ihrer seite zu haben.

    im übrigen würde ich persönlich nie die digitale mit der analogen fotografie in dem sinne vergleichen, welche nun die "bessere" sei. für mich sind das zwei völlig verschiedene medien/kommunikationsmittel. deren wesentlicher unterschied nicht in einem voneinander unterscheidbaren ergebnis liegen muss (es aber ruhig darf, wenn es der zweck erfordert und soll, wenn es möglich ist), sondern in ihrem entstehungsprozess, ihrem anspruch an das eigene leistungsvermögen und in der persönlichkeit der sie benutzenden fotografen/künstler.

    sowie, und davon bin ich fest überzeugt: in ihrer archivfestigkeit und monetären wertstabiliät. ;)

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • »Ich denke, dass die »Documentary Photography« ausstirbt«

    mag jetzt stimmen. aber auch nur tendenziell. denn die alten helden wie evans, sander oder frank werden ja nach wie vor sehr häufig ausgestellt. ...

    Yu Xiangs Aussage ist durchaus provakativ (gemeint). Natürlich werden auch in 100 Jahren noch Bilder zur Dokumentation der Zeitgeschichte gemacht werden. Allerdings in einer ganz anderen Form, bzw. auf einer gänzlich anderen Basis.

    Bis vor kurzem existierte noch eine echte Gattung des Fotojournalismus mit seiner Ethik, seinem Anspruch und einem definierten technischen Level. Es gab eine Tradition wie, Fotolehre, Studium bei Rolf Nobel und dann zu einer Tageszeitung, Magazin ... Diese Biographie ist Geschichte.

    es hat schon immer auch das andere, ehemalige weiterhin gegeben, gegen den brutalen trend der mode. das gilt ja auch für die scheinbar seit jahren tote analoge s/w-landschaftsfotografie im großformat: mitglieder dieses forums hier sind ja schon der konkrete gegenbeweis. in den usa sieht das noch mal ganz anders aus. wolfgang riepl scheint stellenweise widerlegt zu sein. aber bei vielen kommunikationstechnologien scheint er recht zu haben, sonst gäbe es sie nicht nach wie vor (oder kehren sogar zurück).

    Nein, Riepl ist keineswegs widerlegt. Es geht ja um den »vollständigen Ersatz«. Die »Documentary Photography« stirbt zwar in ihrem bisherigen Selbstverständnis, aber die von mir erwähnten »Bürgerbilder« existieren ja – es wird ja dokumentiert.

    Man gehe mal auf einen Flohmarkt und schaue sich die alten Illustrierten wie Stern, Quick usw. der 70er und 80er an. Das waren auch damals nicht die »ausgemachten Künstlermagazine«, aber die Bilder da drin zeigen, was heute alles verloren gegangen ist. Dieser Qualitätsverlust ist nicht ueberall gleich schlimm, aber der Trend ist klar.

    Extrembeispiel ist für mich ein deutscher Verlag, der meist in der IT unterwegs ist, aber auch ein eigenes Fotomagazin herausgibt. Die Redakteure füllen den Online-Auftritt mit Handygeknipse unterster Kanone. Die Idee, dass man einen Fotografen zu einem Event mitgesendet, wird, so wie das im Zeitalter der »Documentary Photography« usus war, wahrscheinlich nicht mal mehr gedacht. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Die Bilderstrecke wird geklickt – Bild by Bild – ordentlich mit Werbung gespickt. In dieser Umwelt hat der Fotojournalismus nicht den Hauch einer Chance.

    Nach Riepl ist diese Form der Bebilderung das Echo des alten Mediums.

    Ich denke also das es in zukunft vielleicht genau aus diesem grund wieder mehr junge leute geben wird, die mit einer fm2 oder einer hassi losziehen und sich ihr bild von der welt machen. bewusst alle mängel der analogen fotografie akzeptierend um eben diesen einen vorteil - eine höhere glaubwürdigkeit - auf ihrer seite zu haben.

    im übrigen würde ich persönlich nie die digitale mit der analogen fotografie in dem sinne vergleichen, welche nun die »bessere« sei. für mich sind das zwei völlig verschiedene medien/kommunikationsmittel. deren wesentlicher unterschied nicht in einem voneinander unterscheidbaren ergebnis liegen muss (es aber ruhig darf, wenn es der zweck erfordert und soll, wenn es möglich ist), sondern in ihrem entstehungsprozess, ihrem anspruch an das eigene leistungsvermögen und in der persönlichkeit der sie benutzenden fotografen/künstler.

    Ja, ich denke auch, dass dieser Vergleich »Analog vs Digital« hinkt. Daher nehme ich im Artikel das »Analog« als eine Metapher daher. Zumal sowohl »Analog«, als auch »Digital« ja nie wirklich stimmen. Ein gedrucktes Digitalbild ist ganz schön analog ... und ein analoges Bild im Internet kommt eben auch in Bits&Bytes daher. Diese Unterscheidung ist eher hinderlich. Es geht um das Konzept.

    Den jungen Leuten geht es – auch mit der Wahl analoger Werkzeuge – vor allem um die Rückerlangung beschriebener Freiheitsgrade. Die älteren Semester haben sich ohne Not dieser Freiheitsgrade entledigt. Z.T. mit ganz abstrusen Begründungen. Die müssen sich jetzt sich selbst gegenueber ständig rechtfertigen ... ;)

    Die junge Generation sieht jedoch, dass sie betrogen wurde – und beginnt zu korrigieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Emanzipation der Fotografen, der Fotografie - insbesondere in der Form der »Contemporary Photography« , zu neuen Höhen verhelfen wird.

    http://solarphoto.org/c1forum/ftp/UAO-Magazine.pdf
    [Blockierte Grafik: http://solarphoto.org/c1forum/ftp/UAO-Magazine_Page_01-s.jpg]

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    "Perfection is finally attained not when there is no longer anything to add, but when there is no longer anything to take away." - Antoine de Saint-Exupéry

  • Ja, ich denke auch, dass dieser Vergleich »Analog vs Digital« hinkt.


    Für mich hinkt das schon insofern, weil ich nicht mit "analoger" Fotografie aufgewachsen bin - die gab es damals einfach nicht.
    Man hat schlicht mit Film geknipst.

    Warum also noch immer diese Pseudo-Gegenüberstellung "analog" gegen das "Digital"?
    Wer den Film wieder stark machen möchte, sollte ihn auch beim Namen benennen, nicht begrifflich abwerten oder zumindest kurzhalten.

    Was mich im Allgemeinen stört, ist das Überstülpen von Begrifflichkeiten, wie z.B. auch dieses "Renaissance".
    Film,Papier, waren doch nie weg ?
    Film wird nicht wiederentdeckt, weil man das damals nam und irgendwo seinen Reiz hat - Film gibt es ununterbrochen, weil Einiges dafür spricht.

    Das hat seine Gründe, und die sollte man heute auch besser vermitteln, wie ich finde.
    "Renaissance" klingt mir etwas wie Kramen im Mülleimer, und was man da rauskramt, schmeißt mal nach dreimaligem Angucken auch gern wieder rein.
    Statt einen Hype zu kreieren - lieber die Beständigkeit festigen.
    Und das fängt beim Sprachgebrauch an.

    Man darf übrigens auch ruhig erwähnen, dass meinesgleichen nie aufhörte, mit Film zu knipsen :)
    "Renaissance" gehört also ebenfalls mal überdacht, hierzu lohnte sich vielleicht mal ein Interview mit alteingesessenen Filmproduzenten, die ja fernab jeder Renaissance nie mit der Produktion aufhörten..

    Der Begriff "Chamonix" wird mir übrigens hier im Forum inzwischen auch auffällig oft übergestülpt :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Für mich hinkt das schon insofern, weil ich nicht mit »analoger« Fotografie aufgewachsen bin - die gab es damals einfach nicht.
    Man hat schlicht mit Film geknipst.

    Fotografiert, hoffe ich und nicht geknipst oder – Gott bewahre! – geshootet? :D

    Was mich im Allgemeinen stört, ist das Überstülpen von Begrifflichkeiten, wie z.B. auch dieses »Renaissance«.
    Film,Papier, waren doch nie weg ?
    Film wird nicht wiederentdeckt, weil man das damals nam und irgendwo seinen Reiz hat - Film gibt es ununterbrochen, weil Einiges dafür spricht.


    Das hat seine Gründe, und die sollte man heute auch besser vermitteln, wie ich finde.
    »Renaissance« klingt mir etwas wie Kramen im Mülleimer, und was man da rauskramt, schmeißt mal nach dreimaligem Angucken auch gern wieder rein.
    Statt einen Hype zu kreieren - lieber die Beständigkeit festigen.
    Und das fängt beim Sprachgebrauch an.

    Ich lebe seit über 12 Jahren nicht in DE und merke, wie mein Deutsch langsam Karies bekommt. Entsprechend beschäftige ich mich seit einiger Zeit viel intensiver mit Sprache. Und ja, Menschen neigen dazu, Phänomenen, die sie noch nicht ganz durchblickt haben, trotzdem schon mal einen Begriff zuzuordnen. Das geht oft gut, manchmal nicht. Daran kann man sich zwar reiben, aber es macht z.B. das Artikelschreiben deutlich einfacher.

    Was den Begriff Renaissance betrifft, der wurde tatsächlich erst 400 Jahre NACH der Renaissance geprägt. Da Vinci & Co. haben sich nicht als Renaissancekünstler - oder gar Wiedergeborene – begriffen. Sie haben lediglich einen Faden aufgenommen und weiterentwickelt, der durch das »Dunkle Zeitalter«(*) verloren gegangen war. Heute steht der Begriff für die Überwindung kolossaler Dumpfbackigkeit. Ist also durchaus positiv besetzt. Ich würde den Begriff nie mit Recycling gleichsetzen.

    Ob der Begriff nun Bestand haben wird oder man in 400 Jahren irgendwas anderes erfindet, ist letztlich wumpe. Tatsache ist ja, dass die Digitaltechnik die Filmfotografie heftig gewürgt hat. Nun kommt sie – anders als zuvor – zurück, und erobert sich hoffentlich einen komfortablen und dauerhaften Platz.

    Der Begriff »Chamonix« wird mir übrigens hier im Forum inzwischen auch auffällig oft übergestülpt :)

    Hier muss ich mal einen kurzen Disclaimer einschieben: Ich werde weder von Chamonix, noch von Jobo bezahlt. Der Artikel ist ein Derivat eines anderen Artikels, den ich für eine chin. Zeitschrift geschrieben habe. Die haben mich auch bezahlt. Dies hier ist also eher eine kostenlose Zweitverwertung ... oder so.

    (*) »Digital Photography – The Dark Ages« wär auch mal ein schöner Titel für einen Artikel 8)

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  • Hallo,

    Als Journalist glaube ich nicht, dass die qualitativ hochwertige Reportage- oder auch die Dokumentationsfotografie aussterben wird.

    Ich denke, dass zumindest die Tageszeitungen die Herausforderungen durch das Internet komplett verschlafen haben und nun in Panik alles Mögliche versuchen, um konkurrieren zu können.
    Viele befinden sich halt immer noch in einer Selbstsfindungsphase und wissen nicht, wohin die Reise gehen soll. Also streichen sie erst einmal das Personal zusammen, entlassen Fotografen und Redakteure und kaufen billige Fotos ein. Mit anderen Worten: Sie machen alles falsch, was nur geht, und erkennen nicht, dass gute Mitarbeiter ihr eigentliches Kapital sind und Qualität, Recherche und Exklusivität die Zukunft. Mit Blogs und Co. werden sie nie konkurrieren können, so sehr sie das auch versuchen.
    Kürzlich fragte mich ein junger Redakteur einer großen deutschen Tageszeitung ganz verdutzt, warum meine Fotos denn nicht gratis seien.
    Ich denke, das derartige Auswüchse einfach eine Übergangsphase sind, die zwar eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellen, aber die Qualität wird eine Zukunft haben. Und der Film sowieso. Ganz sicher!

    Grüße Schwarzweißseher

    2 Mal editiert, zuletzt von Schwarzweißseher (21. Juni 2017 um 21:14)

  • Nochmal hallo,

    Vielleicht noch ein Nachtrag:
    Ich denke, die Digitalfotografie hat auch für die Analogfotografie einige Vorteile gebracht, und zwar dergestalt, dass sie zum einen - wie auch im Interview ja angesprochen - der Analogfotografie in der Kunst noch mehr Akzeptanz gebracht hat.
    Zum anderen sind die jungen Leute, die digital aufgewachsen sind, nicht durch den Film "vorbelastet", sondern prinzipiell genauso offen für den Film wie für alle anderen alternativen fotografischen Verfahren.
    Dank der schnellen Digitalfotografie und dem ganzen Vollautomatikgeknipse ist die klassische Analogfotografie auch befreit worden von dem ständigen Immer-noch-schneller-sein-müssen. Man kann sich nun wieder auf das bewusste Gestalten konzentrieren. Ohne Digitalfotografie hätte sich diese Erkenntnis vielleicht nicht so schnell durchgesetzt.

    Grüße Schwarweißseher

  • Hallo,

    Als Journalist glaube ich nicht, dass die qualitativ hochwertige Reportage- oder auch die Dokumentationsfotografie aussterben wird.

    Ich denke, dass zumindest die Tageszeitungen die Herausforderungen durch das Internet komplett verschlafen haben und nun in Panik alles Mögliche versuchen, um konkurrieren zu können.
    Viele befinden sich halt immer noch in einer Selbstsfindungsphase und wissen nicht, wohin die Reise gehen soll. Also streichen sie erst einmal das Personal zusammen, entlassen Fotografen und Redakteure und kaufen billige Fotos ein. Mit anderen Worten: Sie machen alles falsch, was nur geht, und erkennen nicht, dass gute Mitarbeiter ihr eigentliches Kapital sind und Qualität, Recherche und Exklusivität die Zukunft. Mit Blogs und Co. werden sie nie konkurrieren können, so sehr sie das auch versuchen.
    Kürzlich fragte mich ein junger Redakteur einer großen deutschen Tageszeitung ganz verdutzt, warum meine Fotos denn nicht gratis seien.
    Ich denke, das derartige Auswüchse einfach eine Übergangsphase sind, die zwar eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellen, aber die Qualität wird eine Zukunft haben. Und der Film sowieso. Ganz sicher!

    Grüße Schwarzweißseher


    kann deine worte aus eigener Erfahrung zu 100% bestätigen.

    leider.

    ;)

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  • Nochmal hallo,

    Vielleicht noch ein Nachtrag:
    Ich denke, die Digitalfotografie hat auch für die Analogfotografie einige Vorteile gebracht, und zwar dergestalt, dass sie zum einen - wie auch im Interview ja angesprochen - der Analogfotografie in der Kunst noch mehr Akzeptanz gebracht hat.
    Zum anderen sind die jungen Leute, die digital aufgewachsen sind, nicht durch den Film "vorbelastet", sondern prinzipiell genauso offen für den Film wie für alle anderen alternativen fotografischen Verfahren.
    Dank der schnellen Digitalfotografie und dem ganzen Vollautomatikgeknipse ist die klassische Analogfotografie auch befreit worden von dem ständigen Immer-noch-schneller-sein-müssen. Man kann sich nun wieder auf das bewusste Gestalten konzentrieren. Ohne Digitalfotografie hätte sich diese Erkenntnis vielleicht nicht so schnell durchgesetzt.

    Grüße Schwarweißseher


    zustimmung: analoge profitieren von digitaltechnik je bereits aufgrund der existenz von z.b. scannern. sonst könnten wir uns hier ja nicht gegenseitig unsere analogaufnahmen zur konstruktiven kritik um die ohren hauen. und für einige bilden die einnahmen aufgrund der digitalen arbeit erst die materielle basis für ihre eigentliche - analoge -berufung.

    kleiner einspruch bei "kann sich nun wieder auf das bewusste Gestalten konzentrieren": liest sich so, als ob nun die digitalen komplett die produktion des schrotts übernommen hätten, den früher die analogen verzapft hätten. weil es digital schneller geht. manchmal (häufig?) ist das so, ja. die meisten - digital erstellten - fotos sind ästhetisch genauso überflüssig wie früher die meisten analogen. aber es gibt auch gute - digital arbeitende - fotografen die bewusst gestalten.

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  • Hallo,

    So war das nicht gemeint. Selbstverständlich gibt es sehr gute Digitalbilder, die auch bewusst und gut gestaltet sind, sowie auch haufenweise Analogschrott, klar.
    Mir ging es um den Zeit- und Erfolgsdruck, der jetzt beim Analogen vielleicht nicht mehr so da ist wie vor dem Digitalen.
    Digital ist einfach schneller und im (Berufs-)Alltag oft auch einfach praktisch oder auch sogar gewünscht - eben alltäglich.
    Das Analoge ist das Besondere geworden, das Außergewöhnliche, eben das Nichtalltägliche, das eine bewusste Hinwendung erfordert, eben weil es gerade nicht sowieso gerade da ist.

    Grüße Schwarzweißseher

  • Was den Begriff Renaissance betrifft, der wurde tatsächlich erst 400 Jahre NACH der Renaissance geprägt.

    Ja, logisch.
    Renaissnance heisst Wiedergeburt.
    Und die sehe ich eben nicht.

    Ob der Begriff nun Bestand haben wird oder man in 400 Jahren irgendwas anderes erfindet, ist letztlich wumpe.


    Da Du die Begriffe als Journalist massenwirksam prägst, oder zumindest wumpemässig weitergebrauchst, würde ich hiermit gerne an Deine Zunft appellieren.
    Mit "daran reiben" hat das weniger zu tun, aber filmbasierte Fotografie war nie so schlecht, oder unpraktisch, oder was auch immer, wie es von Anbeginn gepredigt wurde; im Gegenteil war und ist der Film so "gut", dass er sich trotz des von Dir erwähnten digitalen Würgegriffes ( ich nenne es versuchter Meuchelmord :-)) durchgehend behaupten konnte.

    Wenn man genau hinschaut, sind neben der deutschen Agfa, und die Gründe für deren Untergang sind eher unrühmlich, eigentlich alle prädigitalen Filmhersteller noch am Start.
    Na gut, Fotokemika ist angeblich explodiert, und Kodak hat schon vor 10 Jahren halbe Städte große Produktionsanlagen eingestampft.
    Aber alles wurschtelt weiter.
    Obwohl seit 20 Jahren gar keine Kameras , GF aussen vor mehr gebaut werden!
    Komisch..

    Nun will es mir halt nicht recht in den Kopf, warum der Film tot gewesen sein, und nun plötzlich wiedergeboren werden soll -
    die Geschichte stimmt so einfach nicht.

    Ich denke, jenen Leuten, die gar nicht wissen dass es noch Film gibt, und den Anderen natürlich auch, darf und sollte man vermitteln, dass die nichtdigitale Fotografie seit über 150 Jahren durchgehend Bestand hat, und der Film da schon seit runden 100 Jahren am Ball ist, was wiederum einen enormen Grad an technischer Reife bedeutet.
    Sich andererseits mit zeitgenössischen Bedürfnissen und Entwicklungen auseinanderzusetzen,fand ich ganz schön pfiffig von Mr. Xiang :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Hallo,

    Ritchie, da das eines meiner Lieblingsthemen ist und ich ja auch Journalist bin, gebe ich hier mal meinen Senf dazu ab.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Tageszeitungsredakteure glauben, die Leser interessierten sich mehr für die neue Frisur von Justin Bieber (frag mich bitte nicht, wer das ist) als für analoge Fotografie. Selbst diejenigen, die das ganz spannend finden - also die analoge Fotografie, nicht die Frisur - tun sich schwer mit dem Gedanken, dass die analoge Fotografie nicht tot ist, nicht tot war und auch nie tot sein wird.
    Meiner Meinung nach ist der ganze digitale Hype genau das: ein Hype, eine künstlich geschaffene Aufregung, um die Verkäufe anzukurbeln.
    Nichts gegen die digitale Fotografie, aber diese allumfassenden Lobgesänge auf Kosten der analogen Fotografie, sind meiner Meinung nach nur eine Marketingstrategie, die ja bei der Masse auch aufgeht. Und sie hat ja für Otto Normalknipser, aber eben auch für Berufsfotografen viele Vorteile. Wie gesagt: Nichts gegen die digitale Fotografie.
    Wenn überhaupt mal eine normale Tageszeitung über analoge Fototechnik berichtet, dann doch nur, weil es ja so "witzig" ist, dass in digitalen Zeiten eine Firma wie Impossible Project wieder Sofortbilder herststellt oder Kodak einen analogen Film für Super-8 rausbringt.
    Aber sei beruhigt: Das geht nicht nur bei der analogen Fotografie so, das ist auch in vielen anderen Bereichen so. Das Dschungelcamp ist in den Köpfen vieler Medienmacher halt leider "hipper" als die analoge Fotografie.

    Grüße Schwarzweißseher

  • Nochmal hallo,

    Noch ein Nachtrag:
    In den Redaktionen findet gerade ein Generationenwechsel bisher nicht gekannten Ausmaßes statt. Viele altgediente, erfahrene Journalisten und Fotografen wurden rausgeworfen bzw. in den Vorruhestand gedrängt, weil junge Leute billiger sind. (Noch billiger ist es freilich, den Posten gar nicht erst neu zu besetzen, was leider auch häufig vorkommt.)
    Aber gerade diese jungen Leute sind mit der digitalen Fotografie ganz selbstverständlich aufgewachsen, die kennen die analoge Fotografie höchstens noch aus Opas Erzählungen und vielleicht noch aus seiner Vitrine. Natürlich ist für die dann alles Analoge eine "Wiedergeburt", die empfinden das wirklich so.
    Und viele junge Leute interessieren sich auch lieber für andere modernere Themen, wie Handys und Apps, Videospiele und Kram, als für analoge Fotografie. Aber davon sind auch andere betroffen, etwa Modelleisenbahner, Briefmarkensammler, Aquarianer und Co. Sowas ist im Moment bei den (jungen) Leuten eben nicht angesagt. Andererseits sieht man etwa bei den mechanischen Armbanduhren oder auch Plattenspielern doch sehr schön, wie sich das Blatt auch wieder wenden kann.

    Grüße Schwarzweißseher

  • ein großes (wenn auch bei versierten informationssuchenden eher selten genutztes) deutsches nachrichtenportal (mit einem amerikanischen software/betriebssystemverkaufenden softwaregiganten im rücken, der seit jahren milliardengewinne erwirtschaftet) schließt seine deutsche redaktion in münchen (und die redaktionen weiterer mindestens 10 mitteleuropäischer länder in deren heimat) und bündelt ab august alles in berlin. wobei anzumerken wäre, das fast alle dieser deutschen redakteure ohnehin schon immer (viele davon viele jahre lang) nur leiharbeiter/arbeitnehmerüberlassungsangestellte waren. diese werden jetzt in berlin von jungredakteuren ersetzt.

    ich bin seit 1992 in dieser branche tätig. damals gab es noch politik-, wirtschafts-, sportredakteure. meinetwegen auch unterhaltungsredakteure. aber was genau ein "JUNG"-redakteur ist, konnte mir noch niemand erklären. außer das der terminus den umstand verschleiern soll, das massiv löhne und gehälter gedrückt werden sollen (gern auch mit verlagseigenen leiharbeitsfirmen).

    aber es wird noch krasser: die entwicklung geht konsequent richtung geht roboterjournalismus. in spätestens 10 jahren wird geschätzt 90% von allem was man dann als text irgendwo lesen kann - egal ob analoges (also print) oder digitales endgerät - von automaten "geschrieben" sein. und auch die kuratierung wird automatisiert userbasierten interessen folgen.

    so lange die meisten medienunternehmen versuchen sich ihr wirtschaftliches überleben dadurch zu sichern, dass sie kostenmindernd arbeiten statt zu versuchen neue erlöse zu erwirtschaften, wird das so weitergehen. man darf sich aber auch nicht wundern:

    wenn leute bereit sind, gern und freiwillig 3,50 € für eine ökologisch fragwürdige tasse kaffee in einem pappbecher auszugeben (einem "genuss", der nach 5 minuten vorbei ist), gleichzeitig aber an den 2,50 oder 3 euro für eine tageszeitung rummeckern, darf man erhebliche zweifel an der sogenannten intelligenz der menschheit haben.

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  • Hallo,

    Beim "Roboterjournalismus" habe ich einen kleinen Einspruch:
    Den wird es sicherlich geben, bzw. gibt es ja sogar schon, aber ich denke, einen richtig guten Text bekommt ein Roboter auf absehbare Zeit ebensowenig hin wie der "intelligente Vollautomatikmodus" einer Digitalkamera automatisch ein gutes "intelligentes" Bild liefert.
    Projekte wie "Suite101" haben das glaube ich ganz gut gezeigt, dass es so einfach dann doch nicht ist und nicht jeder gelangweilte Teenager von zu Hause aus mal eben schnell einen besseren Text schreibt als ein gelernter Redakteur, der das schon jahrelang professionell macht.
    Beim Fotografieren kommt sicherlich noch hinzu, dass die technische Seite einfacher geworden ist, und zwar nicht erst durch die Digitalfotografie, sondern auch schon dank Autofokus, Motivprogrammen etc. und beim einfachen Auslösen meist irgendwie schon ein erkennbares Foto ausgespuckt wird, was z.B. noch in den 50er Jahren ohne eingebaute Helferlein wie etwa einen Belichtungsmesser nicht ganz so gut geklappt hat : )
    Wenn nun auch noch Leute, die entweder keine Ahnung von der Materie haben oder aber sich kaputtsparen wollen, im schlimmsten Fall sogar beides, derartige Bilder und Texte ins Blatt heben, tja, dann kann da eben nichts Vernünftiges herauskommen. Das sehen wir ja gerade überall, wie selbst Zeitungen und Zeitschriften, die sich über Generationen hinweg einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben, jetzt auf diese Art mal eben schnell runtergewirtschaftet werden und ihr Renomee nachhaltig verspielen.
    Also mit anderen Worten: Wer den Roboterjournalismus zulässt oder sogar will, der darf sich nachher nicht wundern, dass heute sogar schon Wissenschaftler demonstrieren gehen müssen, weil die Leute nicht mehr unterscheiden können zwischen seriöser Information, Werbung oder sogar gezielten Fake-News. Denn wer erklärt einem schon den Unterschied, wenn heute sogar den seriösen Tageszeitungen Justin Biebers Frisur wichtiger ist als etwa Klimawandel, Artensterben, Meeresvermüllung und Co.

    Grüße Schwarzweißseher

  • Hallo,

    Beim "Roboterjournalismus" habe ich einen kleinen Einspruch:
    Den wird es sicherlich geben, bzw. gibt es ja sogar schon, aber ich denke, einen richtig guten Text bekommt ein Roboter auf absehbare Zeit ebensowenig hin wie der "intelligente Vollautomatikmodus" einer Digitalkamera automatisch ein gutes "intelligentes" Bild liefert.
    Projekte wie "Suite101" haben das glaube ich ganz gut gezeigt, dass es so einfach dann doch nicht ist und nicht jeder gelangweilte Teenager von zu Hause aus mal eben schnell einen besseren Text schreibt als ein gelernter Redakteur, der das schon jahrelang professionell macht.
    Beim Fotografieren kommt sicherlich noch hinzu, dass die technische Seite einfacher geworden ist, und zwar nicht erst durch die Digitalfotografie, sondern auch schon dank Autofokus, Motivprogrammen etc. und beim einfachen Auslösen meist irgendwie schon ein erkennbares Foto ausgespuckt wird, was z.B. noch in den 50er Jahren ohne eingebaute Helferlein wie etwa einen Belichtungsmesser nicht ganz so gut geklappt hat : )
    Wenn nun auch noch Leute, die entweder keine Ahnung von der Materie haben oder aber sich kaputtsparen wollen, im schlimmsten Fall sogar beides, derartige Bilder und Texte ins Blatt heben, tja, dann kann da eben nichts Vernünftiges herauskommen. Das sehen wir ja gerade überall, wie selbst Zeitungen und Zeitschriften, die sich über Generationen hinweg einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben, jetzt auf diese Art mal eben schnell runtergewirtschaftet werden und ihr Renomee nachhaltig verspielen.
    Also mit anderen Worten: Wer den Roboterjournalismus zulässt oder sogar will, der darf sich nachher nicht wundern, dass heute sogar schon Wissenschaftler demonstrieren gehen müssen, weil die Leute nicht mehr unterscheiden können zwischen seriöser Information, Werbung oder sogar gezielten Fake-News. Denn wer erklärt einem schon den Unterschied, wenn heute sogar den seriösen Tageszeitungen Justin Biebers Frisur wichtiger ist als etwa Klimawandel, Artensterben, Meeresvermüllung und Co.

    Grüße Schwarzweißseher

    du hast absolut recht: diese Roboter können einiges nicht so gut wie menschen (noch nicht?). das Problem aber ist: vielen "usern" reicht das, WAS sie können vollkommen aus! kurze textnachrichten erstellen, voll mit Infos, frei von allem subjektiven. die pure Nachricht. bei finanzportalen ist das schon gang und gebe und macht den Großteil der Infos aus. es gibt mittlerweile vollautomatisierte, mit sportdatenbanken vernetzt arbeitende live-ticker für fußballspiele in denen alles drinsteht, was man braucht. nur die persönliche note fehlt halt.

    und genau da sehe ich für die nächsten jahre auch noch die einzige Chance für "humanoiden" Journalismus: in der recherche, dem meinungsartikel, dem einordnenden Kommentar. und vielleicht noch im Agenda-Setting/framing.

    und ja du hast auch mit der 2.hälfte deines beitrages völlig recht! leider nützt das aber nicht viel ;) denn es passiert. überall. weltweit. immer häufiger. und der übergroßen mehrheit ist es komplett egal. und diejenigen die sich daran stören, haben entweder bereits resigniert aufgegeben oder reiben sich auf ihren "orchideeninseln" auf.

    sysiphos lässt grüßen.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
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  • Zitat von schwarzweißseher

    Als Journalist glaube ich nicht, dass die qualitativ hochwertige Reportage- oder auch die Dokumentationsfotografie aussterben wird.


    Es geht eher nicht darum, dass die einzelne Reportage ausstirbt, sondern gemeint ist die Agonie des Fotojournalismus als Zunft. Natürlich werden auch in der Zukunft sensationelle, phantastische oder wunderschöne Reportagen gemacht werden. Aber dies wird in Zukunft nicht mehr bei Süddeutsche, Spiegel oder der HAZ stattfinden – schon gar nicht mit »richtigen« Fotojournalisten(*).

    Ich sehe da draußen Magazine wie »Brand Eins«, die sich schon eine ganze Weile erfolgreich schlagen. Sorgfältige Bilderwahl, schönes Layout ... und das in einem Wirtschaftsmagazin! Neben mir liegt gerade die aktuelle »LFI«. Da drin eine Reportage von Florian Bachmeier über China oder Frederico Rios Escobar über die FARC. Das sind im besten Sinne gesellschaftskritisch-aktuelle fotojournalistische Arbeiten ... und das in einem Fotomagazin! Oder man schlage eine beliebige »National Geographic« auf: Grandioser Fotojournalismus – und das in einer Vereinszeitschrift! 8) Btw, ich kann mir vorstellen, dass alle drei genannten Medien auch mit Analog oder gar GF zurechtkommen würden ...

    Was all diesen Beispielen gemeinsam ist, dass die Erschaffer nicht unter dem extremen Zeitdiktat - mit Liveticker& Co. - leiden müssen. Auch finanziell lassen sich diese Magazine nicht lumpen. Zeit & Geld sind die wesentlichen Determinanten in einer kapitalistischen Welt. Deren Mangel tötet lang- oder gar mittelfristig Qualität, Originalität, Kreativität ... Und mal am eigenen Bart gezupft: Wir haben in das Lied »Schneller, Höher, Weiter« der Digitaltechnik gerne eingestimmt – damals. (Ich habe in meiner Einstandsvorstellung ja auch angedeutet, mit welchem Impact.)

    Zum Zeit/Geld-Quotienten: Schau ich in meinen Terminkalender für 2017, dann sind da an größeren rein fotojournalistischen Projekten (>1 Woche), nur drei Aufträge mit insgesamt 9 Mannwochen. Dazu kommen non-fotojournalistische Assignments von zwei PR-Agenturen (DE, US/UK) im Bereich Travel/Livestyle. Der Rest sind die obligatorischen 2-3-Tage Jobs (ein bisschen Fotojournalismus dabei) und natürlich die Produktfotografie für Alibabakunden. Zwar verdiene ich am Ende des Jahres deutlich mehr, als noch vor 10 Jahren, aber eben nicht länger im Fotojournalismus. Ich bin sicher nicht repräsentativ, möchte jedoch jede Wette eingehen, dass manche Fotojournalisten jetzt heftig mit dem Kopf nicken ...

    Keineswegs paradox ist dabei, dass ich mit der finanziellen Absicherung durch Werbung&PR nun auch meine eigenen Projekte relativ entspannt angehen kann. Und die sind keineswegs reiner Fotojournalismus, sondern ich versuche, meine eigene Verbindung von »Contemporary& Documentary« zu finden.

    Ein letztes Wort zu Online: Die Haptik von Papier ist zweifellos nicht zu ersetzen. Aber Online hat seine ganz eigenen Vorzüge, die Papier nicht hat. Es ist m.E. falsch, »guten Fotojournalismus« automatisch mit Papier zu assoziieren. Leider haben die meisten (alten) Verlage das noch nicht gerafft. Beides sind völlig unterschiedliche Medien. Ich bin fest davon überzeugt, dass es in Zukunft auch fotografisch hochwertige Onlinemagazine geben wird. Gefunden hab ich da leider noch nicht sooo viel ...

    Sven

    (*) Wobei die Definition etwas fischig ist. Nach R.Nobel ist das ein journalistisch arbeitender Fotograf, der u.U. einen Schreibkollegen dabei hat. Häufig ist damit aber der schreibende und fotografierende Journalist gemeint. Ich tendiere zur zweiten Variante.

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    "Perfection is finally attained not when there is no longer anything to add, but when there is no longer anything to take away." - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hallo,

    Ich denke, in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich ohnehin sehr viel auf dem Medienmarkt getan, auch Print, und auch in der Fotografie. Wenn ich mir so die Geos und die Sterne aus den 1980ern anschaue, owei, da hat sich einiges getan, und ich meine owei.
    Andererseits sind seit damals aberwitzig viele neue Zeitschriften auf den Markt gekommen und einige davon sind richtig (!) gut.
    Du hast ja selbst einige Magazine genannt, die guten Journalismus machen, auch heute noch und auch print.

    Ein großes Problem ist natürlich - und da gebe ich dir 100prozentig Recht - dass Fotos heute oft einfach fertig von Agenturen eingekauft werden und Fotografen gar nicht erst mehr mit einem Auftrag losgeschickt werden. Aber selbst da bin ich optimistisch. Wer sich von anderen erfolgreich absetzen will, der kann auf Dauer so nicht arbeiten. Das merken irgendwann auch die Leser und bleiben weg, siehe Stern und Focus. Von daher glaube ich auch nicht an eine Agonie des Fotojournalismus'. Ich glaube, wir sind z.Zt. halt immer noch in einer ganz blöden Übergangsphase, aber es wird wieder besser, eben auch weil Internet und Print zwei unterschiedliche Sachen sind, was eben viele Medienmacher noch nicht wahr haben wollen oder noch nicht erkannt haben - da bin ich ebenfalls bei dir.

    Noch ein letztes Wort zu den hochwertigen Online-Magazinen: Ich denke, da ist Google das größte Problem, weil Google eben gerade nicht die außergewöhnlichen Sachen zeigt, sondern eben nur die, die ohnehin am meisten geklickt werden. Man findet die guten Sachen halt nicht so leicht, zumindest nicht durch Google.

    Noch ein Nachtrag: Mit der Auswirkung von Zeit- und Gelddruck auf Kreativität und Qualität bin ich natürlich ebenfalls bei dir. Ich selbst habe allerdings nie das »Schneller, Höher, Weiter« der Fototechnik bejubelt. Von mir aus, könnten wir auch heute noch ruhig alle auf Nassplatten fotografieren : )

    Grüße Schwarzweißseher

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