Makro bzw. Mikro

  • Thomas hat es ja absolut richtig erklärt.

    Daher nur ein Nachsatz von mir:
    Mikrofotografie soll laut Zeiss und Leitz bei 50:1 beginnen, also aufnahmen durch das Mikroskop. Alles andere nennen sie noch Makrofotografie.
    Ich sehe das aber skeptisch. Einer meiner Professoren hatte sich auf Gräser spezialisiert und die Fruchtstände im Maßstab 25:1 aufgenommen.
    Wie hat er (mir 2 Balgengeräten und Lupenobjektiv) fotografiert?

    - In der Uni an seinem Labortisch, beginnend um 2 Uhr morgens, wenn die Klimaanlage des Instituts ausgeschaltet war. Vorher hatte er nur verwackelte Aufnahmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Aufnahmen über 10:1 für einen Laien (also auch in diesem Falle für mich) kaum realisierbar sind.

    Versucht habe ich es trotzdem. Der einzig gängige Weg war, senkrecht nach unten unter Verwendung des Linhof Studiomatic-II Stativs zu arbeiten. Unseres ist so umgebaut, daß Auch die Höhenverstellung mittels Feintrieben vorgenommen werden kann. Die horizontale Achse läuft eh schon über viele sehe genaue Kugellager. Trotzdem ist das Finden der optimalen Schärfe ein Geduldsspiel.

    Wir haben sehr viel höchstwertigsten Schmuck fotografiert. Dabei aber immer auf die Abbildung im Endformat geachtet und die Kamera grundsätzlich auf den Maßstab 1:2 eingestellt. Da mussen die Leute in der Klischeeanstalt die Dias nur noch 100% vergrößern. Stärken hatten wir es uns nie getraut.

    Gruß
    Winfried

  • Hallo Ritchie,

    so spektakulär sind die Dinge ja auch nicht. Heute zielt die Fotografie in der öffentlichen Wahrnehmung auf den Einsatz spektakulärer Technik ab, die, wie selbverständlich, von der Industrie geliefert werden kann. Es gibt also in größeren Einheiten produzierbare Lösungen, für die Kunden mit ihrem scheinbaren Nutzen begeistert werden müssen. Dazu dienen die teuer zu bezahlenden gedruckten Industrie-Kataloge wie Klofoto mit ihren unendlichen "Testergebnissen" und Medien im Internet. Alles, was sich nicht in Massen vermarkten und dabei dennoch meist sehr billig herstellen lässt, wird totgeschwiegen und / oder ist sehr schwer zu finden. Von diesen Industrie-Produkten ist oft auch die Qualität unterirdisch und für professionelle Verwendung ungeeignet. Amateure werden durch diese billigen (nicht mit preiswert zu verwechselnden) Produkte reihenweise durch Erreichen der Frustrations-Toleranzgrenze aus dem Rennen geworfen, Profis bauen dann meist gleich selber (bestes Beispiel: Stacking-Schlitten eines transkontinentalen Anbieters). Versuch doch mal, verlässliche Informationen zur Lichtschnitt-Fotografie zu bekommen... Früher hatte der Fotograf ein Problem zu lösen und musste sich dazu Gedanken machen, Informationen beschaffen und basteln. Das führte meist zu guten und überraschenden Lösungen, die jedoch nicht immer "tageslichttauglich" in ihrer Erscheinung, dafür aber sehr funktional waren. In fast allen erfolgreichen älteren Betrieben wurden viele Dinge angepasst und entworfen, eigene Verbesserungen "erfunden" und dann gelegentlich auch in kleineren oder größeren Stückzahlen gebaut und an Kollegen abgegeben (Beispiel der Greiner-Vorsatz für Portraitkameras (heute Kompendium) oder die einstellbaren Vignettiervorrichtungen, später von Herbst und Firl in Görlitz geliefert. Ich hatte an anderer Stelle auch schon mal angeführt, daß mein Großvater einen Konversographen gebaut hat: ein Mann, der mit dem Aufbau der Zentralen Kriminaltechnik der Volkspolizei in Berlin betraut war, kam mit Fotos von Geschossen als Abwicklung, die er auf einem Kongress in Amerika bekommen hatte. Mein Opa entwarf und baute ein funktionsfähiges Muster auf Basis einer Exakta Varex mit Balgennaheinstellgerät, verstellbarem Scannschlitz aus 2 geschwärzten Rasierklingen, einigen Schnurscheiben und einem ausgedienten Plattenspieler als Antrieb (Ja, fast wie bei den Olsenbanden-Filmen...), welches dann mit optimierter Ausführung in Berlin gebaut wurde und in alle Bezirksverwaltungen der Volkspolizei geliefert wurde. Oder unser Professor Heinz Föppel (Lehrstuhlleiter an der HGB in Leipzig und Fotografenmeister in Zeitz): er war ein großer Verehrer der Simultanaufnahmetechniken nach Prof. Kesting. Die notwendigen 2-3 Aufnahmen aud einer Platte / einem Film wurden nicht durch wildes Umherfahren der Kamera im Studio gemacht, sondern, um die Belastung für den Kunden möglichst gering zu halten, vom gleichen Standort aus mit 2-3 verschiedenen Objektivbrennweiten und nach einer vorgezeichneten Mattscheibe eingestellt und belichtet. Diese 3 Objektive befanden sich auf einer Objektivplatte, die nur auf 3 Positionen weitergeschoben werden musste und enthielten ein 42 cm Heliar, ein 30 cm Eurigon und ein 21 cm Tessar. Damit waren die Handhabungen sehr vereinfacht. Ein anderer, sehr früher Fotograf aus unserer Stadt, hat Bakterien fotografiert. Diese Fotos sind seinerzeit in einer Dissertation veröffentlicht worden und sind heute ein Forschungsthema an einer kanadischen Universität, da die Mikroskophersteller zu dieser Zeit eben noch nicht diese Qualität erreichen konnten... Und so haben Fotografen an allen Orten viele gute Lösungen gefunden, die jedoch meist nicht sonderlich bekannt geworden sind. Zur Fotografie gehörten immer auch Forscherdrang und ein tiefes technisch-naturwissenschaftliches Verständnis.
    Heute versucht die Industrie, uns zum Abnehmen ihrer Lösungen zu bewegen, damit wir damit lösbare Probleme finden...

    as Geheimnis dahinter scheint mir einzig die Brennweite: um die Kamera, also den Auszug, weitestgehend kurz zu halten, wird die Brennweite bei extremen Masstäben ebenfalls extrem kurz gehalten.
    Das wird deshalb funktionieren, weil sich bei diesen Masstäben auch der Bildkreis stark vergrössert.

    Es geht, richtig festgestellt, um die kurzen Brennweiten, die ja im vergrößernden Bereich einen größeren Bildkreisdurchmesser ausleuchten und um den der optischen Rechnung zugrundeliegenden Abbildungsmaßstab. Versuche es also erst einmal mit Vergrößerungs-Objektiven in Retrostellung und Metz-Blitzgeräten in sehr kleinen manuellen Stufen (wegen der kurzen Abbrennzeiten).

    VG Thomas

    Der Fotograf zum Maler: Geiles Bild - mit welchem Pinsel gemalt?

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas Kreil (20. Oktober 2016 um 10:37)

  • Hallo Wilfried,

    ja , ich kenne auch verschiedene Angaben für den Übergang von Makro zu Mikro. Ich maches es (wie einige andere auch) jedoch nicht sklavisch am Maßstab fest, sondern daran, ob mit einfachen oder zusammengesetzten optischen Systemen gearbeitet wird. Die Aufgabe der Schärfefindung, oft im 1/10-tel-mm-Bereich, ist schon sehr "tricky". Deshalb auch meine Aussage, daß ich oft senkrecht arbeite, dabei das Kamera-System an einem Studio-Stativ der von Dir beschriebenen Klasse befestige und ich das Objekt auf eine Platte lege, die in einer weiteren, ebenfalls mit Feintrieben ausgerüsteten, Standarte steckt und auf derselben oprischen Bank angeordnet ist. Damit schwingt zwar auch noch das ganze System, aber die Kamera mit Vorlage als Ganzes und somit ohne Relativbewegung. Die Sache mit dem Granittisch hatte ich auch schon einmal im Makro-Forum angesprochen. Mein manueller (Eigenbau-) Kameraschlitten auf Basis einer kugelumlaufgeführten Isel-Linearführung hat eine austauschbare Gewindespindel mit M 12 x 1 oder M 12 x 0,5. Mein großer (im Moment demontierter) automatisierter Stacking-Tisch hat eine Grundplatte von 250x500 mm bei einem Hub von 250 mm, 2 20-mm-Linearführungen, eine Gewindespindel M16x1 und einen ordentlichen Schrittmotor. Er trägt sorglos eine Sinar (als langes Balgengerät eingesetzt) u.a. Aufbauten. Der kleine hat einen Hub von 60 mm, auch kugelumlaufgeführte Linearführungen, einen Getriebe-Schrittmotor, der auf eine Gewindespindel M12x0,5 wirkt und dient vorrangig der Arbeit mit Mikroskopobjektiven. Die Ansteuerung erfolgt mittels Helicon Focus Remote. Bilder davon kann ich im Moment nicht machen, da die Alu-Teile glasgeperlt werden sollen um sie anschließend schwanz zu eloxieren. Aber da sind wir ja schon wieder beim basteln...

    VG Thomas

    Der Fotograf zum Maler: Geiles Bild - mit welchem Pinsel gemalt?

  • Ich würde hier gerne wieder auf die eigentliche Problemstellung eingehen.

    Hallo Kai,

    bei Deiner Aufgabenstellung (einen ca. 35mm großen Ring hochauflösend fotografieren für ein Poster mit 1,80 Seitenlänge) bringt Dir ein großes Filmformat nicht mehr Auflösung, höchstens schönere Tonwerte... Wenn Du Scheimpflügen möchtest, gibt es dafür entsprechende Makro-Balgengeräte mit Tilt-Funktion, die problemlos mit Kleinbild verwendet werden können.

    Die Auflösung wird in dieser Aufgabenstellung dadurch begrenzt, daß das Motiv sehr klein ist und doch schon eine gewisse räumliche Tiefe hat. Man muß also entweder ziemlich böse abblenden, was die Auflösung begrenzt (trotz Scheimpflug), oder man arbeitet mit dem "verhassten" Focus-Stacking. Damit kann man die Auflösung prinzipiell sehr extrem steigern.

    Wie auch immer: Wenn Du Dich aufs reine Scheimpflügen beschränken möchtest (also ohne Focus Stacking), ist es eigentlich fast egal ob Du digital (mit Tilt-Balgengerät) oder mit Großformat fotografierst. Die Auflösung wird hier nicht durch die Kamera begrenzt, sondern durch das Motiv.


    Wenn Du es wirklich ernst damit meinst, eine extreme Auflösung über KB-Niveau hinaus zu erreichen, kommt einiges an Arbeit auf Dich zu: Dann musst Du nämlich sowohl Focus-Stacking betreiben, als auch Stitching. Damit das sauber funktioniert, ist Focal Plane Stitching angesagt. Du kannst so extrem hochauflösende Bilder erzeugen. Es gibt Apparate, die das automatisch erledigen (also diese Kombination aus Stitching und Focus-Stacking), diese sind aber schweineteuer!

    Eine Alternative wäre, daß Du Dir ein hochauflösendes Scanback organisierst (ausleihen?). Damit hast Du dann auch eine höhere Auflösung als KB, und das ohne Stitching -- Focus Stacking brauchst Du dann aber trotzdem, sonst bringt Dir das rein gar nichts. Denn um die hohe Auflösung realisieren zu können, musst Du mit Blendenzahlen fotografieren, die dann zwingend Focus Stacking erfordern.

    Und wenn Du völlig irre bist... Du kannst natürlich auch Focus-Stacking mit Film machen... die Einzelbilder werden gescannt und digital gestackt. Wird aber im Großformat ziemlich übel teuer. :D


    Das Objektiv ist für diese Aufgabenstellung jedenfalls nicht der limitierende Faktor. Viele der hier genannten Objektive sollten den Job erledigen können. Eine gute KB-Festbrennweite tut's auch (in Retro-Stellung natürlich). Die Vergrößerungsobjektive natürlich ebenso. Verschluß brauchst Du eh nicht (bzw. solltest Du nicht verwenden).

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Hallo Wilfried,

    eine Auflösung kann nie durch das Objekt, sondern nur durch die Abbildungskette begrenzt werden. Diese besteht aus Sensorauflösung und der für den vorliegenden Kontrastumfang maximal erreichbaren Auflösung mal dem gewünschten Qualitätsfaktor (eingebürgert hat sich ein Faktor von 2) des Objektives. Diese Objektivauflösung ist eine diesem bei der Konstruktion beigegebene Eigenschaft. Diese wird durch Objektiv-Restfehler (die durch Abblendung verringert werden können) und der Beugung am Spalt bei kleinen Blendenöffnungen auf der anderen Seite begrenzt. Das (für einen bestimmten Maßstab) gültige Optimum an Abblendung bestimmt sich also aus verschiedenen Faktoren. Bei der Betrachtung von Blendenwerten sind die tatsächlichen Blendenwerte und nicht die gravierten nominalblenden für 1:unendlich anzusetzen. Bei 1:1 wäre das beispielsweise bei einer gravierten Blende 22 eine von 44. Wird die reale (eingestellte) Blende kleiner als 1 mm, treten sichtbare Beugungserscheinungen auf. Deshalb kann man bei 750-mm-Reproobjektiven getrost mal auf 375 abblenden, bei einem 20 mm Lupenobjektiv besser nicht über 5,6 bis 8. Eine kurze Aufnahmebrennweite schränkt immer auch den nutzbaren Ausleuchtwinkel durch die Abschattungen des Objektives ein. Der Abstand von der Frontlinse zum Objekt wäre für das angeführte 20-mm-Objektiv bei 5:1 24 mm, bei einem 100-mm-Objektiv 120 mm. Die Länge des Balgenauszuges beim 20-mm-Objektiv (welches allerdings auf Grund des zu kleinen erfassten Dingraumes zu kurz ist) beträgt 120 mm, beim 100-mm-Objektiv 600 mm, immer gemessen von der optischen Mitte des Objektives. Sinnvoll wäre also für die gegebene Anwendung bei schrägliegendem Objekt (sonst wäre ja Scheimpflug unnötig) das Aufnahmeformat 13x18 bei paralleler Aufnahme ist dagegen 8x10" erforderlich!!! (damit genügend Raum ums Motiv bleibt), ich selbst würde in diesem Fall zum 120-mm-Apo-Macro-Sinaron digital greifen, das optimal für diesen Maßstab passt. Bei der Variante mit 8x10"-Film wäre das Rodenstock Macro-Sinaron 210 mm die richtige Wahl (bei einem Balgenauszug vom 1260 mm mit den für dieses Format notwendigen Spezialbalgen), der im Gesamtaufbau auch noch ruhig gestellt werden muss! Wenn die Schärfentiefe von der Aufgabenstellung her eingeschränkt fotografiert werden darf, kommst Du bei geschicktem Motivaufbau mit Scheimpflug so leidlich hin, anderenfalls ist Focusstacking oder "Kunst" angesagt! Die notwendige Lichtmenge beträgt übrigens das 36-fache gegenüber 1:unendlich...

    VG Thomas

    Der Fotograf zum Maler: Geiles Bild - mit welchem Pinsel gemalt?

    2 Mal editiert, zuletzt von Thomas Kreil (20. Oktober 2016 um 14:07)

  • Hallo Thomas,

    auch Du bist an die Gesetze der Optik und Physik gebunden.

    Wenn Du diese Voraussetzung vorgibst: Also daß ein gegebenes, dreidimensionales, kleines Motiv mit einer vorgegebenen Perspektive, das von vorn bis hinten mit einer einzelnen Belichtung scharf abgebildet werden soll, dann begrenzt sehr wohl das Motiv den erzielbaren Detailgehalt im Bild -- und das ist dann ziemlich unabhängig davon, mit welchen Objektiven und Kameras Du darauf losgehst, solange sie nur "gut genug" sind.

    Das ist in diesem Falle ganz sicher gegeben. Kai verwendet u.A. eine DSLR mit 42 Megapixeln. Wir reden also von gut 2500 Linienpaaren Bildhöhe. Um das nutzen zu können, müssten hier motivseitig ca. 70 lp/mm erzielt werden. Dafür wird eine numerische Apertur von ca. 0,04 benötigt. Das ist nicht viel, aber begrenzt die Tiefenschärfe eben auch schon gewaltig: Bei einer Abweichung von nur 1mm (objektseitig) bekommst Du schon einen Zerstreuungskreis, der objektseitig ca. 0,08 mm entspricht.

    Das wird also nicht funktionieren. Man wird die 42 Megapixel nicht "ausfahren" können, egal was man an Optik davor hängt -- außer man lässt sich auf Focus Stacking ein. Man wird auch mit Großformat nicht mehr bekommen, denn die physikalischen Einschränkungen durch die Aufgabenstellung sind hier dieselben!

    Bei Kais Aufgabenstellung ist in der Regel selektive Schärfe nicht gewünscht. Wenn doch, hätte er das wohl dazugesagt. Es las sich für mich aber nicht so.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Nur lässt sich ein Ring von 35 mm nicht im Maßstab von 5:1 auf 24x36 mm abbilden. Aber der angeführte Ansatz, mit 4x5" zu fotografieren, landet praxisgerecht bei 2:1, nicht 5:1! da nun offensichtlich digital fotografiert werden soll, reicht jedes Standart-KB-Makro-Objektiv.
    Was Deine Darstellung der maximal möglichen Schärfentiefe anbelangt, sind die durch die theoretisch erforderliche NA rein rechnerisch notwendigen 70 l/mm sicher die Untergrenze, die fas jedes leidlich für diesen Maßstab geeignetes Objektiv liefert. Das von mir aufgeführte EL-Nikkor 1:2,8/50 mm in Retrostellung löst gemessen bei 6,3:1 570 Linien auf. Eine Abblendung kann natürlich die Schärfentiefe erhöhen (zu Lasten der Maximalauflösung), was bei dem vorgeschlagenen Objektiv immerhin noch eine respektable Auflösung ermöglicht. So, wie ich die etwas verworrene Aufgabenstellung gedeutet habe, liegt allerdings das Primat auf der Fotografie mit einer Fachkamera auf Planfilm und dazu siehe meine obigen Ausführungen

    Hallo Thomas,

    auch Du bist an die Gesetze der Optik und Physik gebunden.

    Wenn Du diese Voraussetzung vorgibst: Also daß ein gegebenes, dreidimensionales, kleines Motiv mit einer vorgegebenen Perspektive, das von vorn bis hinten mit einer einzelnen Belichtung scharf abgebildet werden soll, dann begrenzt sehr wohl das Motiv den erzielbaren Detailgehalt im Bild -- und das ist dann ziemlich unabhängig davon, mit welchen Objektiven und Kameras Du darauf losgehst, solange sie nur "gut genug" sind.

    Das Motiv begrenzt immer noch nicht den Detailgehalt, sondern die Abbildungskette, wie oben ausgeführt!

    VG Thomas

    Der Fotograf zum Maler: Geiles Bild - mit welchem Pinsel gemalt?

  • Das Motiv begrenzt den Detailgehalt, weil es vorgibt, wie stark man abblenden muß. Was ist denn daran so kompliziert?

    Eine Briefmarke ist "flach" und macht daher keine Probleme in dieser Hinsicht.

    Ein Diamant oder Ring (oder Diamantring) hingegen ist dreidimensional, und wenn er von vorn bis hinten scharf abgebildet werden soll, dann kann dies in einer einzelnen Aufnahme nicht in beliebig hoher Auflösung (objektseitig) gelingen. Es gibt hier eine Grenze, die durch das Motiv selbst vorgegeben ist.

    Um diese Grenze zu durchbrechen, muß man darauf verzichten, in einer einzelnen Aufnahme das gesamte Motiv scharf abbilden zu können. Damit ist man dann beim Focus Stacking.

  • Das mit der Beugung wird überbewertet, hier bei diesem Beispiel habe ich mein 80mm Lupenobjektiv auf f32 abgeblendet und bei einem Massstab von ca. 10:1 habe ich immerhin ca. 5-6mm Schärfentiefe, leider ist sie mir beim stark abblenden nach hinten gewandert, das alles auf 8x10 inch
    forum.grossformatfotografie.de/attachment/809/

    " You push the button and we do the rest."
    Kodak Werbespruch!
    Today
    "You push the button and the pixels do the rest"

  • DEPTH OF FIELD VERSUS DIFFRACTION - THE OPTIMUM WORKING APERTURES


    "" Because large taking formats require long focal lengths, large format lenses have to be
    stopped down quite a lot in order to provide sufficient depth of field.

    A certain amount of stopping down is also normally required to suppress the residual
    aberration which can never be corrected 100%.

    But at low apertures diffraction -an unavoidable physical effect -increases so that the
    sharpness is visibly reduced. For this reason, you should never stop down any more than is
    absolutely necessary.""

    -------------------------------------------------------------------------


    Sagte einst Firma Rodenstock ( ich hab leider die deutsche Version auf die Schnelle nicht gefunden), die in der Verschwörungstheorie "Beugungsunschärfe" stets Vorreiterfunktion hatten :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Hallo Ritchie,

    für eine "Verschwörungstheorie" ist die Beugungsunschärfe (ich würde den zugrunde liegenden physikalischen Effekt eigentlich lieber "Öffnungsschärfe" nennen) bemerkenswert gut dokumentiert und nachvollziehbar. ;)

    Tatsache ist aber daß oft nicht weit genug abgeblendet wird.

    In der Mikrofotografie ist jedoch einiges anders als man es von der "normalen" Fotografie gewohnt ist. Wenn man mikroskopische Strukturen aufnehmen will, entscheidet fast ausschließlich die numerische Apertur über die auf der Objektebene erzielbare Auflösung. Und diese ist sozusagen bloß eine mikroskopgerechte Form der Blendenzahl.

    Daher wird auf allen Mikroskop-Objektiven als wichtigste Größe die numerische Apertur angegeben. Eine Einstellmöglichkeit für die "Blendenzahl" gibt es nicht -- denn man möchte beim Mikroskop immer die volle Lichtstärke und Auflösung des Objektivs nutzen. Mikroskop-Objektive werden also quasi immer mit Offenblende betrieben.

    Die numerische Apertur legt jedoch nicht nur die erreichbare Auflösung ganz klar fest, sondern auch die "Tiefenschärfe" (sofern man in der Mikroskopie von so etwas reden kann). Der Raumwinkel, in dem die von einem Punkt ausgehenden Lichtstrahlen zur Abbildung beitragen, wird nämlich durch die numerische Apertur präzise festgelegt -- somit auch die objektseitige Größe der Zerstreuungskreise bei fehlerhafter Fokussierung.

    Da man mit größerer numerischer Apertur eine größere Auflösung erzielen kann und somit auch erwartet, ist dann auch die tolerierbare Größe der Zerstreuungskreise entsprechend kleiner. Grob gesagt viertelt sich also die Tiefenschärfe, wenn man die numerische Apertur (und somit die erreichbare Auflösung) verdoppelt.

    Dieser Zusammenhang zwischen objektseitiger Auflösung, Tiefenschärfe und numerischer Apertur ist universell und völlig unabhängig von Brennweite, Aufnahmeformat, und Vergrößerungsfaktor. Natürlich hängt die erreichbare Detailwiedergabe letztendlich von der gesamten Abbildungskette ab... aber: entscheidend dabei ist: Was ist das schwächste Glied der Kette? Wenn man das "hintere Ende" der Abbildungskette (also z.B. das Aufnahmeformat) sehr stark überdimensioniert, gewinnt man praktisch nichts. Um einen echten Gewinn zu erzielen, muß der "Flaschenhals", also das limitierende Glied der Kette, erkannt und optimiert werden.

    Die von Thomas Kreil für das EL-Nikkor angegebene Auflösung ist übrigens interessant, weil sie schon jenseits dessen liegt, was nach dem Rayleigh-Kriterium bei f/2,8 überhaupt erreichbar ist. Das wären ca. 527 lp/mm für grünes Licht mit 550 nm Wellenlänge. Natürlich ist das so eine Sache, denn man kann auch andere Kriterien zugrunde legen. Das absolute, harte Limit, das nicht erreicht werden kann, ist das Sparrows-Kriterium. Nach diesem ist bei f/2,8 bei ca. 683 lp/mm Ende Gelände -- das ist ein Wert, der eine nicht erreichbare Grenze darstellt. Das Rayleigh-Kriterium ist eigentlich willkürlich und sehr viel "konservativer", und wird von vielen Objektiven tatsächlich erreicht. Tatsächlich habe ich auch schon erlebt, daß es von einigen besonders guten Objektiven ein wenig übertroffen wurde. Das spricht natürlich schon für das EL-Nikkor, bei diesem ist es offenbar genauso. Aber man muß dazu sagen, daß viele der besseren Objektive im zentralen Bildbereich nahezu beugungsbegrenzt arbeiten. Selbst bei Großformat-Objektiven! Es ist also nicht unbedingt nötig, ein EL-Nikkor zu kaufen, um Mikrofotografie zu machen, viele andere Objektive werden ebenfalls eine sehr gute Leistung bringen. Wichtiger ist allerdings die kompetente Anwendung!

    Und in der Tat wird man viele Objektive gar nicht weit genug abblenden können, um eine ausreichende Schärfentiefe für ein dreidimensionales, sehr kleines Objekt zu erreichen. Da interessiert dann nicht mehr, welche Auflösung das Objektiv theoretisch mit Offenblende in der Bildmitte erreichen könnte -- vielmehr interessiert die maximal einstellbare Blendenzahl. Hier kommen dann u.U. diese Tiefenschärfedehner - Hilfsblenden zum Einsatz. Oder aber ein Repro-Objektiv, das extrem hohe Blendenzahlen erlaubt.

    Für maximale Auflösung in der Mikrofotografie von räumlichen Gegenständen bleibt einem Focus Stacking also nicht erspart. Denn wenn man weit genug abblendet, um mit einer Einzelaufnahme hinzukommen, ist das "hintere Ende" der Abbildungskette ist in der Regel sowieso überdimensioniert.

    Viele Grüße
    Wilfried

    • Offizieller Beitrag

    Um den Thread mal etwas aufzulockern, solltet Ihr Euch diesen Film über den britischen Fotografen Levon Bliss anschauen. Mit einer 36MP Kamera, einem 200mm Makro und einem vorgesetzten Mikroskop-Objektiv erschafft er aus bis zu 10.000 Einzelbildern überirdisch schöne Fotografien von Insekten.

    Kernaussage in technischer Hinsicht ist, dass der Schärfentiefebereich bei diesen Vergrösserungsmassstäben bei nur 10 Micron liegt, weshalb die gigantische Menge an Bildern erforderlich wird, um das Objekt in dieser Auflösung und Grösse erstellen zu können.

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  • Also die theoretischen Ausführungen Wilfrieds sind nett, der Film sicher auch - aber nicht dem Thema folgend, wie von Wilfried selbst gefordert wurde.

    Wir reden hier ursächlich über Makrofotografie ohne Stacking.
    Zumindest war das die Eingangsfrage.

    Von daher würde ich vorschlagen, mal wieder zur Praxis zurückzukommen.
    5:1 am wunschgemäß verwendeten digitalen KB-Sensor geht nicht formatfüllend.
    Der Masstab wird also deutlich kleiner, womit die Schärfentiefe kein grosses Thema mehr bleibt.
    Der Rest wurde bereits genannt - Vergrösserungsobjektive ( oder Lupeobjektive) sind für grössere Masstäbe optimiert.
    Thomas hat das Hintergrundwissen, um noch kurz zu klären, ob diese Optiken dem digitalen Medium gerecht werden können.
    Ein stabiler Aufbau also noch, und dann beste Fahrt :)

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Für den KB-Sensor sind wir hier eher im Bereich 1:1 oder noch knapp darunter. Da tut es ein ganz normales Makro-Objektiv für KB. Vielleicht in Kombination mit einem TS-Balgengerät, damit man scheimpflügen kann.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Vielleicht in Kombination mit einem TS-Balgengerät, damit man scheimpflügen kann.

    Da hätte ich auch noch eine Empfehlung. Ab und an wird das Mamiya Balgengerät der 645 im Netz angeboten. Das hat Tilt und Shift-Möglichkeit.
    Ich habe es günstig erworben und es auf die Nikon adaptiert (Zörkendörferanschluß kameraseits). Als Optik verwende ich das Biometar 2,8/120mm und das Mamiya 4/80mm Makro. Natürlich lassen sich durch Adapter vorne auch Nikon Optiken verwenden.
    Das "Grundrohr" ist doppelt und kann unten ausgeklappt werden. Somit hat man noch zusätzlich einen Objektivschlitten.

    Gruß
    Winfried

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